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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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I. Das Geschäftsjahr 2009
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Antrittsreden
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Kräusslich, Hans-Georg: Antrittsrede vom 24. Januar 2009
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0128
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144 | ANTRITTSREDEN

Antrittsrede von Herrn HANS-GEORG KRÄUSSLICH
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 24. Januar 2009.

Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Mitglieder der Akademie, liebe Gäste,
es ist mir eine große Freude und eine Ehre, mich heute
in diesem Rahmen vorstellen zu dürfen, gleich zu
Beginn des Jubiläumsjahres der Heidelberger Akademie
der Wissenschaften. Ich danke den Mitgliedern der
Akademie für die Zuwahl, die ich als Anerkennung und
Ansporn betrachte und freue mich auf interessante und
fruchtbare Interaktionen. Wie sie wissen, hatte ich im
Rahmen verschiedener universitärer Aufgaben in den
letzten Jahren vielfältige Kontakte mit der Akademie
und habe diese Interaktionen stets als besonders hilfreich und bereichernd erlebt. Ich
freue mich daher besonders, nunmehr selbst der Akademie anzugehören.
Wie Sie wissen, bin ich Virologe und beschäftige mich in der Forschung mit
dem humanen Immundefizienzvirus HIV, dem Erreger von AIDS. In dieser kurzen
Vorstellung will ich ihnen vermitteln, wie und warum es dazu gekommen ist. Wie
wohl in vielen wissenschaftlichen Karrieren war dies auch bei mir eine Mischung
aus Neigung, Förderung und Gelegenheit. Neigung, die mich bereits als Teenager
mit Begeisterung Geschichten über die großen Entdeckungen der Naturwissen-
schaften lesen und mit dem damals populären Kosmos Baukasten „Der kleine Che-
mikus“ experimentieren ließ. Die folgende Entwicklung zum Chemielabor im Kel-
ler des Elternhauses mit diversen kleineren Katastrophen erspare ich ihnen, ich habe
sie in ähnlicher Form in den Vorstellungsvorträgen einiger Kollegen beim Studium
des Jahresbandes der Akademie gefunden. Aufgewachsen in und um München bin
ich am Karlsgymnasium in München-Pasing zur Schule gegangen, damals eines der
letzten rein humanistischen Gymnasien in München und — wie ich kürzlich in
einem Gespräch mit Herrn Kollegen Weinfurter erfuhr — die gleiche Schule, die
auch er, allerdings einige Jahre zuvor, besucht hatte. Zwar legte das humanistische
Gymnasium keinen so großen Schwerpunkt auf die naturwissenschaftliche Ausbil-
dung, so dass unsere Grundkenntnisse in Chemie, Physik und Biologie zu Beginn
des Studiums nicht auf dem gleichen Niveau wie bei Absolventen naturwissen-
schaftlicher Gymnasien waren, doch schulte die dort erfahrene Ausbildung unser
analytisches Denken und unsere Fähigkeit Wissen und Bildung zu erwerben in
besonderem Maße und ich habe diese — natürlich nicht völlig selbstständig getroffe-
ne — Wahl meiner Schule nie bedauert, war im Gegenteil immer dankbar für diese
Chance. Beim Umgang mit Schülern und Studenten der heutigen Generation
bedaure ich oft deren frühzeitige Spezialisierung, einhergehend mit einem gewissen
Verlust in der Anleitung zum selbstbestimmten Denken.
 
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