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JAHRESFEIER
die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ihre Problemfälle hat. Aber die Bilanz
der letzten Jahre wird keineswegs von Problemfällen bestimmt. 2005 haben wir die
Edition der Opera omnia des Nicolaus Cusanus zum Abschluß gebracht, 2006 ist das
Projekt „Mannheimer Hofkapelle“, das em Glanzhcht aus der Kulturgeschichte der
Kurpfalz neu zum Strahlen gebracht hat, vollendet worden; in diesem Jahr erreicht
die Edition der Briefe Johannes Reuchhns ihr Ziel.
Die Heidelberger Akademie betreibt etwa 20 geisteswissenschaftliche Projek-
te. Bei 20 Jahren durchschnittlicher Laufzeit - und das ist bei Projekten diesen Typs,
die im allgemeinen von sehr kleinen Teams bearbeitet werden, wahrlich keine Ewig-
keit — bedeutet das ein Soll von einem Projektabschluß pro Jahr. Wir liegen im Soll.
Aber es ist nicht nur von der Freude über die Vollendung von Vorhaben zu
berichten, sondern auch von Abschiedsschmerz. Der Verlust der naturwissenschaftli-
chen Forschungsstellen — eine Wunde, ich kann es nicht anders formulieren, die uns
der Wissenschaftsrat geschlagen hat - ist für alle Akademien, auch für Heidelberg,
sehr schmerzlich. Wir übergeben zwar fristgerecht unsere letzten drei naturwissen-
schaftlichen Forschungsstellen an andere Träger — die archäometrische Forschung
wird an der Universität Heidelberg fortgeführt; die Karlsruher Forschungsstelle
World Stress Map geht im Potsdamer Geoforschungszentrum auf; und auch die
Radiometrie, die höchst aktuellen klimageschichtlichen Fragen nachgeht, wird wei-
tergeführt werden. Aber so sehr wir uns auch darüber freuen, daß erfolgreiche For-
schung nicht einfach abgebrochen werden muß — es bleibt dabei: Die neuen Vorga-
ben machen es uns deutlich schwerer, die Balance zwischen Geistes- und Naturwis-
senschaften in den Akademien zu halten, die um unserer Aufgaben willen für die
Akademien unverzichtbar ist.
Drei Anfragen an die Akademie — drei Versuche einer Antwort. Hinzuzufügen
bleibt: Bei aller Bereitschaft zur Öffnung, aller Freude an der Begegnung mit der
nächsten Generation, allem Eifer, effiziente Wissenschaft zu treiben — wir wollen eine
Gelehrtengesellschaft, will sagen eine Gesellschaft des gelehrten Gesprächs über die
Fächergrenzen hinweg bleiben. Andere sehen da ein Entweder — Oder. Wir sind
davon überzeugt, daß eine Akademie das, was sie sich vornimmt — was immer es sein
mag, nur dann gut macht, wenn sie in diesem Kernpunkt ihre Identität als Akademie
bewahrt.
Ich habe, wie es diesem Tag gemäß ist, das Licht der Akademie in meinem
Bericht eher auf als unter den Scheffel gestellt. Deshalb will ich am Ende ganz deut-
lich sagen: Die Akademie — das ist in allem, was sie leistet, ein Gemeinschaftsunter-
nehmen. Da sind die Mitarbeiter ihrer Forschungsstellen, da ist die Geschäftsstelle, da
sind die Mitglieder ihrer Kommissionen und die externen Gutachter, da sind
schließlich jene zahlreichen Mitglieder, die die Mitgliedschaft nicht nur als Ehrung
annehmen, sondern als Verpflichtung begreifen — ihrer aller Licht stellt auf den
Scheffel, wer das Licht der Akademie auf den Scheffel stellt.
Wer das Akademiegeschehen der letzten Jahre mit einer gewissen Aufmerk-
samkeit verfolgt hat, wird sich jetzt, da ich offensichtlich auf den Schlußsatz hin-
steuere, vielleicht fragen: War da nicht noch irgend etwas? Ja — da war noch etwas.
Die Nationalakademie. Wenn ich nachlese, was ich auf den Jahresfeiern seit 2004 zu
JAHRESFEIER
die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ihre Problemfälle hat. Aber die Bilanz
der letzten Jahre wird keineswegs von Problemfällen bestimmt. 2005 haben wir die
Edition der Opera omnia des Nicolaus Cusanus zum Abschluß gebracht, 2006 ist das
Projekt „Mannheimer Hofkapelle“, das em Glanzhcht aus der Kulturgeschichte der
Kurpfalz neu zum Strahlen gebracht hat, vollendet worden; in diesem Jahr erreicht
die Edition der Briefe Johannes Reuchhns ihr Ziel.
Die Heidelberger Akademie betreibt etwa 20 geisteswissenschaftliche Projek-
te. Bei 20 Jahren durchschnittlicher Laufzeit - und das ist bei Projekten diesen Typs,
die im allgemeinen von sehr kleinen Teams bearbeitet werden, wahrlich keine Ewig-
keit — bedeutet das ein Soll von einem Projektabschluß pro Jahr. Wir liegen im Soll.
Aber es ist nicht nur von der Freude über die Vollendung von Vorhaben zu
berichten, sondern auch von Abschiedsschmerz. Der Verlust der naturwissenschaftli-
chen Forschungsstellen — eine Wunde, ich kann es nicht anders formulieren, die uns
der Wissenschaftsrat geschlagen hat - ist für alle Akademien, auch für Heidelberg,
sehr schmerzlich. Wir übergeben zwar fristgerecht unsere letzten drei naturwissen-
schaftlichen Forschungsstellen an andere Träger — die archäometrische Forschung
wird an der Universität Heidelberg fortgeführt; die Karlsruher Forschungsstelle
World Stress Map geht im Potsdamer Geoforschungszentrum auf; und auch die
Radiometrie, die höchst aktuellen klimageschichtlichen Fragen nachgeht, wird wei-
tergeführt werden. Aber so sehr wir uns auch darüber freuen, daß erfolgreiche For-
schung nicht einfach abgebrochen werden muß — es bleibt dabei: Die neuen Vorga-
ben machen es uns deutlich schwerer, die Balance zwischen Geistes- und Naturwis-
senschaften in den Akademien zu halten, die um unserer Aufgaben willen für die
Akademien unverzichtbar ist.
Drei Anfragen an die Akademie — drei Versuche einer Antwort. Hinzuzufügen
bleibt: Bei aller Bereitschaft zur Öffnung, aller Freude an der Begegnung mit der
nächsten Generation, allem Eifer, effiziente Wissenschaft zu treiben — wir wollen eine
Gelehrtengesellschaft, will sagen eine Gesellschaft des gelehrten Gesprächs über die
Fächergrenzen hinweg bleiben. Andere sehen da ein Entweder — Oder. Wir sind
davon überzeugt, daß eine Akademie das, was sie sich vornimmt — was immer es sein
mag, nur dann gut macht, wenn sie in diesem Kernpunkt ihre Identität als Akademie
bewahrt.
Ich habe, wie es diesem Tag gemäß ist, das Licht der Akademie in meinem
Bericht eher auf als unter den Scheffel gestellt. Deshalb will ich am Ende ganz deut-
lich sagen: Die Akademie — das ist in allem, was sie leistet, ein Gemeinschaftsunter-
nehmen. Da sind die Mitarbeiter ihrer Forschungsstellen, da ist die Geschäftsstelle, da
sind die Mitglieder ihrer Kommissionen und die externen Gutachter, da sind
schließlich jene zahlreichen Mitglieder, die die Mitgliedschaft nicht nur als Ehrung
annehmen, sondern als Verpflichtung begreifen — ihrer aller Licht stellt auf den
Scheffel, wer das Licht der Akademie auf den Scheffel stellt.
Wer das Akademiegeschehen der letzten Jahre mit einer gewissen Aufmerk-
samkeit verfolgt hat, wird sich jetzt, da ich offensichtlich auf den Schlußsatz hin-
steuere, vielleicht fragen: War da nicht noch irgend etwas? Ja — da war noch etwas.
Die Nationalakademie. Wenn ich nachlese, was ich auf den Jahresfeiern seit 2004 zu