Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2008
DOI Kapitel:
Öffentliche Veranstaltungen
DOI Kapitel:
Internationale Tagung "Aufklärung im Baltikum"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0107
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
120

ÖFFENTLICHE VERANSTALTUNGEN

Ralf Tuchtenhagen (Hamburg) beschäftigte sich mit der Veränderung der
rechtlichen und organisatorischen Stellung der baltischen Ostseeprovinzen innerhalb
des russischen Zarenreichs während des 18. Jahrhunderts. Peter Järvelaid (Tallinn)
und Mati Laur (Tartu) reicherten das Bild dieser Zeit durch eine Fülle von Details
an, insbesondere den Rechtsraum Livland-Estland und das Wirken der Zarin Katha-
rina II. betreffend. AldurVunk (Pärnu) wiederum charakterisierte die Gesellschaft im
Pärnu dieser Zeit, illustriert durch die Präsentation historischer Stadtansichten.
„Monarchie und Aufklärung“ war der abendliche Festvortrag überschrieben,
den Volker Sellin (Heidelberg) in der Alten Aula der Universität hielt, in dem er den
seit dem 19. Jahrhundert geläufig gewordenen Begriff des „aufgeklärten Absolutis-
mus“ kritisch hinterfragte.
Die Beiträge von Ineta Baiode (Riga) und Dzintra Lele-Rosentale (Ventspils /
Riga) eröffneten für die anwesenden Lexikographen neue Perspektiven im Hinblick
auf baltisch regionale Rechtslexis und die baltische Lexikographie des 18. Jahrhun-
derts. Dietmar Willoweit (Würzburg) analysierte das wissenschaftliche Profil der
Juristenfakultät Dorpat und ging dabei vor allem auf das Wirken von Christoph
Christian von Dabelow ein. Ebenfalls wissenschaftsgeschichtlich ausgerichtet waren
die Beiträge von Klaus Garber (Osnabrück) und Anuschka Tischer (Marburg), die
sich der für die Aufklärung charakteristischen Tätigkeit des Sammelns widmeten und
dabei Persönlichkeiten wie Gadebusch, Hupel, Broze, J. Ch. Schwarz, Bunge (so
Klaus Garber), aber auch Heinrich Baumann aus Wenden (so Anuschka Tischer)
besondere Aufmerksamkeit schenkten.
Während Wilhelm Kühlmann (Heidelberg) den Spuren nachging, die des Gra-
fen Cagliostro Aufenthalt in Mitau bei Elisa von der Recke und im Kreis der Berli-
ner „Nicolaiten" hinterlassen hat, setzte Uwe Japp (Karlsruhe) einen besonderen
Akzent, indem er, inspiriert durch die Figur des Lenzschen Hofmeisters, die ver-
schlungenen Gedanken des baltischen Theologen August Wilhelm Hupel zur Kastra-
tenehe zu rekonstruieren unternahm.
Als Reise durch das Baltikum des 18. Jahrhunderts mit Stationen unter ande-
rem in Königsberg, Mitau, Riga, Pernau, Dorpat und Reval, mit Abstechern nach
Oberpahlen und Seßwegen, aber auch nach Sankt Petersburg vermittelte die Tagung
den Teilnehmern viele neue Eindrücke aus einer historischen Landschaft, in der das
Denken der europäischen Aufklärung erst relativ spät wirksam wurde.

ULRICH KRONAUER
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften