Immo Appenzeller | 145
und verteilte sich auf Forschungseinrichtungen auf allen bewohnten Kontinenten
dieses Planeten.
Besonders wichtig für meine Arbeit waren in der Vergangenheit die Beobach-
tungsstationen des „European Southern Observatory“ (ESO), die von elf europäi-
schen Ländern zusammen mit dem Gastland in Chile betrieben werden. Ab 1971
war ich regelmäßig Gast am ESO-Observatorium La Silla, das etwa 500 km nörd-
lich der chilenischen Hauptstadt Santiago am Südrand der Atacama-Wüste liegt. In
den letzten Jahren wurde das ESO-Observatorium Paranal mit dem „Very Large
Telescope“ (VLT) für mich wichtiger. Das VLT ist zur Zeit das größte existierende
optische Instrument. Es besteht aus vier ortsfesten 8,2-m-Teleskopen und drei klei-
neren, fahrbaren 1,8-m-Teleskopen. Das VLT wurde im trockensten Teil der Ataca-
ma, etwa 1200 km nördlich von Santiago errichtet und hat 1999 begonnen, schritt-
weise seinen wissenschaftlichen Betrieb aufzunehmem. Bei diesem Teleskop hatte ich
das Privileg, ab 1983 an seiner Planung und Realisierung mitarbeiten zu können und
zwar von den ersten konzeptionellen Überlegungen, der Suche nach einem geeig-
neten Standort, der Ausrüstung mit leistungsfähigen Fokalinstrumenten, bis schließ-
lich zur wissenschaftlichen Nutzung dieses sehr erfolgreichen europäischen Gemein-
schaftsprojekts.
Neben astronomischen Instrumenten für die bodengebundene Astronomie
entwickelt die Heidelberger Sternwarte auch Geräte für die Weltraumastronomie.
Zu den wichtigsten Plattformen für diese Geräte gehören die Weltraumfähren der
NASA und damit in eine Umlaufbahn gebrachte Satelliten. Insgesamt war die Lan-
dessternwarte bis jetzt an 10 der etwa 112 bisherigen Shuttle-Flüge mit Experimen-
ten beteiligt. Bei zwei dieser Missionen (den FUV-Spektroskopie-Experimenten
ORFEUS I und II) war ich persönlich involviert, was mehrere interessante Arbeits-
aufenthalte an der Cape Canaveral Air Force Base und am Kennedy Space Center in
Florida notwendig machte.
Von ganz anderer Art war eine auswärtige Tätigkeit bei der Internationalen
Astronomischen Union (IAU) in Paris. Diese von etwa 70 Ländern gemeinsam
finanzierte und anerkannte Organisation koordiniert die astronomische Forschung
und ihre Anwendung weltweit. Zu den Aufgaben der IAU gehört zum Beispiel die
internationale Vereinbarung und Synchronisation der verschiedenen Zeitsysteme
(wozu die im täglichen Leben benutze Zeit gehört, die an die — nicht ganz konstante
- Erdrotation angeschlossen ist). Daneben hat die IAU em Mitspracherecht bei der
Verteilung der Radiofrequenzen (um astronomisch wichtige Frequenzbänder gegen
kommerzielle und militärische Interessen zu verteidigen). Sie bemüht sich — mit
wechselndem Erfolg — den internationalen wissenschaftlichen Informations- und
Personenaustausch auch in Zeiten von heißen und kalten Kriegen und lokalen und
internationalen Boykottmaßnahmen aufrecht zu erhalten und sie veranstaltet oder
fördert internationale Tagungen und Kooperationen. Zwischen 1991 und 2000
gehörte ich dem IAU Executive Committee an, und von 1994 bis 1997 leitete ich
als Generalsekretär der Union das lAU-Büro, das sich in Paris befindet. Dieses Amt
war mit viel Arbeit verbunden, aber nicht zuletzt deshalb ein Vergnügen, weil Paris
mit seiner Kombination von weit zurückreichender Tradition und einer in die
und verteilte sich auf Forschungseinrichtungen auf allen bewohnten Kontinenten
dieses Planeten.
Besonders wichtig für meine Arbeit waren in der Vergangenheit die Beobach-
tungsstationen des „European Southern Observatory“ (ESO), die von elf europäi-
schen Ländern zusammen mit dem Gastland in Chile betrieben werden. Ab 1971
war ich regelmäßig Gast am ESO-Observatorium La Silla, das etwa 500 km nörd-
lich der chilenischen Hauptstadt Santiago am Südrand der Atacama-Wüste liegt. In
den letzten Jahren wurde das ESO-Observatorium Paranal mit dem „Very Large
Telescope“ (VLT) für mich wichtiger. Das VLT ist zur Zeit das größte existierende
optische Instrument. Es besteht aus vier ortsfesten 8,2-m-Teleskopen und drei klei-
neren, fahrbaren 1,8-m-Teleskopen. Das VLT wurde im trockensten Teil der Ataca-
ma, etwa 1200 km nördlich von Santiago errichtet und hat 1999 begonnen, schritt-
weise seinen wissenschaftlichen Betrieb aufzunehmem. Bei diesem Teleskop hatte ich
das Privileg, ab 1983 an seiner Planung und Realisierung mitarbeiten zu können und
zwar von den ersten konzeptionellen Überlegungen, der Suche nach einem geeig-
neten Standort, der Ausrüstung mit leistungsfähigen Fokalinstrumenten, bis schließ-
lich zur wissenschaftlichen Nutzung dieses sehr erfolgreichen europäischen Gemein-
schaftsprojekts.
Neben astronomischen Instrumenten für die bodengebundene Astronomie
entwickelt die Heidelberger Sternwarte auch Geräte für die Weltraumastronomie.
Zu den wichtigsten Plattformen für diese Geräte gehören die Weltraumfähren der
NASA und damit in eine Umlaufbahn gebrachte Satelliten. Insgesamt war die Lan-
dessternwarte bis jetzt an 10 der etwa 112 bisherigen Shuttle-Flüge mit Experimen-
ten beteiligt. Bei zwei dieser Missionen (den FUV-Spektroskopie-Experimenten
ORFEUS I und II) war ich persönlich involviert, was mehrere interessante Arbeits-
aufenthalte an der Cape Canaveral Air Force Base und am Kennedy Space Center in
Florida notwendig machte.
Von ganz anderer Art war eine auswärtige Tätigkeit bei der Internationalen
Astronomischen Union (IAU) in Paris. Diese von etwa 70 Ländern gemeinsam
finanzierte und anerkannte Organisation koordiniert die astronomische Forschung
und ihre Anwendung weltweit. Zu den Aufgaben der IAU gehört zum Beispiel die
internationale Vereinbarung und Synchronisation der verschiedenen Zeitsysteme
(wozu die im täglichen Leben benutze Zeit gehört, die an die — nicht ganz konstante
- Erdrotation angeschlossen ist). Daneben hat die IAU em Mitspracherecht bei der
Verteilung der Radiofrequenzen (um astronomisch wichtige Frequenzbänder gegen
kommerzielle und militärische Interessen zu verteidigen). Sie bemüht sich — mit
wechselndem Erfolg — den internationalen wissenschaftlichen Informations- und
Personenaustausch auch in Zeiten von heißen und kalten Kriegen und lokalen und
internationalen Boykottmaßnahmen aufrecht zu erhalten und sie veranstaltet oder
fördert internationale Tagungen und Kooperationen. Zwischen 1991 und 2000
gehörte ich dem IAU Executive Committee an, und von 1994 bis 1997 leitete ich
als Generalsekretär der Union das lAU-Büro, das sich in Paris befindet. Dieses Amt
war mit viel Arbeit verbunden, aber nicht zuletzt deshalb ein Vergnügen, weil Paris
mit seiner Kombination von weit zurückreichender Tradition und einer in die