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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2004
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 7. Mai 2004
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Knapp, Fritz Peter: Sein oder Nichtsein: Erkenntnis, Sprache, Geschichte, Dichtung und Fiktion im Hochmittelalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0065
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7. Mai 2004 | 77

Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 7. Mai 2004
GESCHÄFTSSITZUNG
1. Die Klasse nominiert Herrn Prof. Dr. Frank-Rutger Hausmann (Romanistik,
Freiburg) zur Zuwahl durch die Akademie.
2. Der Sekretär berichtet über das Angebot des Instituto de la lengua castellana y
leonesa der Regionalregierung von Kastilien-Le6n, sich an der Erarbeitung des
Diccionario del espanol medieval zu beteiligen, um es nach Auslaufen der För-
derung durch die Union im Jahre 2010 allein zu Ende zu führen. Die Klasse
ermächtigt den Vorstand, die Verhandlungen mit der spanischen Seite im Sinne
der vom Sekretär dargelegten Vorschläge zum Abschluß zu bringen.
3. Die Klasse wählt Frau Leopold sowie die Herren Achim Aurnhammer (Freiburg),
Hagedorn, Selim und Smolinsky in die Kommission für das Projekt Europa
Humanistica. Zum Kommissionsvorsitzenden wird Herr Mertens bestimmt. - In
die Kommission für das Projekt Keilschriften aus Assur wählt die Klasse die Her-
ren Alföldy, Andrew R. George (London), Röllig und Gernot Wilhelm (Würz-
burg); zum Kommissionsvorsitzenden wird Herr Gehrke bestimmt.
WISSENSCHAFTLICHE SITZUNG
Herr Fritz Peter Knapp hält einen Vortrag: „Sein oder Nichtsein. Erkenntnis,
Sprache, Geschichte, Dichtung und Fiktion im Hochmittelalter“.
Der Vortrag skizziert zuerst die Konzeptionen von Sprache und Erkenntnis in der
modernen Philosophie und — in Gegensatz dazu — in der augustinischen Lehre und
in der hochmittelalterlichen Scholastik, untersucht dann das Verhältnis von Erkennt-
nis und Fiktion in der Poetik des 12. Jahrhunderts, erwägt die Möglichkeit „realisti-
scher“ fiktiver Romane im Hochmittelalter, dies mit negativem Ergebnis, registriert
statt dessen eine breite Palette legitimer fiktionaler Ergänzungen historischer Fakti-
zität in Geschichtsschreibung und Geschichtsepik und stellt diesem dominanten
erzählerischen Verfahren die umfangmäßig bescheidene, weil theoretisch prekäre,
deshalb aber gerade um so revolutionärerer Praxis ,rein’ fiktionalen Erzählens im
Hochmittelalter gegenüber.
Ausgehend von dem gesicherten Befund, daß die vor-, früh- und hochschola-
stische Erkenntnistheorie grundsätzlich auf einem objektivistischen ontologischen
Standpunkt steht, geht es um die Widerlegung eines gängigen modernen Mißver-
ständnisses. Aus jener Erkenntnistheorie ließ sich die Vorstellung eines eigenständi-
gen, keineswegs bloß gleichnishaften Erkenntniswertes des Imaginären und Fiktiven
nicht ableiten. Abaelard etwa hat zwar in durchaus modernem Sinne eine Wesens-
verwandtschaft von Traumbildern und den Imaginationen schöpferischer Künstler
erkannt, jedoch gerade in ihrer negativ zu bewertenden Entfernung von der Wirk-
 
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