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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2004
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Antrittsreden
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Altherr, Rainer: Antrittsrede vom 11. Dezember 2004
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https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0127
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Rainer Altherr

139

Antrittsrede von Herrn RAINER ALTHERR
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 11. Dezember 2004.


Herren Sekretäre,
sehr verehrte Damen und Herren,
als mir im Sommer letzten Jahres mitgeteilt wurde, daß
ich zum Ordentlichen Mitglied der Heidelberger Aka-
demie der Wissenschaften gewählt worden war, hat
mich dies überrascht und natürlich gefreut. Heute kann
ich feststellen, daß sich meine damaligen Hoffnungen
auf interessante Gespräche mit Kolleginnen und Kolle-
gen anderer Fachrichtungen erfüllen, und ich finde es
schön, daß ich Ihnen jetzt ein wenig aus meinem Leben
berichten darf.

Geboren wurde ich 1947 in Freiburg i.Br. Meine Mutter studierte damals
Mathematik, mein Vater Forstwissenschaften. Kindheit und Grundschulzeit ver-
brachte ich an wechselnden Orten auf der Schwäbischen Alb, im Nordschwarzwald

und im östlichen Westfalen, der Heimat meiner Mutter. Auf der Schwäbischen Alb
trieb ich mich häufig in Steinbrüchen herum und sammelte - angeregt durch mei-
nen Vater - Fossilien. Eines Tages fand ich einen größeren Ammoniten aus dem
Weißen Jura, der zu schwer für mich war, um ihn nach Hause zu tragen. Also mobi-
lisierte ich meinen Vater, und gemeinsam transportierten wir dann dieses Fossil auf
dem Gepäckträger seines Fahrrades nach Hause. Als ich zwölf Jahre alt war, übersie-
delten wir wieder nach Freiburg, wo ich dann 1967, nach einer „Ehrenrunde“ in der
Obertertia, auch mein Abitur ablegte.
Da ich mich für alle Fächer gleichermaßen interessierte, war mir lange Zeit
unklar, was ich studieren könnte. Ganz sicher wußte ich jedoch, daß Forstwissen-
schaften nicht in Frage kamen. Dies mag unter anderem auch daran gelegen haben,
daß mein Vater auf unseren gemeinsamen Gängen durch den Wald ein wenig zu sehr
darauf bedacht war, meine Kenntnisse in Botanik zu verbessern. Schließlich ent-
schied ich mich für Mathematik und Physik und begann mein Studium 1967 an der
Universität Freiburg. Im Verlauf von vier Semestern wurde mir dann aber klar, daß
mir der direkte Bezug zur Natur sehr fehlte und so entschloß ich mich, das Studi-
um der Mineralogie und Geologie zu beginnen. Sehr schnell stellte sich dann her-
aus, daß dieser Schritt richtig gewesen war. Unter anderem war es ein Mitglied unse-
rer Akademie, Wolfhard Wimmenauer, der mich begeisterte. Ihm gelang es, mir mit
ausgesuchten Felsaufschlüssen im Schwarzwald, wenigen Zeichenstrichen auf dem
Papier und präzisen Worten die Entstehung granitischer Teilschmelzen in der Erd-
kruste und vieles mehr zu erklären.Vom Schauinsland-Gebiet im südlichen Schwarz-

wald sprach er immer als dem „obersten Stockwerk einer ehemaligen Granitküche“.
Wichtig für meine Zukunft war auch, dass ich bereits nach dem ersten Fachsemester
an einer Exkursion nach Kreta teilnehmen konnte. Dabei muß ich mich dann wohl
 
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