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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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I. Das Geschäftsjahr 2007
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Öffentliche Veranstaltungen
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Symposion "Religion und Gewalt"
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https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0107
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120 | ÖFFENTLICHE VERANSTALTUNGEN

SYMPOSION
„Religion und Gewalt“
13. Juni 2007
Das Symposion der Heidelberger Akademie der Wissenschaften wollte sich der Her-
ausforderung der Frage, was es mit dem Zusammenhang zwischen Religion und
Gewalt auf sich hat, mit der nötigen Anstrengung des Denkens zuwenden. Dabei
wurden die historische Dimension des Themas wie die vergleichende Perspektive
gleichermaßen beachtet. Das Symposion mutete seinen Gästen einen Nachmittag
und Abend der Konzentration zu. Vier hochkarätige Religionswissenschaftler
beleuchteten die Fragestellung aus dem Horizont ihres Fachgebietes. Die Öffent-
lichkeit war eingeladen, an der Veranstaltung sowie der anschließenden Diskussion
teilzunehmen. Die Veranstaltung fand im Alten Ratssaal des Heidelberger Rathauses
statt.
Das Symposion eröffnete der Ägyptologe Prof. Dr. Jan Assmann mit dem Vor-
trag „Zum Ursprung religiöser Gewalt“. Ihm folgte als Referent Bernd Janowski,
Professor für Alttestamentliche Theologie, mit dem Vortrag „Em Gott der Gewalt?
Perspektiven des Alten Testaments“. Ausgehend von einer allgemeinen Verhältnisbe-
stimmung von Gott und Gewalt im Alten Testament untersuchte Janowski anhand
ausgewählter Beispiele die beiden Aspekte „Gott und der Abgrund der Gewalt“
(Fluterzählung Genesis 6—8) und „Gott und die Opfer der Gewalt“ (Klagelied Psalm
58).
Nach einer Pause fragte der Islamwissenschaftler Prof. Dr. Josef van Ess nach
dem Verhältnis von Religion und Gewalt: „Dschihad als religiös legitimierte Gewalt?
Zur Geschichte eines Begriffs“. Religion und Gewalt seien nicht essentiell mitein-
ander verbunden, sondern erst die Exegese könne eine Verknüpfung herstellen, so
seine These. Religion werde erst zur Begründung von Gewalt herangezogen, sie
könne gleichwohl auch helfen, Gewalt einzudämmen. Der Vortrag versuchte dies am
Beispiel des islamischen Dschihad-Begriffs aufzuzeigen. Vier Phasen der Entwick-
lungen wurden herausgegriffen: der Koran, das islamische Recht (um ca. 1000 unse-
rer Zeitrechnung), die Epoche des europäischen Kolonialismus (spätes 19. Jahrhun-
dert) und der moderne Fundamentalismus.
Den Abschluß bildete der Vortrag von Heinrich Freiherr von Stietencron. Der
emeritierte Tübinger Professor für Indologie und Vergleichende Religionswissen-
schaft widmete sich dem Thema: „Der gerechte Krieg als religiöse Pflicht: Die Lehre
der Bhagavadgita“. Im Zentrum seines Vortrages standen die Reflexion über den
Krieg im altindischen Epos Mahabharata. Dort wird über den Erbfolgekonflikt im
Reich der Kurus berichtet. Fürsten aus ganz Nordindien rücken mit ihren Heerscha-
ren an: Drei Generationen von Helden wird dieser Krieg vernichten. Der Held Agu-
na weiß es und verweigert den Kampf gegen die Verwandten. In dieser Situation greift
sein Freund Krishna ein: Zwischen den Schlachtreihen, während schon die Hörner
zum Angriff blasen, offenbart er sich als höchste Gottheit und fordert von Arjuna den
Kampf: Es sei die Pflicht des Kriegers, dem Recht Geltung zu verschaffen.
 
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