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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2004
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Antrittsreden
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Appenzeller, Immo: Antrittsrede vom 11. Dezember 2014
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https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0134
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146 | ANTRITTSREDEN

Zukunft gerichteten Vitalität zu den Orten in Europa gehört, an denen ich beson-
ders gerne bin.
Ein wichtiger zukünftiger Arbeitsplatz wird das neue Large Binocular Tele-
scope (LBT) sein, das zur Zeit auf dem Mt. Graham in Arizona im Aufbau ist. Die-
ses internationale Projekt, bei dem aus Heidelberg das Max-Planck-Institut für
Astronomie und die Landessternwarte beteiligt sind, wird bei seiner Fertigstellung in
einigen Jahren das größte astronomische Einzelteleskop sein und eine Reihe ganz
neuer wissenschaftlicher Möglichkeiten eröffnen. Beim LBT wurden die Konzepti-
on und die technischen Einzelheiten von unseren amerikanischen und italienischen
Partnern erarbeitet. Aber Heidelberg wird zusammen mit Partnerinstituten in
Mannheim, Garching, Bochum und Potsdam wesentliche Teile der Fokalinstrumen-
tierung liefern.
Nachdem ich so viel über Geräte berichtet habe, noch einige Worte zu den
wissenschaftlichen Zielen, die wir mit diesen aufwändigen und teuren Instrumenten
verfolgen: Das grundsätzliche Ziel der Astrophysik ist die Untersuchung und Auf-
kärung der physikalischen Vorgänge im gesamten Kosmos. Da wir im fernen Kosmos
Bedingungen finden, die weit außerhalb der Möglichkeiten irdischer Laboratorien
liegen, kann man mit den Methoden der Astrophysik besonders gut die Grenzberei-
che unserer physikalischen Gesetze studieren und damit oft entscheidend zur Wei-
terentwicklung der physikalischen Vorstellungen und Theorien beitragen.
Meine eigenen Forschungsinteressen betrafen in der Vergangenheit sehr unter-
schiedliche Teilaspekte dieser grundsätzlichen Fragestellung, angefangen von den
physikalischen Vorgängen auf der Oberfläche unserer Sonne bis zu Aufklärung der
Natur der entferntesten beobachtbaren kosmischen Objekte. Schwerpunkte waren
die Physik extrem heller Sterne, die wegen ihrer enormen Strahlungsfelder instabil
sind, die Frage, wie neue Sterne und Planetensysteme entstehen (und damit die
Frage unserer eigenen Herkunft) sowie die Entstehung und Entwicklung von Ster-
nen und Galaxien in den Frühphasen unseres Universums. Mit den genannten neuen
Großteleskopen gelang es uns dabei sowohl grundlegende Prozesse bei der Entste-
hung sonnenähnlicher Sterne zu bestimmen, als auch — in den letzten Jahren - mit
spektroskopischen Methoden die Eigenschaften und die Zusammensetzung von
Galaxien zu entschlüsseln, deren Licht ausgesandt wurde, als unser Kosmos erst weni-
ge Prozent seines gegenwärtigen Alters erreicht hatte. Fernziel der zuletzt genann-
ten Arbeiten, die mich zur Zeit hauptsächlich beschäftigen, ist es, herauszufinden, wie
— und warum — unser Kosmos in seiner heutigen Form entstanden ist und was die
Natur der (bis jetzt unbekannten und unverstandenen) physikalischen Kräfte und
Energien ist, die seine gegenwärtige Entwicklung hauptsächlich bestimmen. Der
Zeitrahmen dieser Vorstellung erlaubt es mir nicht, auf diese interessanten Fragen im
Einzelnen einzugehen. Falls Sie Interesse daran haben sollten, wäre es für mich aber
ein Vergnügen, Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt mehr darüber zu berichten.
 
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