9. Dezember 2006
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Kirchen, sondern in breitem Umfang durch charismatische Gemeinschaften, die
nach den Maßstäben des Weltkirchenrats bisweilen nicht mehr als christlich gelten
können. Aber das ist nichts Neues, denn die christliche Botschaft wurde schon
immer nicht nur übernommen, sondern höchst kreativ dem eigenen bisherigen
Weltbild angepasst. Umso mehr seit das historische Junktim zwischen westlicher
Übermacht und Christentum entfallen ist, und das Christentum nur noch ein offen-
sichtlich attraktives Deutungsangebot im Rahmen einer stark westlich geprägten
Weltkultur darstellt.
Das Ergebnis ist überaus bunt, denn das globale Christentum hat vorwegge-
nommen, was für die ökonomische Globalisierung erst jüngst entdeckt wurde, die
sogenannte „Glokalisierung“, d. h. die Emergenz von zahlreichen lokalen Chri-
stentümern. Es gibt keinen „erobernden Gott“ mehr, denn der Westen wurde nicht
nur seiner Sprachen und Kultur, sondern auch seines Christentums enteignet.
Der Vortrag wird in den Schriften der Philosophisch-Historischen Klasse der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften veröffentlicht.
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Kirchen, sondern in breitem Umfang durch charismatische Gemeinschaften, die
nach den Maßstäben des Weltkirchenrats bisweilen nicht mehr als christlich gelten
können. Aber das ist nichts Neues, denn die christliche Botschaft wurde schon
immer nicht nur übernommen, sondern höchst kreativ dem eigenen bisherigen
Weltbild angepasst. Umso mehr seit das historische Junktim zwischen westlicher
Übermacht und Christentum entfallen ist, und das Christentum nur noch ein offen-
sichtlich attraktives Deutungsangebot im Rahmen einer stark westlich geprägten
Weltkultur darstellt.
Das Ergebnis ist überaus bunt, denn das globale Christentum hat vorwegge-
nommen, was für die ökonomische Globalisierung erst jüngst entdeckt wurde, die
sogenannte „Glokalisierung“, d. h. die Emergenz von zahlreichen lokalen Chri-
stentümern. Es gibt keinen „erobernden Gott“ mehr, denn der Westen wurde nicht
nur seiner Sprachen und Kultur, sondern auch seines Christentums enteignet.
Der Vortrag wird in den Schriften der Philosophisch-Historischen Klasse der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften veröffentlicht.