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INTERNATIONALER KONGRESS
„Reuchlins Freunde und Gegner —
7. Internationaler Reuchlin-Kongress der Stadt Pforzheim“
26. bis 28.Juni 2008
In Pforzheim wurden die mittlerweile vorliegenden imposanten, ja bahnbrechenden
Bände des Reuchlin-Briefwechsels erarbeitet, deren vierter und letzter Band 2008 in
Druck ging. Dieses Werk wurde in partnerschaftlicher Kooperation zwischen der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften und Reuchlins Vaterstadt geschaffen. An
diesem Ort wurde also fortgesetzt, was zu den Glanzpunkten der frühen Neuzeit-
forschung gehörte, nämlich die Erschließung der großen Korrespondenzen der Leit-
figuren der Epoche.
In den Vorträgen des Kongresses „Reuchlins Freunde und Gegner. Kommuni-
kative Konstellationen eines frühneuzeitlichen Medienereignisses“, der vom 26. bis
28. Juni 2008 in Pforzheim (im Reuchlinhaus) stattfand und mit einer öffentlichen
Eröffnungsveranstaltung im Stadttheater begann, wurden die personale Spannweite,
die Art der Fraktionsbildungen und die Formen der publizistischen Auseinanderset-
zungen in und um den sogenannten Judenbücherstreit behandelt. Bewusst wurde
dabei eine synoptische Betrachtungsweise gewählt, die beide Parteien und ihre Inter-
aktionen, Feindbilder und Motivationen, kulturgeschichtlichen Prägungen etc. ins
Auge fasste. In höchst interessanter Weise ergänzten sich in den einzelnen Vorträgen
dabei personen- und werkgeschichtliche, formtypologische und funktionale Aus-
führungen. Das Beziehungsgeflecht der namhaften und weniger namhaften Verfasser,
die Faktur, kontemporane Wirkung und diskursive Bedeutungsdimension der
einschlägigen Werke, Flugschriften und diversen Stellungnahmen wurden anhand
aktueller historischer Erkenntnisse und methodischer bzw. theoretischer Anregungen
weiter erhellt. Neben den bekannten Akteuren und Werken kamen dabei auch
bislang weniger erforschte Verfasser zur Geltung. Auch wurde deutlich, wie sehr
Reuchlin zum Katalysator vieler vorwärtsweisender Konflikte am Ende des Mittel-
alters wurde und viele spätere Historiker, aber auch Romanautoren wie Max Brod,
beeinflusste und derart zu einem Protagonisten moderner Denkfreiheiten avancierte.
Welch reichhaltiges Textcorpus dabei auch jenseits der bereits vielbehandelten
„Epistolae obscurorum virorum“ der Forschung zur Verfügung steht, verdeutlicht
der „Index scriptorum causam Reuchlinianam spectantium“ Eduard Böckings
(Leipzig 1869/ND Osnabrück 1966), in welchem Sendschreiben, satirische Dialoge,
Pamphlete, juristisch-theologische Kampfschriften, religionsphilosophische Dialoge
und anderes mehr miteinander abwechseln. Aber auch die jüngeren personenzen-
trierten Monographien etwa von Hans-Martin Kirn oder Ellen Martin, regten die
Wissenschaftler zu lebhaften Diskussionen an. Als besonders ertragreich erwiesen
sich die Diskurse jenseits personengeschichtlicher, werkanalytischer und gattungs-
spezifischer Ansätze wie etwa zu historisch orientierten Fragestellungen, wie die-
jenige nach den Geflechten von Reuchlins Unterstützern und Reuchlins Gegnern
INTERNATIONALER KONGRESS
„Reuchlins Freunde und Gegner —
7. Internationaler Reuchlin-Kongress der Stadt Pforzheim“
26. bis 28.Juni 2008
In Pforzheim wurden die mittlerweile vorliegenden imposanten, ja bahnbrechenden
Bände des Reuchlin-Briefwechsels erarbeitet, deren vierter und letzter Band 2008 in
Druck ging. Dieses Werk wurde in partnerschaftlicher Kooperation zwischen der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften und Reuchlins Vaterstadt geschaffen. An
diesem Ort wurde also fortgesetzt, was zu den Glanzpunkten der frühen Neuzeit-
forschung gehörte, nämlich die Erschließung der großen Korrespondenzen der Leit-
figuren der Epoche.
In den Vorträgen des Kongresses „Reuchlins Freunde und Gegner. Kommuni-
kative Konstellationen eines frühneuzeitlichen Medienereignisses“, der vom 26. bis
28. Juni 2008 in Pforzheim (im Reuchlinhaus) stattfand und mit einer öffentlichen
Eröffnungsveranstaltung im Stadttheater begann, wurden die personale Spannweite,
die Art der Fraktionsbildungen und die Formen der publizistischen Auseinanderset-
zungen in und um den sogenannten Judenbücherstreit behandelt. Bewusst wurde
dabei eine synoptische Betrachtungsweise gewählt, die beide Parteien und ihre Inter-
aktionen, Feindbilder und Motivationen, kulturgeschichtlichen Prägungen etc. ins
Auge fasste. In höchst interessanter Weise ergänzten sich in den einzelnen Vorträgen
dabei personen- und werkgeschichtliche, formtypologische und funktionale Aus-
führungen. Das Beziehungsgeflecht der namhaften und weniger namhaften Verfasser,
die Faktur, kontemporane Wirkung und diskursive Bedeutungsdimension der
einschlägigen Werke, Flugschriften und diversen Stellungnahmen wurden anhand
aktueller historischer Erkenntnisse und methodischer bzw. theoretischer Anregungen
weiter erhellt. Neben den bekannten Akteuren und Werken kamen dabei auch
bislang weniger erforschte Verfasser zur Geltung. Auch wurde deutlich, wie sehr
Reuchlin zum Katalysator vieler vorwärtsweisender Konflikte am Ende des Mittel-
alters wurde und viele spätere Historiker, aber auch Romanautoren wie Max Brod,
beeinflusste und derart zu einem Protagonisten moderner Denkfreiheiten avancierte.
Welch reichhaltiges Textcorpus dabei auch jenseits der bereits vielbehandelten
„Epistolae obscurorum virorum“ der Forschung zur Verfügung steht, verdeutlicht
der „Index scriptorum causam Reuchlinianam spectantium“ Eduard Böckings
(Leipzig 1869/ND Osnabrück 1966), in welchem Sendschreiben, satirische Dialoge,
Pamphlete, juristisch-theologische Kampfschriften, religionsphilosophische Dialoge
und anderes mehr miteinander abwechseln. Aber auch die jüngeren personenzen-
trierten Monographien etwa von Hans-Martin Kirn oder Ellen Martin, regten die
Wissenschaftler zu lebhaften Diskussionen an. Als besonders ertragreich erwiesen
sich die Diskurse jenseits personengeschichtlicher, werkanalytischer und gattungs-
spezifischer Ansätze wie etwa zu historisch orientierten Fragestellungen, wie die-
jenige nach den Geflechten von Reuchlins Unterstützern und Reuchlins Gegnern