Christof Niehrs
143
Antrittsrede von Herrn CHRISTOF NIEHRS
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 21. April 2007.
Sehr geehrter Herr Präsident,
verehrte Mitglieder der Akademie,
zunächst möchte ich Ihnen für die Aufnahme in die
Heidelberger Akademie der Wissenschaften danken,
über die ich mich sehr gefreut habe. Die Akademie ist
em Hort des interdisziplinären Austauschs der jeweils
Besten eines Fachs und ich habe den Kontakt mit ande-
ren Disziplinen stets als besonders interessant und span-
nend empfunden, zumal die Entwicklungsbiologie, die
ich vertrete, ein Fach an der Schnittstelle von Zoologie,
Molekularbiologie, Medizin, Evolutionsbiologie und Naturphilosophie ist.
Schulzeit
Ich bin 1962 in Berlin-West geboren und dort aufgewachsen. Mein wissenschaft-
liches Interesse wurde früh durch meinen Vater Heinz Niehrs geweckt, der theore-
tischer Physiker am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin
Dahlem war. Wissenschaftlich verdanke ich ihm kritisches, logisches Denken und
rationale Weitsicht, Interesse an Wissenschaftsphilosophie und Einführung in Fragen
der Physik.
Als Schüler galt mein Interesse jedoch der Chemie. Nachdem ich die übliche
Phase der Herstellung von Sprengstoff wie Schwarzpulver, Knallsilber und derglei-
chen überwunden hatte, wobei auch eine Explosion eines zwei-Liter Erlenmyerkol-
bens mit Knallgas in unserem Keller nicht ausblieb, interessierte ich mich zuneh-
mend für die organische Chemie. Besonders Schenzingers Buch ,,Anilin“ hatte
meine Begeisterung geweckt und ich versuchte die dort so eindrucksvoll beschrie-
bene Farbreaktion von Runge, bei der Anilin mit Chlorkalk reagiert, nachzuvollzie-
hen. Die Reaktion blieb aber zu meiner Enttäuschung aus. Vielleicht hat Schenzm-
ger wesentliche Reaktionsbedingungen unterschlagen, auf jeden Fall wurde ich
somit bereits als 14-jähriger mit dem Problem der Reproduzierbarkeit von Experi-
menten konfrontiert. Meine Begeisterung für Chemie ging soweit, dass ich ins
Poesiealbum einer Klassenkameradin anstelle besinnlicher Verse die Formel von
Sulfanilsäure zeichnete, mit der ich mich damals intensiv beschäftigte.
Während der Gymnasialzeit verschob sich mein Interesse zunehmend zur Bio-
chemie und Biologie, befördert durch unseren Biologielehrer, der einen hervorra-
genden, experimentell orientierten Unterricht machte. Mit einem Freund nahm ich
schließlich am Wettbewerb Jugend forscht teil, für den wir limnologische Untersu-
chungen an der Grunewalder Seenkette durchführten. Die BILD Zeitung brachte
anlässlich der Preisverleihung einen kurzen Artikel über uns mit der Überschrift
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Antrittsrede von Herrn CHRISTOF NIEHRS
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 21. April 2007.
Sehr geehrter Herr Präsident,
verehrte Mitglieder der Akademie,
zunächst möchte ich Ihnen für die Aufnahme in die
Heidelberger Akademie der Wissenschaften danken,
über die ich mich sehr gefreut habe. Die Akademie ist
em Hort des interdisziplinären Austauschs der jeweils
Besten eines Fachs und ich habe den Kontakt mit ande-
ren Disziplinen stets als besonders interessant und span-
nend empfunden, zumal die Entwicklungsbiologie, die
ich vertrete, ein Fach an der Schnittstelle von Zoologie,
Molekularbiologie, Medizin, Evolutionsbiologie und Naturphilosophie ist.
Schulzeit
Ich bin 1962 in Berlin-West geboren und dort aufgewachsen. Mein wissenschaft-
liches Interesse wurde früh durch meinen Vater Heinz Niehrs geweckt, der theore-
tischer Physiker am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin
Dahlem war. Wissenschaftlich verdanke ich ihm kritisches, logisches Denken und
rationale Weitsicht, Interesse an Wissenschaftsphilosophie und Einführung in Fragen
der Physik.
Als Schüler galt mein Interesse jedoch der Chemie. Nachdem ich die übliche
Phase der Herstellung von Sprengstoff wie Schwarzpulver, Knallsilber und derglei-
chen überwunden hatte, wobei auch eine Explosion eines zwei-Liter Erlenmyerkol-
bens mit Knallgas in unserem Keller nicht ausblieb, interessierte ich mich zuneh-
mend für die organische Chemie. Besonders Schenzingers Buch ,,Anilin“ hatte
meine Begeisterung geweckt und ich versuchte die dort so eindrucksvoll beschrie-
bene Farbreaktion von Runge, bei der Anilin mit Chlorkalk reagiert, nachzuvollzie-
hen. Die Reaktion blieb aber zu meiner Enttäuschung aus. Vielleicht hat Schenzm-
ger wesentliche Reaktionsbedingungen unterschlagen, auf jeden Fall wurde ich
somit bereits als 14-jähriger mit dem Problem der Reproduzierbarkeit von Experi-
menten konfrontiert. Meine Begeisterung für Chemie ging soweit, dass ich ins
Poesiealbum einer Klassenkameradin anstelle besinnlicher Verse die Formel von
Sulfanilsäure zeichnete, mit der ich mich damals intensiv beschäftigte.
Während der Gymnasialzeit verschob sich mein Interesse zunehmend zur Bio-
chemie und Biologie, befördert durch unseren Biologielehrer, der einen hervorra-
genden, experimentell orientierten Unterricht machte. Mit einem Freund nahm ich
schließlich am Wettbewerb Jugend forscht teil, für den wir limnologische Untersu-
chungen an der Grunewalder Seenkette durchführten. Die BILD Zeitung brachte
anlässlich der Preisverleihung einen kurzen Artikel über uns mit der Überschrift