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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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II. Die Forschungsvorhaben
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Berichte über die Tätigkeit der Forschungsvorhaben
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Die Forschungsstellen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
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3. Radiometrische Altersbestimmung von Wasser und Sedimenten
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0171
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Radiometrische Altersbestimmung von Wasser und Sedimenten

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zurückreicht, und davor liegt die 2294 Ringe umfassende Bronzezeitliche Chrono-
logie, die wir schon in früheren Jahren über 14C-Wiggle-matching mit einer Un-
sicherheit von ca. einer Dekade in den Bereich 2940 bis 650 v. Chr. fixiert haben.
In diesem Jahr hat die Leitung des Cornell-Labors gewechselt. Sturt Manning
ist der Nachfolger von Peter Kuniholm, der in den Ruhestand getreten ist. Mit Sturt
Manning verbindet uns seit Jahren eine enge Zusammenarbeit zu Chronologiefra-
gen der Spätbronzezeit im östlichen Mittelmeer. In diesem Jahr haben wir Teilab-
schnitte der 14C-Kalibrationskurve im 2. Jahrtausend v. Chr. mit höchster Präzision
(± 12 bisl5 Jahre) nachgemessen.
Datierung des Vulkanausbruchs auf Santorin
In diesem Jahr haben wir in zwei unabhängigen Ansätzen zur Datierung des spät-
bronzezeitlichen Ausbruchs des Vulkans von Santorin beigetragen (s. Publikationen).
W. Friedrich (Aarhus) und T. Pfeiffer haben einen Olivenbaum gefunden, der in der
Tephra des Ausbruchs begraben wurde. Der Stamm ist nicht erhalten, wohl aber
Aste. Der Baum hat zur Zeit des Ausbruchs noch gelebt, wie Spuren von Blättern
beweisen, und die Rinde ist erhalten. Damit ist es möglich, mit 14C-wiggle-matching
den Ausbruch wesentlich genauer als mit l4C Einzeldaten festzulegen. Allerdings bil-
den Olivenbäume ihre Ringe nicht zuverlässig im Jahresrhythmus und sie sind in
dem Aststück nur schwer zu identifizieren. Daher haben wir mit Unterstützung der
Fachhochschule Aalen die Dichteschwankungen in den Ringen über Röntgen-
Computertomographie rekonstruiert, und in der Auswertung mehrere Szenarien
von Konfidenzbereichen der Jahrringzahlen durchgespielt. Es ergibt ein enges Alters-
intervall für den Ausbruch von 1620 bis 1600 v. Chr. und selbst unter der Annahme
eines Fehlers von 50 % in der Jahrringzuweisung weitet sich das Intervall nur um
eine Dekade auf.
In einer weiteren Arbeit haben S. Manning et. al. einen umfangreichen Daten-
satz von mehr als 100 14C-Daten im Zeitbereich des Ausbruchs mit den Zusatz-
informationen der relativen Zuordnung der Daten zueinander (Bayes-Statistik) kali-
briert. Auch hier ergibt sich das Ende des 17. Jahrhunderts als Datum des Ausbruchs.
Diese Ergebnisse bestätigen mit noch engeren Toleranzgrenzen die bestehende
Diskrepanz zwischen der Übertragung der Befunde aus der konventionellen ägypti-
schen Chronologie, die den Ausbruch an das Ende des 16. Jahrhunderts legt, und den
naturwissenschaftlichen Datierungen.
14C als Proxy für Prozesse in der ungesättigten Bodenzone
In der DFG-Forschergruppe ‘Datierte Speläotheme als Archive der Paläoumwelt’
(DAPHNE) untersuchen wir mit 14C-Analysen an Speläothemen das 14C Reservoir-
alters, um auf Änderungen in Temperatur und Feuchte in der ungesättigten Boden-
zone zu schließen (Dissertation J. Fohlmeister). Bisher haben wir einen Stalagmiten
aus der Ernesto-Höhle in Trento untersucht. Es zeigt sich, dass die wesentliche Gren-
ze der Methode im Fehler der U/Th-Datierung liegt, die wegen der sehr geringen
 
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