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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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II. Die Forschungsvorhaben
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Tätigkeitsberichte
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7. Wörterbuch der altgaskognischen Urkundensprache/DAG
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https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0217
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230 | TÄTIGKEITSBERICHTE
nur bedingt hilfreich. Als Beispiel sei hier der Begriff „lassen“ angeführt. Die pau-
schalen Wörterbucheinträge „laisser“ unter agask. leissar und Varianten spalten sich
nach genauer Sichtung des Materials in zwölf unterschiedliche Bedeutungen auf, die
verschiedenen Kategorien zugeordnet werden müssen.
Unter B II. Intellektuelle Fähigkeiten fallen: „etw. auslassen, vergessen“ (12. Jh.)
sub B II d: Gedächtnis und Erinnerung; „überlassen, anvertrauen, anheimgeben“
(1278) sub B II g: Gefühle; „verzichten auf“ (1256), „(machen) lassen, zulassen, erlau-
ben“ (12. Jh.—1300), „etw. reservieren, bestimmen für“ (1259), „etw. aufhören“
(1267) und „verlassen, im Stich lassen“ (1125—ca. 1250) sub B II h: Wollen und Han-
deln.
B III. Mensch und Gesellschaft ist zuzuordnen: „(nach seinem Tod) hinterlas-
sen, vermachen“ (1224—1278) sub B III b^: Eigentum.
Auf B IV. Soziale Organisation entfällt: „jmd. etwas erlassen (Steuer, Abgabe)“
ca. (1180—ca. 1250) und „jmd. eine Gunst gewähren, zukommen lassen“ (ca. 1250)
sub B IV b7: Staat und Verwaltung; „darauf verzichten, jmd. gerichtlich zu belangen“
(1220) und „jmd. freilassen“ (1278) sub B IV C3: Recht und Gesetz.
Die Bedeutungsvielfalt und der Nuancenreichtum einzelner Wörter spricht für
die in der frühen Scripta dokumentierte „Leistungsfähigkeit“ des Gaskognischen im
semantischen Bereich. Das sprachliche Umsetzen eines Begriffs durch mehrere gas-
kognische Wörter ist umgekehrt aber auch Zeuge für eine vorhandene Ausdrucks-
fülle im lexikalischen Bereich. Für „öter, enlever (etw. entfernen, wegnehmen)“
kennt das Gaskogmsche sieben sprachliche Realisierungen (in absteigender Häufig-
keit der Belege angeführt): (h)ostar 1262—1294, torer 1220—1265, trezer 1171—1273,
estremar 1288—1300, getar ca. 1300, estreier ca. 1114 und die verbale Wendung s'en
prener 1171. Spezifische Bedeutungen wie „enlever, ravir (eine Person entführen)“
und „prendre, enlever, usurper (ein Land, eine Besitzung durch Eroberung wegneh-
men)“ werden hingegen mit sostreyre (hap. 13Jh.) und arceber (1171) ausgedrückt.
Sachgeschichtlich auffällig ist die Häufung speziell gaskogmscher Bezeichnun-
gen im Bereich des maritimen Wortschatzes. Die Belegdichte für den Walfisch in
Dokumenten um Bayonne von 1199-1256 und die erste romanische Erwähnung
des Pottwals mit gask. cauerat 1258 erklärt sich dadurch, daß die Fischerei im Golf
von Biscaya im Mittelalter auf Walfang spezialisiert war. Die nächste Erwähnung
findet sich mit ital. capodoglio (< capo d'olio) in der 1. Hälfte des 14. Jhs. Franz,
cachalut, ein entlehnter regionaler Terminus aus der Gegend um Bayonne, Biarritz
und St-Jean-de-Luz, taucht erst 1628 in einem französischen Text auf. Die heutige
franz. Form cachalot ist 1694 belegt, daraus entlehnt span, cachalote 1795, portug. id.
1855.
Eine eigenständige gaskognische Terminologie ist nicht nur für Meeressäuge-
tiere, sondern auch für Fische nachweisbar. Der Europäische Stör (franz, esturgeon)
ist als creag/creac zwischen ca. 1140—1276 mehrfach im Gebiet um Bordeaux und
Bayonne belegt und bestätigt sein damaliges Vorkommen im Golf von Biskaya, den
er im Frühjahr verließ, um zum Laichen in die Girondemündung zu kommen. Noch
heute lebt dort (in Restbeständen) die einzige natürliche Störart in ganz West-
europa. Die Bezeichnung für die Alse colag/colac (franz, alose) 977—1276 stammt aus
 
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