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SITZUNGEN
WISSENSCHAFTLICHE SITZUNG
Herr Professor Dr. Matthias Jarke hält einen Vortrag: „Informatik als Mediator in der
Globalisierung“.
Die Rolle des Computers in der Gesellschaft hat sich seit seiner Einführung mehr-
fach stark verändert. Stand in den 1960er Jahren die Nutzung als technisches Groß-
gerät für Wenige im Vordergrund, so wurde der Personal Computer in den 1980er
Jahren zum Werkzeug für Jede(n). Seit Mitte der 90er Jahre demonstriert die Verbrei-
tung des Internets den Wandel zu einem Medium. Die nächste Welle — die Durch-
dringung unserer gesamten Umgebung durch vernetzte Kleinstcomputer im ubi-
quitous computing — wirft deutlich ihre Schatten voraus, seit im Jahre 2000 die Zahl
der Computerprozessoren die der Menschen auf der Erde überholt hat.
Der Erfolg des Computers als Medium ist nur möglich geworden durch die
weite Akzeptanz von Basisstandards etwa für Mobiltelephonie (GSM/UMTS) und
Internet (TCP/IP), aber auch für anwendungsnähere Strukturen zur Datendarstel-
lung und -beschreibung im World Wide Web (HTML, XML), zu Datenkompression
(MP3) und Medienintegration (MPEG-21). Für die Prognose technischer Entwick-
lungen ist Friedmans Beobachtung wichtig, dass sich diese Standards jeweils von der
Basistechnologie aufwärts entwickeln, d.h. eine Standardisierung von Anwendungs-
systemen ist erst möglich, wenn die technischen Grundlagen bereits erfolgreich stan-
dardisiert sind.
Die ökonomischen und gesellschaftlichen Effekte sind erheblich: Schon Ende
der 80er Jahre hat die Email die Unternehmenskommunikation wesentlich
beschleunigt. Nur so wurde es möglich, traditionelle hierarchische „Dienstwege“
durch Prozessdenken und Flexibilisierung abzulösen, aber auch das mittlere Mana-
gement fast vollständig abzuschaffen. Datenaustausch im World Wide Web erlaubt seit
Ende der 90er Jahre unternehmensübergreifende Prozesse mit Outsourcing und
Offshoring; große Teile des Handels wurden in das Internet verlagert. Die derzeitige
Konvergenz von Mobilkommunikation, Medienintegration und „Social Software“
erhöht die Partizipationschancen für breite Nutzerkreise. Sie ermöglicht die Bildung
globaler Interessengemeinschaften und erschwert damit auch im privaten Bereich
die Kontrolle durch Nationalstaaten in ähnlicher Weise, wie das vorher schon im
Bereich der multinationalen Großunternehmen geschehen ist.
Beispiel IT-Offshoring
Alle etablierten Software- und Serviceanbieter sind heute globalisiert, viele große
Anwenderfirmen lagern erhebliche Teile ihrer IT-Operationen aus. Selbst Mittel-
ständler und Hightech-Gründungen setzen Offshoring ein, um marktnah wachsen
zu können. Angesichts eines breiten Spektrums an Risiken, unter denen Sicherheits-
probleme und Knowhow-Verluste im Vordergrund stehen, gibt es allerdings durch-
aus auch Gegenbewegungen. Die ökonomische Bilanz des IT-Offshoring ist unter-
schiedlich.
Nach einer internationalen Studie unter Federführung der US-Informatikge-
sellschaft ACM weist die amerikanische IT-Wirtschaft nach dem Offshoring durch
SITZUNGEN
WISSENSCHAFTLICHE SITZUNG
Herr Professor Dr. Matthias Jarke hält einen Vortrag: „Informatik als Mediator in der
Globalisierung“.
Die Rolle des Computers in der Gesellschaft hat sich seit seiner Einführung mehr-
fach stark verändert. Stand in den 1960er Jahren die Nutzung als technisches Groß-
gerät für Wenige im Vordergrund, so wurde der Personal Computer in den 1980er
Jahren zum Werkzeug für Jede(n). Seit Mitte der 90er Jahre demonstriert die Verbrei-
tung des Internets den Wandel zu einem Medium. Die nächste Welle — die Durch-
dringung unserer gesamten Umgebung durch vernetzte Kleinstcomputer im ubi-
quitous computing — wirft deutlich ihre Schatten voraus, seit im Jahre 2000 die Zahl
der Computerprozessoren die der Menschen auf der Erde überholt hat.
Der Erfolg des Computers als Medium ist nur möglich geworden durch die
weite Akzeptanz von Basisstandards etwa für Mobiltelephonie (GSM/UMTS) und
Internet (TCP/IP), aber auch für anwendungsnähere Strukturen zur Datendarstel-
lung und -beschreibung im World Wide Web (HTML, XML), zu Datenkompression
(MP3) und Medienintegration (MPEG-21). Für die Prognose technischer Entwick-
lungen ist Friedmans Beobachtung wichtig, dass sich diese Standards jeweils von der
Basistechnologie aufwärts entwickeln, d.h. eine Standardisierung von Anwendungs-
systemen ist erst möglich, wenn die technischen Grundlagen bereits erfolgreich stan-
dardisiert sind.
Die ökonomischen und gesellschaftlichen Effekte sind erheblich: Schon Ende
der 80er Jahre hat die Email die Unternehmenskommunikation wesentlich
beschleunigt. Nur so wurde es möglich, traditionelle hierarchische „Dienstwege“
durch Prozessdenken und Flexibilisierung abzulösen, aber auch das mittlere Mana-
gement fast vollständig abzuschaffen. Datenaustausch im World Wide Web erlaubt seit
Ende der 90er Jahre unternehmensübergreifende Prozesse mit Outsourcing und
Offshoring; große Teile des Handels wurden in das Internet verlagert. Die derzeitige
Konvergenz von Mobilkommunikation, Medienintegration und „Social Software“
erhöht die Partizipationschancen für breite Nutzerkreise. Sie ermöglicht die Bildung
globaler Interessengemeinschaften und erschwert damit auch im privaten Bereich
die Kontrolle durch Nationalstaaten in ähnlicher Weise, wie das vorher schon im
Bereich der multinationalen Großunternehmen geschehen ist.
Beispiel IT-Offshoring
Alle etablierten Software- und Serviceanbieter sind heute globalisiert, viele große
Anwenderfirmen lagern erhebliche Teile ihrer IT-Operationen aus. Selbst Mittel-
ständler und Hightech-Gründungen setzen Offshoring ein, um marktnah wachsen
zu können. Angesichts eines breiten Spektrums an Risiken, unter denen Sicherheits-
probleme und Knowhow-Verluste im Vordergrund stehen, gibt es allerdings durch-
aus auch Gegenbewegungen. Die ökonomische Bilanz des IT-Offshoring ist unter-
schiedlich.
Nach einer internationalen Studie unter Federführung der US-Informatikge-
sellschaft ACM weist die amerikanische IT-Wirtschaft nach dem Offshoring durch