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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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I. Das Geschäftsjahr 2007
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Gesamtsitzung am 27. Oktober 2007
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Michaels, Axel: Rituale und ihre Handbücher: Beispiele aus Nepal
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Öffentliche Gesamtsitzung in Stuttgart am 15. Dezember 2007
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Grusswort des Rektors an der Universität Stuttgart Prof. Dr.-Ing. Wolfram Ressel
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https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0094
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15. Dezember 2007

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pologie“ (Louis Dumont), und wenn nicht bestimmte Quellen privilegiert werden,
dann ergibt sich der eigentliche Ritualtext aus eben dieser Intertextualität der
Ritualhandbücher. Die Ritualhandbücher können zum Beispiel als em Korpus mit
verschiedenen Fenstern betrachtet werden: zur rituellen Praxis, zum weiteren vedi-
schen Kontext, zu den Rezitationsformen, zum Publikum bzw. den Ritualteilneh-
mern, zur Verbindung mit den Ritualhandlungen. Der Text eines Ritualhandbuchs
allem ist nahezu unverständlich. Immer muß er gedacht werden mit den Ritual-
handlungen und -gegenständen, die im Text selbst oft nicht genannt werden
Die besonderen Strukturen der hinduistischen Ritualhandbücher ziehen
besondere editorische Probleme nach sich. Die Texte sind oft provisorisch gestaltet:
voll von Überschreibungen und Ergänzungen, skizzenhaften Zeichnungen etwa für
die Anordnung des Ritualplatzes. Sie sind eben nicht für ein Publikum und schon
gar nicht für eine Veröffentlichung gemacht. Auch sind die Schreiber — zumindest in
Nepal — oftmals nicht Priester, sondern Joshis (Astrologen). Die „Fehler“ sind daher
nicht immer auf mangelnde Sprachkenntnisse zurückzuführen, sondern auf persön-
liche Freiheiten. Schließlich will bedacht sein, daß die Ritualhandbücher von Auto-
ren verfaßt und kopiert sind, denen mehr daran hegt, das Ritual richtig auszuführen
als den Text richtig zu verfassen.
Aus all diesen Gründen wird vorgeschlagen, die privaten Ritualhandbücher als
persönliche Texte zu betrachten und sie nicht kritisch, sondern als singuläre Zeug-
nisse zu edieren und in den jeweiligen Kontext zu integrieren. Dies bedeutet auch,
Rituale so zu erfassen, daß nur diejenigen Handbücher in die Deskription (nicht die
Analyse und historische Einordnung) einbezogen werden, die im Ritual auch
tatsächlich gebraucht werden. Eine editorische Normierung der privaten Hand-
bücher würde genau diese individuellen Aspekte negieren. Eine kritische Ausgabe
mit Stemmata und Varianten, die nicht auch auf den Gebrauch der Texte eingeht,
würde dem fluiden, ephemären und praxisbezogenen Charakter der Texte nicht
gerecht. Diese Hybridität bedeutet freilich auch, daß sie nicht linear zu lesen sind,
denn sie spiegeln nur mangelhaft den steten und kreativen Wechsel des Rituals wie-
der. Der eigentliche Text entsteht im Ritual; umgekehrt ist der schriftliche Text nicht
so fixiert, wie er erscheint.
Öffentliche Gesamtsitzung in Stuttgart am 15. Dezember 2007
GRUSSWORT DES REKTORS DER UNIVERSITÄT STUTTGART
PROF. DR.-ING. WOLFRAM RESSEL
Sehr geehrte Frau Dr. Eisenmann,
sehr geehrter Herr Professor Hahn,
sehr geehrte Damen und Herren,
es ist uns eine große Freude und Ehre zugleich, die Heidelberger Akademie der Wis-
senschaften zu Ihrer heutigen Gesamtsitzung in Stuttgart willkommen heißen zu
dürfen.
 
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