Christof Niehrs
145
Doktorarbeit
In meiner Doktorarbeit habe ich mich daher speziell mit dem Enzym TPST beschäf-
tig, die enzymatischen Eigenschaften charakterisiert und das Transmembranprotein
isoliert. Das Projekt beschied mir viele Stunden im Kühlraum und Besuche im
Mannheimer Schlachthof, wo ich aus den noch dampfend warmen Kadavern
Nebennieren herauspräparierte, die als Ausgangsmaterial für die Proteinreinigung
dienten.
Die internationale Atmosphäre, das offene Forschungsklima, der intensive Aus-
tausch im Department der Zellbiologie unter der Führung des charismatischen Kai
Simons und die gründliche biochemische und zellbiologische Ausbildung durch
Wieland Hüttner, heute Max Planck Direktor in Dresden, waren für mich äußerst
prägend am EMBL. Noch heute verbindet mich mit meinem Doktorvater ein
freundschaftliches Verhältnis.
Der große Nachteil des EMBL ist jedoch, dass man für die meisten anderen
Forschungseinrichtungen verdorben ist, da dieses Forschungsklima, zumindest in
Kontinentaleuropa, einmalig sein dürfte.
Was mir am EMBL hingegen etwas fehlte, war ein gewisser theoretischer
Überbau. Daher initiierte ich eine Vorlesungsreihe zu Wissenschaftsphilosophie und
verwandten Themen. Inzwischen ist ein Programm „Science & Society“ mit regel-
mäßigen Vorträgen und Symposien fest am EMBL installiert. Seinerzeit gelang es
uns zum ersten Mal, Karl Popper, damals 85-jährig, zu bewegen als Redner nach
Heidelberg zu kommen. Ich hatte auch Ankündigungen an die philosophische
Fakultät in Heidelberg geschickt, worüber Popper ärgerlich war, er hätte mit Phi-
losophen nichts am Hut, sondern sähe sich vielmehr als Partner der Naturwissen-
schaften. Die Begegnung mit dem charismatischen Popper hat mich nachhaltig
beeindruckt.
Postdoktorandenzeit
Bereits während der Doktorarbeit habe ich mich sehr für Probleme der Zelldiffe-
renzierung und embryonalen Entwicklung interessiert und es stand für mich früh
fest, dass ich nach der Doktorarbeit das Thema wechseln würde. Das Phänomen der
embryonalen Entwicklung hat traditionell einen zentralen Platz in der Biologie ein-
genommen. Heute ist die Embryologie dank der Verknüpfung nut der Molekular-
biologie eine der bedeutendsten Disziplinen in der modernen Biologie. Komplexe
Prozesse können molekular zerlegt werden und es wird offenbar, dass die molekula-
ren Prinzipien der Embryonalentwicklung in verschiedenen Tierstämmen evolu-
tionär konserviert sind.
Als Biochemiker lag es nahe, den Frosch als Modellsystem zu wählen, da hier
die direkten, d.h. nicht-genetischen Eingriffsmöglichkeiten am größten sind und
biochemische Mengen an Material zur Verfügung stehen. Vor allem hat mich ein
Praktikum als Student bei Heinz Tiedemann in Berlin bereits in Kontakt mit einem
biochemischen Ansatz zur Untersuchung der embryonalen Entwicklung beim
Frosch gebracht.
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Doktorarbeit
In meiner Doktorarbeit habe ich mich daher speziell mit dem Enzym TPST beschäf-
tig, die enzymatischen Eigenschaften charakterisiert und das Transmembranprotein
isoliert. Das Projekt beschied mir viele Stunden im Kühlraum und Besuche im
Mannheimer Schlachthof, wo ich aus den noch dampfend warmen Kadavern
Nebennieren herauspräparierte, die als Ausgangsmaterial für die Proteinreinigung
dienten.
Die internationale Atmosphäre, das offene Forschungsklima, der intensive Aus-
tausch im Department der Zellbiologie unter der Führung des charismatischen Kai
Simons und die gründliche biochemische und zellbiologische Ausbildung durch
Wieland Hüttner, heute Max Planck Direktor in Dresden, waren für mich äußerst
prägend am EMBL. Noch heute verbindet mich mit meinem Doktorvater ein
freundschaftliches Verhältnis.
Der große Nachteil des EMBL ist jedoch, dass man für die meisten anderen
Forschungseinrichtungen verdorben ist, da dieses Forschungsklima, zumindest in
Kontinentaleuropa, einmalig sein dürfte.
Was mir am EMBL hingegen etwas fehlte, war ein gewisser theoretischer
Überbau. Daher initiierte ich eine Vorlesungsreihe zu Wissenschaftsphilosophie und
verwandten Themen. Inzwischen ist ein Programm „Science & Society“ mit regel-
mäßigen Vorträgen und Symposien fest am EMBL installiert. Seinerzeit gelang es
uns zum ersten Mal, Karl Popper, damals 85-jährig, zu bewegen als Redner nach
Heidelberg zu kommen. Ich hatte auch Ankündigungen an die philosophische
Fakultät in Heidelberg geschickt, worüber Popper ärgerlich war, er hätte mit Phi-
losophen nichts am Hut, sondern sähe sich vielmehr als Partner der Naturwissen-
schaften. Die Begegnung mit dem charismatischen Popper hat mich nachhaltig
beeindruckt.
Postdoktorandenzeit
Bereits während der Doktorarbeit habe ich mich sehr für Probleme der Zelldiffe-
renzierung und embryonalen Entwicklung interessiert und es stand für mich früh
fest, dass ich nach der Doktorarbeit das Thema wechseln würde. Das Phänomen der
embryonalen Entwicklung hat traditionell einen zentralen Platz in der Biologie ein-
genommen. Heute ist die Embryologie dank der Verknüpfung nut der Molekular-
biologie eine der bedeutendsten Disziplinen in der modernen Biologie. Komplexe
Prozesse können molekular zerlegt werden und es wird offenbar, dass die molekula-
ren Prinzipien der Embryonalentwicklung in verschiedenen Tierstämmen evolu-
tionär konserviert sind.
Als Biochemiker lag es nahe, den Frosch als Modellsystem zu wählen, da hier
die direkten, d.h. nicht-genetischen Eingriffsmöglichkeiten am größten sind und
biochemische Mengen an Material zur Verfügung stehen. Vor allem hat mich ein
Praktikum als Student bei Heinz Tiedemann in Berlin bereits in Kontakt mit einem
biochemischen Ansatz zur Untersuchung der embryonalen Entwicklung beim
Frosch gebracht.