Hans Erhard Bock | 157
waffe) eingezogen und war beratender Internist in Italien. Nach dem 2. Weltkrieg
kehrte Herr Bock nach Tübingen zurück, um bei Hermann Bennhold als Oberarzt
in der Medizinischen Klinik zu wirken. In diesen Jahren (1945-1949) entstanden vor
allem wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der hämatologischen Onkologie (Wir-
kung von Urethan bei Leukosen oder Lymphogranulomatose oder auch von Stick-
stoff Lost).
1949 folgte Hans Erhard Bock einem Ruf an die Universität Marburg. Er trat
damit die Nachfolge von Professor Alfred Schwenkenbecher an. 1953 bekleidete er
das Amt des Dekans der Medizinischen Fakultät und war 1960 Rektor der Philipps-
Universität. Herr Bock schreibt: „Mit dem Ordinariat in Marburg bestimmte, mehr
denn je, der Beruf mein Leben. Es galt, eine zur Hälfte bombenzerstörte Klinik zu
modernisieren und zu erweitern, beträchtliche Vorkriegs- und Nachkriegsrückstän-
de aufzuholen, vor allem gute Ärzte und methodisch neuzeitliche Forscher heran-
zubilden. Die klinisch orientierte Forschung und insbesondere die im Bereich der
Hämatologie blühte in Marburg, da ich arbeitsfreudige Wissenschaftler (u.a. Schett-
ler, Gross, Schölmenrich, Löhr, Waller, Gerok, Eggstein, Stein, Franke, Hartl) zu Mit-
arbeitern hatte. Die altmodische, statische, rein morphologische Hämatologie wurde
in die neue, dynamische Hämatologie überführt“. In diesen Jahren standen klinische
Themen im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit, u. a. Arbeiten über die Che-
motherapie von malignen Tumoren und Hämoblastosen sowie über spezielle häma-
tologische Fragestellungen.
Der Ruf auf den Lehrstuhl für Innere Medizin der Universität Tübingen kam
1961. Im darauf folgenden Jahr übernahm Herr Bock die bis dahin von Hermann
Bennhold erbaute und geleitete Klinik, die er bis zu seiner Emeritierung im Jahre
1972 leitete. In diesen Jahren wurden vier Hauptbereiche gepflegt: Intensivpflege-
forschung, Immunitätslehre, klinische Pharmakologie und Laborentwicklung. Diese
Themen ziehen sich durch das gesamte Fachgebiet der Inneren Medizin und erfor-
dern breit ausgebildete Internisten.
Hans Erhard Bock beschäftigte sich wissenschaftlich vor allem mit den Neben-
wirkungen von Arzneimitteln, mit allergischen Gefäßkrankheiten und mit Fragestel-
lungen der Immunologie, insbesondere im Zusammenhang mit Erkrankungen der
Schilddrüse, der Leber und des Blutes und der Transplantation.
Als Direktor der Marburger und Tübinger Universitätsklinik hat er einen
großen Kreis begabter und aktiver Mitarbeiter um sich versammelt, der — als „Bock-
sche Schule“ charakterisiert — Anerkennung erworben hat, so dass 11 Lehrstühle für
Innere Medizin in Deutschland durch frühere Mitarbeiter besetzt sind.
Einer seiner Schüler, selbst Ordinarius für Innere Medizin, schildert die Arbeit
in den Kliniken Marburg und Tübingern wie folgt:
„Der Führungsstil H.E. Bocks war durch streng leistungsbezogene Liberalität
bestimmt. Im allgemeinen konnte der junge Wissenschaftler sein Arbeitsgebiet selbst
wählen und nach eigenen Vorstellungen bestellen. Die benötigten Sachmittel wur-
den mit Unterstützung des Chefs oder durch eigene Initiativen beschafft. Die Deut-
sche Forschungsgemeinschaft und Stiftungen wie „Volkswagenwerk“, „Thyssen“,
„Robert Bosch“, „Hufeland“, „Paul Martini“ legten die eigentlichen Grundlagen
waffe) eingezogen und war beratender Internist in Italien. Nach dem 2. Weltkrieg
kehrte Herr Bock nach Tübingen zurück, um bei Hermann Bennhold als Oberarzt
in der Medizinischen Klinik zu wirken. In diesen Jahren (1945-1949) entstanden vor
allem wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der hämatologischen Onkologie (Wir-
kung von Urethan bei Leukosen oder Lymphogranulomatose oder auch von Stick-
stoff Lost).
1949 folgte Hans Erhard Bock einem Ruf an die Universität Marburg. Er trat
damit die Nachfolge von Professor Alfred Schwenkenbecher an. 1953 bekleidete er
das Amt des Dekans der Medizinischen Fakultät und war 1960 Rektor der Philipps-
Universität. Herr Bock schreibt: „Mit dem Ordinariat in Marburg bestimmte, mehr
denn je, der Beruf mein Leben. Es galt, eine zur Hälfte bombenzerstörte Klinik zu
modernisieren und zu erweitern, beträchtliche Vorkriegs- und Nachkriegsrückstän-
de aufzuholen, vor allem gute Ärzte und methodisch neuzeitliche Forscher heran-
zubilden. Die klinisch orientierte Forschung und insbesondere die im Bereich der
Hämatologie blühte in Marburg, da ich arbeitsfreudige Wissenschaftler (u.a. Schett-
ler, Gross, Schölmenrich, Löhr, Waller, Gerok, Eggstein, Stein, Franke, Hartl) zu Mit-
arbeitern hatte. Die altmodische, statische, rein morphologische Hämatologie wurde
in die neue, dynamische Hämatologie überführt“. In diesen Jahren standen klinische
Themen im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit, u. a. Arbeiten über die Che-
motherapie von malignen Tumoren und Hämoblastosen sowie über spezielle häma-
tologische Fragestellungen.
Der Ruf auf den Lehrstuhl für Innere Medizin der Universität Tübingen kam
1961. Im darauf folgenden Jahr übernahm Herr Bock die bis dahin von Hermann
Bennhold erbaute und geleitete Klinik, die er bis zu seiner Emeritierung im Jahre
1972 leitete. In diesen Jahren wurden vier Hauptbereiche gepflegt: Intensivpflege-
forschung, Immunitätslehre, klinische Pharmakologie und Laborentwicklung. Diese
Themen ziehen sich durch das gesamte Fachgebiet der Inneren Medizin und erfor-
dern breit ausgebildete Internisten.
Hans Erhard Bock beschäftigte sich wissenschaftlich vor allem mit den Neben-
wirkungen von Arzneimitteln, mit allergischen Gefäßkrankheiten und mit Fragestel-
lungen der Immunologie, insbesondere im Zusammenhang mit Erkrankungen der
Schilddrüse, der Leber und des Blutes und der Transplantation.
Als Direktor der Marburger und Tübinger Universitätsklinik hat er einen
großen Kreis begabter und aktiver Mitarbeiter um sich versammelt, der — als „Bock-
sche Schule“ charakterisiert — Anerkennung erworben hat, so dass 11 Lehrstühle für
Innere Medizin in Deutschland durch frühere Mitarbeiter besetzt sind.
Einer seiner Schüler, selbst Ordinarius für Innere Medizin, schildert die Arbeit
in den Kliniken Marburg und Tübingern wie folgt:
„Der Führungsstil H.E. Bocks war durch streng leistungsbezogene Liberalität
bestimmt. Im allgemeinen konnte der junge Wissenschaftler sein Arbeitsgebiet selbst
wählen und nach eigenen Vorstellungen bestellen. Die benötigten Sachmittel wur-
den mit Unterstützung des Chefs oder durch eigene Initiativen beschafft. Die Deut-
sche Forschungsgemeinschaft und Stiftungen wie „Volkswagenwerk“, „Thyssen“,
„Robert Bosch“, „Hufeland“, „Paul Martini“ legten die eigentlichen Grundlagen