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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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II. Die Forschungsvorhaben
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3. Radiometrische Altersbestimmung von Wasser und Sedimenten
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0180
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Radiometrische Altersbestimmung von Wasser und Sedimenten

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bekannten, meteorologischen Phänomen der Nord Atlantischen Oszillation Rech-
nung tragen.
Dabei ergab sich, dass die Kalzitisotopie bei steigender Jahresmitteltemperatur,
einhergehend mit einer erhöhten Menge an Winterniederschlag, leichter wird.
Besonders sensibel reagiert sie jedoch auf kältere Temperaturen und weniger Win-
terniederschlag. Dies legt nahe, dass sich in den Isotopensignalen von Stalagmiten vor
allem kältere Perioden prägnant abbilden.
Die Modelle zu invertieren, um klimatische Parameter aus der Kalzitisotopie
von Stalagmiten zu rekonstruieren, ist das weitere Ziel dieser Arbeit.
Klimarekonstruktion mit holozänen alpinen Stalagmiten (N. Vollweiler, DFG Ma
821/36-2 )
Nachdem im Rahmen des DFG-Projektes „Temperaturrekonstruktionen mit holo-
zänen alpinen Stalagmiten“ (Kooperation mit Prof. Dr. Christoph Spötl von der
Universität Innsbruck) sehr erfolgreich mit Hilfe von Tropfsteinen aus der Spanna-
gelhöhle (Tirol, Österreich) eine hochaufgelöste, exakt datierte Klimakurve für die
letzten 9000 Jahre erstellt werden konnte (COMNISPA,Vollweiler et al. 2006), wird
die Arbeit damit fortgesetzt, dass zum einen diese Ergebnisse mit zahlreichen ande-
ren Archiven verglichen werden und zum anderen die Forschung auf eine weitere
österreichische Höhle ausgedehnt wird.
Es handelt sich hierbei um die Obir-Höhle in Südkärnten nahe der sloweni-
schen Grenze. Im Gegensatz zur Spannagelhöhle, die mit ihrer Lage auf über 2500
müNN dem hochalpinen Bereich zuzurechnen ist, befindet sich das Obirsystem auf
etwa 1100 müNN. Die Höhlentemperatur beträgt aktuell 5,5°C (Spannagel 1,8°C)
und das Gelände über dem Höhlensystem ist mit Fichtenwald bewachsen, während
im Spannagelgebiet aufgrund der Höhenlage kaum Bodenbildung und Pflanzen-
wuchs möglich ist. Ziel der Untersuchungen der Stalagmiten aus der Obirhöhle ist
nun, die Ergebnisse aus Spannagel und Obir zu vergleichen. Der Fokus hierbei liegt
auf der Fragestellung, ob die wesentlich südlicher gelegene Obirhöhle einem ande-
ren Klimabereich zuzuordnen ist oder ob sie wie die Spannagelhöhle vom Klima-
geschehen über dem Nordatlantik beeinflusst wird. Der Blick auf die aktuellen
meteorologischen Daten legt nahe, dass der Unterschied zwischen den Gebieten
kleiner ist als vielleicht erwartet. Der Einfluss des mediterranen Regimes ist in Süd-
kärnten offenbar geringer als man vermuten könnte. Die Station Eisenkappel in der
Nähe des Obirmassivs weist eine ähnliche Niederschlagsverteilung mit einem som-
merlichen Maximum auf wie Mayerhofen im Zillertal.
Analog zu den Daten aus der Spannagelhöhle wurden für die Tropfsteine aus
Obir Th/U-Alter und Sauerstoffisotopen-Profile gewonnen. Da die Stalagmiten aus
Spannagel aufgrund ihres hohen Urangehalts hervorragend datiert sind, diejenigen
aus Obir aber einen größeren Fehlerbereich aufweisen, wurde ein Tuning der Obir-
Daten an den Spannagel-Daten vorgenommen und ein Vergleich der beiden Isoto-
penkurven erarbeitet. Der vorläufige Befund, der durch weitere Datierungen
bestätigt werden soll, ergibt eine gute Übereinstimmung der beiden Datensätze, so
 
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