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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2007
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Antrittsreden
DOI Artikel:
Niehrs, Christof: Antrittsrede vom 21. April 2007
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https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0131
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ANTRITTSREDEN

„Ein Jahr auf Fußball und Disco verzichtet“, da wir ein Jahr lang immer samstags
unsere Wasserproben nahmen, um sie auf Plankton und Nährstoffe zu untersuchen.
Dies war meine erste selbständig abgefasste, quasi-wissenschaftliche Arbeit und als
formale Übung enorm wertvoll.
Studium
Nach dem Abitur begann ich mit großer Erwartung an der EU Berlin zunächst das
Studium der Chemie, dann der Biochemie. Das Grundstudium war jedoch enttäu-
schend. Anstatt, dass es nun richtig mit organischer Chemie und Biochemie, Expe-
rimenten und kleinen Forschungsprojekten los ging, mussten zunächst einmal die
Nebenfächer Physik, Mathematik, anorganische Chemie etc. absolviert werden. Von
Forschung keine Spur, stattdessen war bloßes Pauken angesagt.
Da kam es als em Segen, dass ich bereits ab den ersten Semesterferien als HiWi
am Fritz Haber Institut an Forschungsprojekten mitarbeiten konnte. Keine 20 Jahre
alt, durfte ich alleine Elektronenmikroskope bedienen und unter der Anleitung eines
amerikanischen Postdocs in der Abteilung von Elmar Zeidler die Ultrastruktur von
Ribosomen untersuchen. Diese Ferienforschung hatte natürlich zur Folge, dass das
Grundstudium noch langweiliger erschien.
Bereichernd am Hauptstudium Biochemie der FU war für mich gewesen,
dass es den Studenten mangels Lehrveranstaltungen erlaubt war, Mitarbeiten in
Forschungslabors für das Studium anrechnen zu lassen. So konnten initiativreiche
Studenten sich ihr Studienprogramm selbst entsprechend ihren Neigungen
zusammenstellen. Für mich war dies Gelegenheit zu mehrwöchigen Praktika bei
Ferdinand Hucho an der FU, der mich sehr gefordert hat, sowie am MPI für Bio-
chemie in München, am DKFZ Heidelberg und auf der Bermuda Biological Sta-
tion.
Bei einer mehrsemestrigen HiWi-Tätigkeit am Institut für Biochemie bei Jan
Ahlers an der FU Berlin sammelte ich Erfahrung in der Membranbiochemie, wo ich
über den Effekt von chlorierten Phenolen auf das Photosystem II arbeitete und eine
kleine Entdeckung machte, die mir noch vor Beginn der Diplomarbeit meine erste
Publikation als Erstautor einbrachte.
Zur Diplomarbeit bereits verließ ich Berlin und ging zu Wieland Hüttner,
der gerade am EMBL seine Gruppe aufbaute. Ich hatte ihn in einem spannenden
Vortrag in Berlin gehört und dann während eines Praktikums in der Bibliothek des
Münchner MPIs wieder getroffen. Ich sprach ihn an und drückte mein Lob für
seinen interessanten Vortrag in Berlin aus. Etwas verdutzt darüber, von einem Stu-
denten taxiert zu werden, lud er mich zum Besuch seines Labors ein und schließ-
lich begann ich bei ihm meine Arbeit zur posttranslationalen Tyrosinsulfatierung
von Proteinen, die ich dann auch als Doktorand am EMBL Heidelberg weiter-
führte. Zahlreiche sekretorische Proteine werden tyrosinsulfatiert und dadurch in
ihrer Stabilität und Funktion reguliert, doch das modifizierende Enzym Tyrosyl-
protein Sulfotransferase (TPST) war damals nicht isoliert und wenig charakteri-
siert.
 
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