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SITZUNGEN
kungen noch im Bürgerkrieg der 1640er Jahre zu spüren waren. Der Bezug auf eine
ferne Blütezeit adliger Standeskultur und adliger Macht stellte em Element adliger
Identität dar, das ihn in vielen Ländern deutlich von anderen ständischen Gruppen
unterschied, mochte die konkrete Bedeutung dieser Vergangenheit für die Gegen-
wart sich auch kontinuierlich wandeln. Nicht zu leugnen ist dabei, daß der Adel im
Laufe der frühen Neuzeit in den meisten europäischen Ländern stärker vom mon-
archischen Staat abhängig wurde, der seine ererbten Rechte zu Privilegien umdeu-
tete, auch wenn er sie verteidigte, und der regulierend die Definition adliger Iden-
tität bestimmte, die er durch Nobihtierungen und Standeserhöhungen auch tiefgrei-
fend verändern konnte. Gerade im Übergang zum 17. Jahrhundert wird deutlich, daß
der Adel in der frühen Neuzeit beides war, eine soziale Gruppe, die sich über die
Erinnerung definierte, eine Erinnerungsgemeinschaft, und eine Elite, die die Fähig-
keit besaß, sich in Krisensituationen ganz neu zu erfinden. Wirkliche Kontinuitäten
verbanden sich unauflöslich mit Kontinuitätsfiktionen, und gerade darin bestand das
Erfolgrezept der sozialen Selbstbehauptung des Adels in der frühen Neuzeit.
Sitzung der Math.-nat. Klasse am 26. Oktober 2007
GESCHÄFTSSITZUNG
Zuwahlen
Die Klasse nominiert Thomas Ertl (Visualisierung, Stuttgart) und Hannah Monyer
(Neurobiologie, Heidelberg) zur Zuwahl als ordentliche Mitglieder durch die Aka-
demie.
Ein Vorschlag für eine Zuwahl aus dem Bereich Biochemie, Stuttgart, wird gemacht
und eine Laudatio verlesen.
Wahl in Kommissionen
Zur Ergänzung der Kommissionen der Phil.-hist. Klasse meldet sich Herr Eigenber-
ger für das Forschungsprojekt „Europa Humanistica“.
Wahl in den Rechnungsprüfungsausschuß
Für den aus dem Rechnungsprüfungsausschuß ausscheidenden Herrn Stech meldet
sich Herr Kipphan und wird von der Klasse bestätigt.
Bericht des Sekretärs
Der Sekretär berichtet über die Vorschläge, die für die Auswahl der Preisträger des
Akademiepreises, des Freudenberg-Preises und des Dulger-Preises eingegangen sind,
und wirbt noch einmal nachdrücklich um weitere Nennungen.
SITZUNGEN
kungen noch im Bürgerkrieg der 1640er Jahre zu spüren waren. Der Bezug auf eine
ferne Blütezeit adliger Standeskultur und adliger Macht stellte em Element adliger
Identität dar, das ihn in vielen Ländern deutlich von anderen ständischen Gruppen
unterschied, mochte die konkrete Bedeutung dieser Vergangenheit für die Gegen-
wart sich auch kontinuierlich wandeln. Nicht zu leugnen ist dabei, daß der Adel im
Laufe der frühen Neuzeit in den meisten europäischen Ländern stärker vom mon-
archischen Staat abhängig wurde, der seine ererbten Rechte zu Privilegien umdeu-
tete, auch wenn er sie verteidigte, und der regulierend die Definition adliger Iden-
tität bestimmte, die er durch Nobihtierungen und Standeserhöhungen auch tiefgrei-
fend verändern konnte. Gerade im Übergang zum 17. Jahrhundert wird deutlich, daß
der Adel in der frühen Neuzeit beides war, eine soziale Gruppe, die sich über die
Erinnerung definierte, eine Erinnerungsgemeinschaft, und eine Elite, die die Fähig-
keit besaß, sich in Krisensituationen ganz neu zu erfinden. Wirkliche Kontinuitäten
verbanden sich unauflöslich mit Kontinuitätsfiktionen, und gerade darin bestand das
Erfolgrezept der sozialen Selbstbehauptung des Adels in der frühen Neuzeit.
Sitzung der Math.-nat. Klasse am 26. Oktober 2007
GESCHÄFTSSITZUNG
Zuwahlen
Die Klasse nominiert Thomas Ertl (Visualisierung, Stuttgart) und Hannah Monyer
(Neurobiologie, Heidelberg) zur Zuwahl als ordentliche Mitglieder durch die Aka-
demie.
Ein Vorschlag für eine Zuwahl aus dem Bereich Biochemie, Stuttgart, wird gemacht
und eine Laudatio verlesen.
Wahl in Kommissionen
Zur Ergänzung der Kommissionen der Phil.-hist. Klasse meldet sich Herr Eigenber-
ger für das Forschungsprojekt „Europa Humanistica“.
Wahl in den Rechnungsprüfungsausschuß
Für den aus dem Rechnungsprüfungsausschuß ausscheidenden Herrn Stech meldet
sich Herr Kipphan und wird von der Klasse bestätigt.
Bericht des Sekretärs
Der Sekretär berichtet über die Vorschläge, die für die Auswahl der Preisträger des
Akademiepreises, des Freudenberg-Preises und des Dulger-Preises eingegangen sind,
und wirbt noch einmal nachdrücklich um weitere Nennungen.