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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das WIN-Kolleg
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1. Forschungsschwerpunkt: Gehirn und Geist: Physische und psychische Funktionen des Gehirns
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https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0245
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Das WIN-Kolleg | 257

Reize in sekundär visuellen Kortexarealen mit Hilfe funktioneller Kernspintomo-
graphie zu überprüfen. Entsprechend der stärkeren EKP Effekte bei Konditionie-
rung neutraler Gesichter gegenüber einfachen Farbreizen sollten zunächst die hämo-
dynamischen Veränderungen des visuell evozierten zerebralen Blutflusses vor und
nach kreuzmodaler affektiver Konditionierung von neutralen Gesichtern mit emo-
tionalen oder neutralen Geräuschen untersucht werden.
Die ersten vorläufigen Ergebnisse zeigen signifikante Veränderungen der emo-
tionalen Verarbeitung in verschiedenen relevanten Strukturen, allerdings wurde erst
die Hälfte der geplanten Versuchspersonenzahl untersucht.
Auf der Basis der bisherigen Studien konnte somit der Befund der Plastizität
früher motivierter Aufmerksamkeitsprozesse klar und repliziert aufgezeigt werden.
Von ganz besonderem Interesse erscheint uns der Nachweis eines valenzübergrei-
fenden Lernens, also der Nachweis von Konditionierung mittels aversiver und appe-
titiver Reize, da Effekte positiver Verstärkung beim Menschen noch selten berichtet
und untersucht wurden.
Motivierte Aufmerksamkeit in der frühen auditorischen Verarbeitung: eine EEG Studie
Auf der Basis der bekannten qualitativ ähnlichen Beeinflussung sekundär visueller
und auditorischer Areale durch gerichtete Aufmerksamkeit und unserer Hypothese
der verstärkten Aktivierung identischer sensorischer Areale bei gerichteter sowie
motivierter Aufmerksamkeit sollten auch emotionale auditorische Reize eine ver-
stärkte perzeptuelle Verarbeitung und Aktivierung des sekundären auditorischen
Kortex im Vergleich zur Verarbeitung emotional neutraler Geräusche hervorrufen.
Drei kurze Sinustöne (800, 1000 und 1250 Hz) wurden als CS in einer klassi-
schen Konditionierung an die Präsentation dreier Gruppen emotionaler IAPS Bil-
der (International Affective Picture System, Lang et al. 1997) gekoppelt. Die Ton-
Valenz-Zuordnung wurde wiederum über 24 Versuchspersonen balanciert. Tatsäch-
lich konnten wir auch in der akustischen Modalität eine signifikante, Affekt getrie-
bene Modulation des evozierten Potentials im Zeitbereich zwischen 150 und 220 ms
nachweisen.
Die aufmerksamkeitsgesteuerte Verstärkung der Verarbeitung relevanter Reize
sowie die Plastizität solcher affektiven Netzwerke scheinen also, wie erwartet, moda-
litätsübergreifende Prinzipien zu sein.
Störungen der Emotionsverarbeitung: Verhaltensauffälligkeiten und Veränderungen des Hirn-
stoffwechsels
Erklärungsversuche zur Pathogenese pathologischer Stimmungsveränderungen
(depressive, manische oder bipolare Erkrankungen) beinhalten neben hemis-
phärenspezifischen Verarbeitungsdefiziten auch Dysfunktionen neuronaler Struktu-
ren, wie der Amygdala, des orbito-frontalen, ventromedialen und dorsolateralen
Frontalkortex, des anterioren Cingulums, des Striatums und des Hippokampus.
Neben der Abbildung von morphologischen und funktionellen Veränderungen des
 
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