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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2005 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2005
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Stietencron, Heinrich von: Hermann Berger (17.10.1926 - 31.1.2005)
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https://doi.org/10.11588/diglit.67593#0138
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Hermann Berger

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45 Jahre lang intensiv mit Burushaski beschäftigt hat. Das gemeinsame Interesse am
kulturellen Erbe des Karakorum-Gebiets und der alten Wanderwege, die diese Re-
gion mit Zentralasien im Norden, mit Tibet und China im Osten verbinden und,
am Indus stromabwärts, nach Baktrien und Persien im Westen, nach Pakistan und
Indien im Süden führen, hat im Südasien-Institut natürlich auch zur Zusammen-
arbeit Bergers mit Karl Jettmar geführt.
Es ist hier nicht der Ort, eine Bibliographie der übrigen Publikationen Bergers
anzufügen. Seme kleinen Schriften zu sammeln wird sicherlich eine Aufgabe der
nahen Zukunft sein. Erwähnt sei nur, dass viel von dem, was er zu sagen hatte, in
zahlreichen Rezensionen zu finden ist, in denen er zu unterschiedlichen Bereichen
indologischer Forschung Stellung genommen hat. Hermann Berger war als Forscher
Spezialist in einem klar abgegrenzten Bereich, aber rezeptiv war er offen für die
unterschiedlichsten Themen indologischer Forschung, die sich in der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts neuen Forschungsgebieten zugewandt und neue Zugangswei-
sen zur indischen Tradition erprobt hat.
Die Forschungsarbeit Hermann Bergers fand nicht in seinem Arbeitszimmer
im Südasien-Institut, sondern in der Regel zuhause statt. Er war ein Mensch, der
seine Familie liebte und auch brauchte: die überaus tüchtige Ehefrau, deren Beitrag
zu seinem publizierten Werk kaum hoch genug eingeschätzt werden kann; die vier
Kinder, die ihn, als sie klein waren, aus der Studierstube an die frische Luft lockten
und die ihm später in manchem sehr ähnlich wurden; die eigene, sorgfältig abge-
schirmte Welt, in der sein lebhafter Geist Ruhe fand. Zur Anthroposophie hatte er
schon in Münster Zugang gefunden und blieb Mitglied der Anthroposophischen
Gesellschaft bis zu seinem Tode, ohne sich durch weltanschauliche Dogmen einen-
gen zu lassen. Mit zunehmendem Alter wurde er schweigsamer. Besonders charakte-
ristisch war und blieb aber seine Ehrlichkeit sich selber und anderen gegenüber: was
er dachte, sagte er gerade heraus. Er sagte es in bayerischer Direktheit, aber immer
auch mit dem Charme seiner bildhaften, liebenswert bayerischen Wortwahl.

HEINRICH VON STIETENCRON
 
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