Hans-Georg Kräusslich
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nicht mehr auf. Mitte der 80er Jahre wurden HIV Sequenzen für molekularbiologi-
sche Experimente verfügbar und Eckard schlug vor, dass wir ähnliche Experimente,
wie wir sie erfolgreich mit Poliovirus gemacht hatten, auch für HIV probieren. Das
habe ich gemacht, viele der Experimente funktionierten und da im Labor niemand
sonst an HIV arbeitete, konnte ich das Projekt nach Deutschland mitnehmen. Mitte
1989 ging ich an die Angewandte Tumorvirologie hier am DKFZ, wo mir Harald
zur Hausen die Chance zum Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe gab. Es war diese
Möglichkeit zur frühen Selbstständigkeit, ich war gerade 31 geworden, die mich von
dieser Wahl, bei einer Reihe attraktiver Alternativen — unter anderem an einem Max-
Planck-Institut und in der Industrie - überzeugte. Ich habe diese Entscheidung nie
bereut und die wissenschaftliche Freiheit in einem menschlich angenehmen und
konstruktiven Umfeld sehr genossen. Zum Aufbau der Gruppe bat mich Harald zur
Hausen um ein wissenschaftliches Konzept von ca. 5 Seiten und ich überlegte mir
vor meinem Wechsel nach Heidelberg, dass nach dem Studium der viralen Enzyme
die Bildung und Struktur von Viruspartikeln für mich eine Frage von zentralem
Interesse war. Dazu gab es damals wenig Forschung, das hat sich in der Zwischenzeit
geändert, aber wenn ich das Papier heute betrachte, muss ich erfreut und erschreckt
zugleich zugeben, dass wir immer noch an den dort formulierten Fragen arbeiten.
Ich habe jetzt viel Zeit für die frühen Jahre meines Weges verwendet, aber
eigentlich ist damit alles gesagt. Dies waren die prägenden Zeiten und die folgenden
Erfolge und Misserfolge waren dort angelegt. Nach Aufbau meiner Gruppe erhielt
ich nach wenigen Jahren Rufe auf die Lehrstühle für Virologie an den Universitäten
in Münster und Ulm und ging 1995 an das Heinrich-Pette-Institut, ein Institut der
Leibniz-Gemeinschaft auf dem Campus in Hamburg Eppendorf. Nach 5 Jahren kam
ich zum 1. Januar 2000 als Leiter derVirologie zurück nach Heidelberg. Dort bin ich
jetzt im 10. Jahr und arbeite immer noch an unserem Programm von 1989.
Ich danke ihnen allen sehr für ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf unsere
Diskussionen und Zusammenarbeit.Vielen Dank.
Die Antrittsrede von Frau HANNAH MONYER an der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften vom 24. Januar 2009 wird im Jahrbuch 2010 erscheinen.
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nicht mehr auf. Mitte der 80er Jahre wurden HIV Sequenzen für molekularbiologi-
sche Experimente verfügbar und Eckard schlug vor, dass wir ähnliche Experimente,
wie wir sie erfolgreich mit Poliovirus gemacht hatten, auch für HIV probieren. Das
habe ich gemacht, viele der Experimente funktionierten und da im Labor niemand
sonst an HIV arbeitete, konnte ich das Projekt nach Deutschland mitnehmen. Mitte
1989 ging ich an die Angewandte Tumorvirologie hier am DKFZ, wo mir Harald
zur Hausen die Chance zum Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe gab. Es war diese
Möglichkeit zur frühen Selbstständigkeit, ich war gerade 31 geworden, die mich von
dieser Wahl, bei einer Reihe attraktiver Alternativen — unter anderem an einem Max-
Planck-Institut und in der Industrie - überzeugte. Ich habe diese Entscheidung nie
bereut und die wissenschaftliche Freiheit in einem menschlich angenehmen und
konstruktiven Umfeld sehr genossen. Zum Aufbau der Gruppe bat mich Harald zur
Hausen um ein wissenschaftliches Konzept von ca. 5 Seiten und ich überlegte mir
vor meinem Wechsel nach Heidelberg, dass nach dem Studium der viralen Enzyme
die Bildung und Struktur von Viruspartikeln für mich eine Frage von zentralem
Interesse war. Dazu gab es damals wenig Forschung, das hat sich in der Zwischenzeit
geändert, aber wenn ich das Papier heute betrachte, muss ich erfreut und erschreckt
zugleich zugeben, dass wir immer noch an den dort formulierten Fragen arbeiten.
Ich habe jetzt viel Zeit für die frühen Jahre meines Weges verwendet, aber
eigentlich ist damit alles gesagt. Dies waren die prägenden Zeiten und die folgenden
Erfolge und Misserfolge waren dort angelegt. Nach Aufbau meiner Gruppe erhielt
ich nach wenigen Jahren Rufe auf die Lehrstühle für Virologie an den Universitäten
in Münster und Ulm und ging 1995 an das Heinrich-Pette-Institut, ein Institut der
Leibniz-Gemeinschaft auf dem Campus in Hamburg Eppendorf. Nach 5 Jahren kam
ich zum 1. Januar 2000 als Leiter derVirologie zurück nach Heidelberg. Dort bin ich
jetzt im 10. Jahr und arbeite immer noch an unserem Programm von 1989.
Ich danke ihnen allen sehr für ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf unsere
Diskussionen und Zusammenarbeit.Vielen Dank.
Die Antrittsrede von Frau HANNAH MONYER an der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften vom 24. Januar 2009 wird im Jahrbuch 2010 erscheinen.