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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2004
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Fliedner, Theodor M.: Hans Erhard Bock (31.12.1903-12.7.2004)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0144
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NACHRUFE

Die von Hans Erhard Bock vorgegebenen Stichworte, nämlich Gene, Pflicht,
Familie, Lehrer - auch Verzicht - sollen daher in diesem Nachruf ihren Niederschlag
finden.
Hans Erhard Bock wurde am 31.12.1903 in Waltershausen in Thüringen als
Sohn des Schulrektors Wilhelm Bock und dessen Ehefrau Gertrud, geborene Kohl-
stock, geboren. 1910 wird er in Gotha eingeschult und vollendet seine schulische
Ausbildung 1922 mit dem Abitur des „ehrwürdigen“ (wie er selbst es ausdrückt)
Gymnasiums Ernestinum. Er war verheiratet mit Elisabeth, geb. Nehlsen. Das Ehe-
paar Bock hat zwei Töchter: Maren Papenberg-Bock, verheiratet mit Dr.Jörg Papen-
berg, dem chirurgischen Chefarzt des Diakonissenkrankenhauses Marburg-Wehrda
(drei Söhne, eine Tochter), und Dr. med. Wiebke Eglinger-Bock, verheiratet mit dem
Dipl.-Ing. Architekt Eglinger in Herrsching-München (zweiTöchter, ein Sohn).
Der „klassischen“ Schulbildung folgte dann der Weg in die Medizin. Herr
Bock studierte in Marburg bis zum Physikum und erlebte die klinischen Semester
in München, Jena, Bonn und Hamburg, wo er 1927 das Staatsexamen ablegte und
em Jahr später, am 15.08.1928, zum Dr. med. promoviert wurde. Assistentenjahre
folgten von 1927 bis 1933, ebenfalls in Hamburg, in der Pathologie, der Pharmako-
logie, der Inneren Medizin und der Neurologie und legten so em breites Fundament
für die spätere Tätigkeit als wissenschaftlich fundierter Arzt. Er selbst schildert diese
Zeit wie folgt: „Ich war damals unsicher, ob ich Frauenarzt, Chirurg oder Internist
werden wollte. Zwei Jahre Pathologie bei Friedrich Wohlwill in Hamburg ließen
mich schwanken, ob ich nicht Pathologe werden sollte: mein „morphologisches
Bedürfnis“ war groß. Ein halbes Jahr Pharmakologie bei Arthur Bornstein brachte
mich mit der experimentellen Pathophysiologie in Berührung. Neurologie lernte
ich bei Heinrich Pette, um dann — überzeugt von der zentralen Stellung der Inne-
ren Medizin - bei Carl Hegler klinische Medizin, vor allem Hämatologie und Infek-
tionslehre, zu lernen. Das Krankenhaus St. Georg war die beste Schule für Differen-
tialdiagnostik und Differentialtherapie“.
1933 wechselte Hans Erhard Bock nach Frankfurt, um sich 1935 bei Franz Vol-
hard mit einer Arbeit über die Agranulozytose zu habilitieren. In dieser Arbeit konn-
te er zeigen, dass diese Erkrankung weder das Resultat einer Infektion noch einer
dosisabhängigen Intoxikation war, sondern eine medikamentöse Allergie. Obgleich
er sich in derVolhard’schen Klinik auch mit Kreislauf-Studien beschäftigte, so wand-
te er sich in diesen Jahren der Hämatologie zu - stimuliert auch durch die neuen
methodischen Entwicklungen dieses Faches. Zu nennen sind die Heilbarkeit der
perniziösen Anämie durch Lebertherapie (entdeckt durch Whipple, Minot und Mur-
phy (1922), aber auch die Möglichkeiten, sich mit dem blutbildenden Knochenmark
direkt (Sternalpunktion) zu beschäftigen oder auch die Möglichkeiten, die zirkulie-
renden Blutkörperchen zu beobachten und den „Heilungsprozess in Zeitlupentem-
po zu verfolgen“. „Ich habe diese Fährte bis heute nicht verlassen und enzymatisch
und immunpathologisch mit meinen Mitarbeitern weiterverfolgt“ (Antrittsrede in
der Akademie 1970).
1938 bis 1942 war Herr Bock Oberarzt bei Professor Koch in Tübingen und
für ein Semester in Berlin. Er wurde dann zum Wehrdienst (Stabsarzt bei der Luft-
 
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