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JÜRGEN PEIFFER
(1.12. 1922-11. 12.2006)
Dreiunddreißig Jahre war Jürgen Peiffer Mitglied unserer Akademie, ein vornehmer,
breit interessierter und hoch gebildeter Mann, ernst und ehrfürchtig und doch
humorvoll - nur nicht so laut — eine Achtung gebietende Persönlichkeit, unbestech-
lich. Neurophysiologe und Neurologe, dann Psychiater und schließlich Neuro-
pathologe und Direktor des ersten Hirnforschungsinstitutes in Tübingen hat er sich,
auch nach seiner Emeritierung 1988, unermüdlich fortentwickelt bis hin zu seinen
medizinhistorischen Arbeiten über die Rolle der Psychiatrie, Neurologie und Neuro-
pathologie zur Zeit des Nationalsozialismus und die Hirnforschung in unserem Land
(1). Nicht genug, Jürgen Peiffer fühlte sich der Wissenschaftspolitik, dem akademi-
schen Gemeinwohl verpflichtet. So wurde er zum langjährigen Mitglied des Wis-
senschaftsrates und des Senates der Max Planck Gesellschaft, zum Dekan, Prorektor
und Rektor seiner Universität. Man nannte ihn, wegen seiner besonnenen und weit-
blickenden Amtsführung in den schweren Jahren unserer bis heute nachwirkenden,
nahezu alle traditionellen Werte in Frage stellenden „Kulturrevolution“ um und
nach 1968, auch den “Rektor des Ausgleichs“.
Jürgen Peiffer war ein vielseitig begabter sensibler und differenzierter Mann.
Noch zu Beginn des Krieges erwog er Dirigent zu werden. Anspruchsvoll, hoch und
breit gebildet und interessiert hat er sich persönlich selbstkritisch zurückgehalten
und vermutlich durch diese Zurückhaltung geschützt, war daher trotz seiner Elo-
quenz im Letzten unnahbar, vielleicht auch einsam. Er bekennt in seinen Lebense-
JÜRGEN PEIFFER
(1.12. 1922-11. 12.2006)
Dreiunddreißig Jahre war Jürgen Peiffer Mitglied unserer Akademie, ein vornehmer,
breit interessierter und hoch gebildeter Mann, ernst und ehrfürchtig und doch
humorvoll - nur nicht so laut — eine Achtung gebietende Persönlichkeit, unbestech-
lich. Neurophysiologe und Neurologe, dann Psychiater und schließlich Neuro-
pathologe und Direktor des ersten Hirnforschungsinstitutes in Tübingen hat er sich,
auch nach seiner Emeritierung 1988, unermüdlich fortentwickelt bis hin zu seinen
medizinhistorischen Arbeiten über die Rolle der Psychiatrie, Neurologie und Neuro-
pathologie zur Zeit des Nationalsozialismus und die Hirnforschung in unserem Land
(1). Nicht genug, Jürgen Peiffer fühlte sich der Wissenschaftspolitik, dem akademi-
schen Gemeinwohl verpflichtet. So wurde er zum langjährigen Mitglied des Wis-
senschaftsrates und des Senates der Max Planck Gesellschaft, zum Dekan, Prorektor
und Rektor seiner Universität. Man nannte ihn, wegen seiner besonnenen und weit-
blickenden Amtsführung in den schweren Jahren unserer bis heute nachwirkenden,
nahezu alle traditionellen Werte in Frage stellenden „Kulturrevolution“ um und
nach 1968, auch den “Rektor des Ausgleichs“.
Jürgen Peiffer war ein vielseitig begabter sensibler und differenzierter Mann.
Noch zu Beginn des Krieges erwog er Dirigent zu werden. Anspruchsvoll, hoch und
breit gebildet und interessiert hat er sich persönlich selbstkritisch zurückgehalten
und vermutlich durch diese Zurückhaltung geschützt, war daher trotz seiner Elo-
quenz im Letzten unnahbar, vielleicht auch einsam. Er bekennt in seinen Lebense-