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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2004
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Ahlrichs, Reinhart: Ernst-Ulrich Franck (2.8.1920-21.12.2004)
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NACHRUFE


ERNST-ULRICH FRANCK
(2.8.1920-21.12.2004)

Ernst-Ulrich Franck gehört zu einer Altersgruppe, die nach der Erfahrung heute
kaum vorstellbarer wirtschaftlicher und politischer Wirren sowie einem leidvollen
sechsjährigen Krieg und Kriegsdienst, mit 25 Jahren vor dem Nichts standen. Den-
noch hatte er wohl keine Zweifel, das in Hamburg und Göttingen sporadisch begon-
nene Studium der Chemie wieder aufzunehmen, was ihm dank exzellenter voran-
gegangener Leistungen dann in Göttingen, einer der wenigen Universitäten, die den
Krieg ohne größere Schäden überstanden hatten, bereits 1945 ermöglicht wurde. Im
Physikalisch-Chemischen Institut konnte er unter der Leitung von Arnold Eucken
1950 mit einer Arbeit über die Wärmeleitfähigkeit von Gasen promovieren.
Ernst-Ulrich Franck war dankbar für die ihm gebotene Möglichkeit, unter
Eucken und dessen Nachfolger Jost wissenschaftlich arbeiten zu können, auch wenn
die Umstände zeitgemäß schwierig waren. Als Charakterisierung der damaligen
Arbeitsbedingungen erzählte er gelegentlich folgende Begebenheit. Eucken hatte
einen kleinen Vorrat an Quecksilber über die Kriegswirren gerettet, den er Besu-
chern des Instituts voll Stolz zeigte. Aber auch die Mitarbeiter wussten von diesem
in einem Schrank in Euckens Dienstzimmer verborgenen Schatz, der für viele Expe-
rimente unabdingbar war. So passierte das Unvermeidliche: als Eucken das Queck-
silber wieder einem Besucher vorführen wollte, war die Flasche praktisch leer.
Eucken soll nach einem ersten Schrecken die Fakten mit Verständnis akzeptiert
haben.
Unter diesen Umständen war es eine erste große Herausforderung, ein geeig-
netes Forschungsgebiet für weitere wissenschaftliche Arbeiten zu finden. Mit Fin-
gerspitzengefühl und Weitblick entschied sich Franck für das Studium der Eigen-
schaften von Stoffen im überkritischen Zustand. Das war eine glückliche Wahl, die
seine wissenschaftlichen Ziele für sein Leben definierte. Ein erster großer Erfolg sei-
 
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