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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2006
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Antrittsreden
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Leonhardt, Jürgen: Antrittsrede vom 9. Dezember 2006
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0132
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ANTRITTSREDEN

Antrittsrede von Herrn JÜRGEN LEONHARDT
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 9. Dezember 2006.


Sehr geehrter Herr Präsident,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
nihil mihi hoc loco iucundius, nihil honestius esse
potest, quam ut gratias agam vobis maximas, qui me
tarn magno honore dignum putastis et huius magnificae
Academiae sodalem esse voluistis. Quod mihi non
modo magno cum gaudio sed etiam officio perpetuo
coniunctum esse oportet, iis praesertim temporibus
quibus artes liberales, quae hac in Academia coluntur, in
omnibus fere civitatibus posthabentur artibus ad lucrum

spectantibus.
Der lateinische Beginn gibt mir zunächst die willkommene Gelegenheit, ein
zweites Mal, nämlich auf Deutsch, zu sagen, daß die Aufnahme in diese Akademie
für mich eine große Ehre bedeutet, und daß ich mir über die damit verbundene
Freude hinaus auch der Aufgaben bewußt bin, die daraus in einer Zeit erwachsen, in
der die gesellschaftliche Aufmerksamkeit nicht der freien, sondern der geldbringen-
den Wissenschaft gehört. Im übrigen liegt es bei einem Latinisten noch am nächsten,
daß er die alte Wissenschaftssprache Europas auch einmal aktiv gebraucht. Ich habe
dies allerdings zum wenigsten aus Traditionsgründen getan und bin mir durchaus im
klaren darüber, daß es in unserem Staat manche Leute geben mag, die eine Akade-
mie, die auch noch das Lateinische pflegt, eher skeptisch betrachten würden. Mein
Hauptgrund war ein anderer: Der aktive Gebrauch des Lateinischen ist in besonde-
rer Weise sowohl mit meiner Biographie als auch mit meinem Verständnis des Faches
verbunden.
Beginnen will ich mit der Biographie. Ich wurde 1957 im badischen Lahr
geboren, und zwar nicht gerade in eine lateinische Umwelt hinein. Ganz im Gegen-
teil bin ich der erste Altphilologe in der Familie. Unter meinen frühen halbwegs
ernsthaften Berufsvorstellungen waren Bauingenieur, Pianist, Orgelbauer und Infor-
matiker, aber nicht Altphilologe. Nur eine sehr ausgeprägte Neigung zu allen alten
Gegenständen war mir von frühester Jugend an eigen. Insbesondere haben es mir alte
Bücher angetan, weil man aus Ihnen direkt die Vergangenheit sprechen hört. Bereits
als Schüler leistete ich mir neben einem kleinen Moped die ersten Bücher aus dem
17. und 18. Jahrhundert. Selbstverständlich waren es lateinische Bücher, und so war
bereits damals Latein mehr für mich als nur die Sprache der Römer.
Studiert habe ich dann in Tübingen; ich bin also Baden-Württemberger in
einem ganz ausgeglichenen Sinne. Meine Fächer waren — mit einigem Abschieds-
schmerz gegenüber einer Laufbahn als Berufsmusiker — Musikwissenschaft sowie
Griechisch und Latein als Nebenfächer; um die Gräzistik habe ich mich allerdings
weit mehr bemüht, als es einem Nebenfach zukommt. Ein zwischendurch eingeleg-
 
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