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NACHRUFE
ERNST STUHLINGER
(19.12.1913-25.05.2008)
Ernst Stuhlinger wurde am 19. Dezember 1913 im kleinen Bauerndorf Niederrim-
bach als Sohn des dortigen Lehrers geboren. Seine Schulzeit und den ersten Teil sei-
nes Physikstudiums verbrachte er im nahe gelegenen Tübingen, danach zog es ihn
nach München und Königsberg, wo er Physik, Mathematik und Zoologie studierte.
Zur Promotion ging er an die Technische Hochschule Berlin, als Assistent von Hans
Geiger promovierte er mit einer Dissertation über „Das lonisierungsvermögen kos-
mischer Ultrastrahlen“ an der Universität Tübingen. Danach forschte er weiter bei
Hans Geiger in Berlin. Sein Forschungsinteresse richtete sich auf kosmische Strah-
lung und auf die Kernphysik. Ab 1939 war er in der Gruppe von Werner Heisenberg
in der deutschen Atomenergiephysikforschung involviert. Im Jahr 1941 wurde
Stuhlinger zur Wehrmacht eingezogen, ein Jahr später erlebte er den Russland-Feld-
zug, bis er Anfang 1943 zurückbeordert wurde, um in Peenemünde am Raketen-
programm von Wernher von Braun mitzuarbeiten. In Peenemünde befasste sich
Stuhlinger mit der Entwicklung von Steuer- und Kontrollsystemen der Raketen.
Bei Kriegsende flüchtete Stuhlinger zusammen mit 125 anderen Wissenschaft-
lern unter Führung von Wernher von Braun quer durch Deutschland zu den Ame-
rikanern. Sehr schnell wurde diese Gruppe in die USA transferiert, zunächst nach
Fort Bliss in Texas und später nach Huntsville, Alabama. Dort hat Stuhlinger unter-
verschiedensten Agenturen wesentliche Beiträge zum amerikanischen Raumfahrt-
programm geleistet. Zuletzt arbeitete er bei der National Aeronautics and Space
Administration am George C. Marshall Space Flight Center in Huntsville. Stuhlin-
gers großer Erfindungsreichtum hat sich in zahlreichen Publikationen niederge-
schlagen. Zu erwähnen ist insbesondere sein berühmtes Buch über den lonenantrieb
für Raumfahrzeuge, in dem er ein außerordentlich effizientes Verfahren beschreibt,
wie durch Ausnutzung von Sonnenkollektoren oder Kernreaktoren die Suche nach
NACHRUFE
ERNST STUHLINGER
(19.12.1913-25.05.2008)
Ernst Stuhlinger wurde am 19. Dezember 1913 im kleinen Bauerndorf Niederrim-
bach als Sohn des dortigen Lehrers geboren. Seine Schulzeit und den ersten Teil sei-
nes Physikstudiums verbrachte er im nahe gelegenen Tübingen, danach zog es ihn
nach München und Königsberg, wo er Physik, Mathematik und Zoologie studierte.
Zur Promotion ging er an die Technische Hochschule Berlin, als Assistent von Hans
Geiger promovierte er mit einer Dissertation über „Das lonisierungsvermögen kos-
mischer Ultrastrahlen“ an der Universität Tübingen. Danach forschte er weiter bei
Hans Geiger in Berlin. Sein Forschungsinteresse richtete sich auf kosmische Strah-
lung und auf die Kernphysik. Ab 1939 war er in der Gruppe von Werner Heisenberg
in der deutschen Atomenergiephysikforschung involviert. Im Jahr 1941 wurde
Stuhlinger zur Wehrmacht eingezogen, ein Jahr später erlebte er den Russland-Feld-
zug, bis er Anfang 1943 zurückbeordert wurde, um in Peenemünde am Raketen-
programm von Wernher von Braun mitzuarbeiten. In Peenemünde befasste sich
Stuhlinger mit der Entwicklung von Steuer- und Kontrollsystemen der Raketen.
Bei Kriegsende flüchtete Stuhlinger zusammen mit 125 anderen Wissenschaft-
lern unter Führung von Wernher von Braun quer durch Deutschland zu den Ame-
rikanern. Sehr schnell wurde diese Gruppe in die USA transferiert, zunächst nach
Fort Bliss in Texas und später nach Huntsville, Alabama. Dort hat Stuhlinger unter-
verschiedensten Agenturen wesentliche Beiträge zum amerikanischen Raumfahrt-
programm geleistet. Zuletzt arbeitete er bei der National Aeronautics and Space
Administration am George C. Marshall Space Flight Center in Huntsville. Stuhlin-
gers großer Erfindungsreichtum hat sich in zahlreichen Publikationen niederge-
schlagen. Zu erwähnen ist insbesondere sein berühmtes Buch über den lonenantrieb
für Raumfahrzeuge, in dem er ein außerordentlich effizientes Verfahren beschreibt,
wie durch Ausnutzung von Sonnenkollektoren oder Kernreaktoren die Suche nach