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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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I. Das Geschäftsjahr 2007
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Jahresfeier am 9. Juni 2007
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Begrüssung und Bericht des Präsidenten Peter Graf Kielmansegg
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https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0022
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9. Juni 2007

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diesem Thema gesagt habe, fällt mir auf, daß meine Überzeugung, daß es gut sein
könne, eine solche Institution zu haben, sich verfestigt hat, meine Skepsis, daß sie in
den deutschen Verhältnissen geschaffen werden könne, aber auch. Ich will hier und
heute nur zwei Sätze zu diesem Thema sagen. Der erste, eher für Insider: Der
berühmte gemeinsame Brief der Allianz der großen Wissenschaftsorganisationen und
der Akademien, von dem die Politik alles weitere abhängig gemacht hat, ist nach
monatelangen Gesprächen von beiden Seiten unterschrieben und auf dem Weg zu
den Adressaten. Nun hat die Politik das Wort. Der zweite, aus der Perspektive und
dem Vokabular meines Fachs, der Politikwissenschaft, formuliert: Die politikwissen-
schaftliche Diagnose, daß das bundesrepublikanische politische System im interna-
tionalen Vergleich vor allem durch eine ungewöhnlich hohe Zahl von Vetospielern
gekennzeichnet sei, kann, wer an den Debatten über die Nationalakademie beteiligt
war, nur bestätigen.
Was immer die Gesellschaft heute und morgen von den Akademien erwarten
mag — lehrreich ist die Lektüre eines weithin unbekannten Teiles von Jonathan Swifts
„Gullivers travels“. Das Original berichtet nicht nur von drei Reisen, wie unsere
„für die reifere Jugend“ bearbeiteten Ausgaben, sondern von vieren. Die vierte — in
der Chronologie des Originals ist es die dritte — führt in verschiedene Ländern, dar-
unter eine fliegende Insel, von denen eines, das Land Balnibari, sich vor allem durch
seine berühmte Akademie der Wissenschaften auszeichnet. Gulliver/Swift liefert eine
genaue Beschreibung der Akademie und ihrer Projekte. Und diese Beschreibung,
wie zu erwarten, ist eine beißende Satire.
Nachdenklich stimmt den Leser dieser Satire, jedenfalls wenn er Akademie-
präsident ist, daß Swifts Spott, Swifts Ridikülisierung des Akademiebetriebes genau
die entgegengesetzte Stoßrichtung hat wie die heutige Kritik. Die Unternehmun-
gen der Akademie sind bis zur Absurdität unmittelbar aufs Praktische, Nützliche aus-
gerichtet. Das macht sie lächerlich.
Wie eine Akademie-Satire heute ausfiele, kann sich jeder leicht ausmalen.
Offenbar haben sich Selbstverständnis und Wahrnehmung der Akademie vollkom-
men gewandelt. Man muß aus dieser Beobachtung wohl den Schluß ziehen, daß die
Akademien gut daran tun, ihre Segel nicht allzu eilfertig nach den Winden des Tages
auszurichten. Sie müssen ihren Weg, bei aller Aufmerksamkeit für die Erwartungen
der Öffentlichkeit, aller Bereitschaft, Rechnung abzulegen, selbst finden. Wir
bemühen uns darum.
 
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