9. Juni 2007
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Ich wende mich dem Vorurteil Nummer zwei zu. Ich stelle keineswegs in
Abrede, daß das durchschnittliche Zuwahlalter noch immer zu hoch ist, wobei die
Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse besser abschneidet als die Philoso-
phisch-historische — wohl aus Gründen, die in der Natur der Fächer liegen. Ich will
auch nicht in eine Debatte darüber eintreten, ob wir auf die Frage, wann ein Mensch
im allgemeinen und em Wissenschafter im besonderen alt sei, immer noch die glei-
che Antwort geben können wie vor 50 Jahren. Ich will vielmehr sagen: Die Akade-
mie, das ist inzwischen mehr als einfach nur die Summe ihrer Mitglieder.
Wir haben seit fünf Jahren unser Kolleg für den wissenschaftlichen Nach-
wuchs. In diesem Jahr läuft die Förderung des Schwerpunktes „Gehirn und Geist“
aus, in dem drei Arbeitsgruppen gearbeitet haben. Wir freuen uns auf die Abschluß-
konferenz und wir freuen uns auf vier Gruppen, ausgewählt unter 14 Bewerbern, die
im neuen Schwerpunkt „Der menschliche Lebenzyklus: biologische, kulturelle,
gesellschaftliche Aspekte“ ihre Arbeit in diesem Jahr aufnehmen. Ich erinnere an den
besonderen Fokus des Programms. Wir wollen das Interesse an der Zusammenarbeit
mit anderen Fächern fördern; nur Gruppen, in denen mindestens zwei Fächer ver-
treten sind, werden in das Kolleg aufgenommen. Wir glauben, daß dieses Ziel in Aka-
demien besonders gut erreicht werden kann.
Darüber hinaus sucht die Akademie die Begegnung mit der jungen Generation
noch in einem ganz anders konzipierten Programm, das wir dank der Unterstützung
durch den Verein der Förderer haben in Angriff nehmen können. Wir veranstalten,
wiederum ausgeschrieben für das ganze Land, „Akademiekonferenzen für den wis-
senschaftlichen Nachwuchs“. Um die verfügbaren Mittel können sich auch in die-
sem Fall nur interdisziplinäre Gruppen von jungen Wissenschaftlern bewerben — zur
Ausrichtung einer Konferenz unter dem Dach der Akademie. Erhalten sie den
Zuschlag, so erhalten sie mehr als Geld. Die Akademie läßt ihnen freie Hand, aber
sie steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Die Resonanz auf diese Ausschreibung war bemerkenswert. 24 Anträge gingen
ein. Fünf von ihnen konnten wir einen positiven Bescheid geben. Diese fünf haben
dem Plenum der Akademie vor sechs Wochen ihre Projekte vorgestellt. Ich über-
treibe nicht, wenn ich sage: es wäre am Ende schwer zu entscheiden gewesen, wel-
che Gruppe die brillanteste Vorstellung gegeben hat. Übrigens spielten zu unserer
Freude bei diesem Anlaß junge Frauen eine überaus sichtbare, ja dominante Rolle.
Wenn diese Generation in nicht zu ferner Zukunft Einzug in die Akademien hält,
braucht einem um den Geschlechterproporz nicht mehr bange zu sein.
Inzwischen hat die erste Konferenz stattgefunden — in Freiburg, in Zusam-
menarbeit mit der Universität Freiburg. Ihr Thema: „Wasser — Konfliktstoff des 21.
Jahrhunderts?“. Auch in diesem Programm gehen wir auf die Universitäten zu, nicht
anders als im Akademienprogramm und in unserem Kolleg für den wissenschaft-
lichen Nachwuchs. Mittelfristig, das ist unser Ziel, sollte die Akademie an allen Uni-
versitäten des Landes mit gemeinsamen wissenschaftlichen Vorhaben präsent sein.
Ein Wort schließlich noch zu der noch immer verbreiteten Vorstellung, ein
Akademieprojekt — das sei immer eine unendliche Geschichte. Ich wäre der letzte,
der leugnen wollte, daß es im Akademienprogramm Problemfälle gibt und daß auch
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Ich wende mich dem Vorurteil Nummer zwei zu. Ich stelle keineswegs in
Abrede, daß das durchschnittliche Zuwahlalter noch immer zu hoch ist, wobei die
Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse besser abschneidet als die Philoso-
phisch-historische — wohl aus Gründen, die in der Natur der Fächer liegen. Ich will
auch nicht in eine Debatte darüber eintreten, ob wir auf die Frage, wann ein Mensch
im allgemeinen und em Wissenschafter im besonderen alt sei, immer noch die glei-
che Antwort geben können wie vor 50 Jahren. Ich will vielmehr sagen: Die Akade-
mie, das ist inzwischen mehr als einfach nur die Summe ihrer Mitglieder.
Wir haben seit fünf Jahren unser Kolleg für den wissenschaftlichen Nach-
wuchs. In diesem Jahr läuft die Förderung des Schwerpunktes „Gehirn und Geist“
aus, in dem drei Arbeitsgruppen gearbeitet haben. Wir freuen uns auf die Abschluß-
konferenz und wir freuen uns auf vier Gruppen, ausgewählt unter 14 Bewerbern, die
im neuen Schwerpunkt „Der menschliche Lebenzyklus: biologische, kulturelle,
gesellschaftliche Aspekte“ ihre Arbeit in diesem Jahr aufnehmen. Ich erinnere an den
besonderen Fokus des Programms. Wir wollen das Interesse an der Zusammenarbeit
mit anderen Fächern fördern; nur Gruppen, in denen mindestens zwei Fächer ver-
treten sind, werden in das Kolleg aufgenommen. Wir glauben, daß dieses Ziel in Aka-
demien besonders gut erreicht werden kann.
Darüber hinaus sucht die Akademie die Begegnung mit der jungen Generation
noch in einem ganz anders konzipierten Programm, das wir dank der Unterstützung
durch den Verein der Förderer haben in Angriff nehmen können. Wir veranstalten,
wiederum ausgeschrieben für das ganze Land, „Akademiekonferenzen für den wis-
senschaftlichen Nachwuchs“. Um die verfügbaren Mittel können sich auch in die-
sem Fall nur interdisziplinäre Gruppen von jungen Wissenschaftlern bewerben — zur
Ausrichtung einer Konferenz unter dem Dach der Akademie. Erhalten sie den
Zuschlag, so erhalten sie mehr als Geld. Die Akademie läßt ihnen freie Hand, aber
sie steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Die Resonanz auf diese Ausschreibung war bemerkenswert. 24 Anträge gingen
ein. Fünf von ihnen konnten wir einen positiven Bescheid geben. Diese fünf haben
dem Plenum der Akademie vor sechs Wochen ihre Projekte vorgestellt. Ich über-
treibe nicht, wenn ich sage: es wäre am Ende schwer zu entscheiden gewesen, wel-
che Gruppe die brillanteste Vorstellung gegeben hat. Übrigens spielten zu unserer
Freude bei diesem Anlaß junge Frauen eine überaus sichtbare, ja dominante Rolle.
Wenn diese Generation in nicht zu ferner Zukunft Einzug in die Akademien hält,
braucht einem um den Geschlechterproporz nicht mehr bange zu sein.
Inzwischen hat die erste Konferenz stattgefunden — in Freiburg, in Zusam-
menarbeit mit der Universität Freiburg. Ihr Thema: „Wasser — Konfliktstoff des 21.
Jahrhunderts?“. Auch in diesem Programm gehen wir auf die Universitäten zu, nicht
anders als im Akademienprogramm und in unserem Kolleg für den wissenschaft-
lichen Nachwuchs. Mittelfristig, das ist unser Ziel, sollte die Akademie an allen Uni-
versitäten des Landes mit gemeinsamen wissenschaftlichen Vorhaben präsent sein.
Ein Wort schließlich noch zu der noch immer verbreiteten Vorstellung, ein
Akademieprojekt — das sei immer eine unendliche Geschichte. Ich wäre der letzte,
der leugnen wollte, daß es im Akademienprogramm Problemfälle gibt und daß auch