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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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II. Die Forschungsvorhaben
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Tätigkeitsberichte
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18. Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0242
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TÄTIGKEITSBERICHTE

vuren von dekorierten Sonnenscheiben und dreier Äxte sowie eines Gebäudes von
Bedeutung.
3. Der aus drei teilweise befestigten Dörfern bestehenden, ehemals selbständi-
gen Republik von Gor waren ethnologisch-soziologische Studien von Jettmar seit
seinem ersten Besuch im Jahre 1955 gewidmet gewesen. Zum ersten Mal konnte
westlich der Ortschaft Gitili am Steilabhang nahe und unterhalb der antiken Route
eine Gruppe von Felsbildern entdeckt werden, die sich zum größeren Teil als Fels-
malereien erwiesen. Auf sechs Felsrücken fanden sich in abriartig geschützten Höh-
lungen, die offensichtlich von Hirten genutzt wurden, insgesamt 46 eingeritzte und
weiß aufgemalte Petroglyphen. Ein großer Felsblock, der direkt an dem von Gor
nach Bargin und Ges führenden Weg liegt, trägt zwei stilisierte menschliche Figuren,
ein Kreuz und eine für die nachbuddhistische Zeit charakteristische dekorierte
Scheibe. Die Darstellungen von stilisierten menschlichen Figuren, Jägern mit Hun-
den, Steinböcken und Schraubenziegen und einem weiteren Kreuz sind zu Szenen
vereint, die das Leben einer Hirtengemeinschaft widerspiegeln. Eine durch ihre bes-
sere Ausführung auffallende Komposition zeigt eine durch zwei Raubtiere ergänzte
Gruppe von Jägern und Tieren vor einem als Stüpa gedeuteten Gebäude, so daß sich
eine Datierung dieser Felsbildgruppe in die buddhistische Epoche anbietet. Fels-
malereien waren bisher, von einem Abri im Khanbari-Tal in diesem Teil der oberen
Indus-Region abgesehen, noch nicht gefunden worden.
4. Die antike Wegstrecke am nördlichen Indus-Ufer zwischen Drang und der
Raikot-Brücke konnte aufgrund des durch Erosion beeinträchtigten Verlaufs nicht
weiter verfolgt werden. Eine aus 30 Steinen bestehende, Balod Das genannte Fels-
bildstation konnte von Akhtar Khan am östlichen Abhang über der Mündung eines
Trockentals in den Indus lokalisiert werden. Die dargestellte Bildwelt soll sich nicht
von den in Drang Das repräsentierten Gravuren unterscheiden. Von der Brücke bei
Raikot konnte jedoch eine bisher unbekannte Gravurengruppe, die unter dem Steil-
abfall des Bergrückens auf einer Hochterrasse über der weiten Flußterrasse mit dem
heutigen Fahrweg liegt, erreicht werden. Von der Brücke aus ist die westlich von ihr
gelegene Station Lolobat Das (roter Stein-Ebene) etwa 1 km entfernt. Zwei größere
Baukomplexe, die in einem Abstand von etwa 10 m nebeneinander errichtet sind,
dürften eine Kontrollstation zur Sicherung der nach Gor führenden Route darstel-
len. Solche Anlagen finden sich mehrfach an den antiken Wegen im Indus-Tal. Die
größere, aus mehreren Räumen bestehende Anlage bedeckt eine Grundfläche von
etwa 8 zu 12 m, der kleinere zwischen großen Steinblöcken eingefügte Bau von
8 zu 8 m läßt nur einen Raum mit einer abgeteilten Kammer in einer Ecke erken-
nen. Die Mauern sind bis zu einer Höhe von 1,5 m erhalten. Östlich dieser Anlagen
fanden sich unter dem Geröll sechs große Blöcke mit 41 Gravuren. Die zeitliche
Zuordnung der Station in die nachbuddhistische Zeit bekundet die mit 26 solaren
Symbolen und einer Axt auffallend große Anzahl von Leitmotiven, wie sie für die
antibuddhistische Bewegung charakteristisch sind. Unter den anthropomorphen
Darstellungen, die den militärischen Charakter der Station betonen, sind Bilder von
zwei Kriegern, einem Reiter und zwei Männern mit Sonnensymbol.
 
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