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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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C. Akademiekonferenzen für junge Wissenschaftler
DOI Kapitel:
"Neue" Wege in der Medizin: Alternativmedizin - Fluch oder Segen?
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0316
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332 | FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES

Robert Jütte (Institut für Geschichte der Medizin, Stuttgart) zur Geschichte alter-
nativer Heilverfahren. Er stellte heraus, dass es sich bei der alternativen Medizin um
eine moderne Strömung handelt, die auf eine lange Tradition zurückblickt. Der
Konflikt zwischen Alternativ- und Schulmedizin spielte sich früher lediglich vor
einem anderen Krankheitsbild ab und kam vor allem im Kampf um die Kurierfrei-
heit zum Vorschein. Im dritten und letzten Referat des ersten Abends beschrieb
Rainer Stange (Charite Berlin) die Alternativmedizin in der heutigen Gesellschaft
unter besonderer Berücksichtigung ihrer Relevanz und Akzeptanz. Alternativmedi-
zin wird danach zum Teil (z.B. die Naturheilverfahren) besonders positiv aufge-
nommen und hat Forschungen zufolge wahrnehmbare positive Effekte.
Die abschließende Diskussion zu den Einführungsreferaten wurde um die
Frage der im vorliegenden Kontext zutreffenden Begrifflichkeit geführt. Dabei
wurde insbesondere diskutiert, ob der Begriff der Komplementärmedizin, wegen des
Nebeneinanders von Schulmedizin und alternativen Heilmethoden gegenüber dem
der Alternativmedizin bevorzugt werden sollte.
Die erste Sektion der Konferenz setzte sich am nächsten Morgen (29. Okto-
ber) mit der medizinischen Perspektive auf alternative Heilmethoden auseinander.
Christian Deter (Charite Berlin) beschrieb den klinischen Alltag im Umgang mit
Alternativ- und Schulmedizin.Vor allem bei chronischen und schwer behandelbaren
Erkrankungen kommt Alternativmedizin zum Einsatz. Deter ging auch auf die Defi-
nition, Wirkfaktoren und Wirktheorien des Placebos ein. Hervorgehoben wurde
zudem, dass das Vertrauen des Patienten wie in der Schulmedizin unerlässliche Vor-
aussetzung für eine erfolgreiche alternativmedizinische Behandlung ist. Das Referat
endete mit dem Vorschlag, Alternativmedizin solle an verschiedenen Orten in
Deutschland mit verschiedenen Schwerpunkten koordiniert stattfinden und eva-
luiert werden.
Im sich anschließenden Vortrag ging Claudia Witt (Charite Berlin) auf die
grundlegende Frage ein, welche Forschung für die Altcrnativmedizin notwendig
bzw. adäquat ist. Bei der Erlangung der erforderlichen Daten, Evaluationen und
Erhebungen steht die Fragestellung im Vordergrund, die sich an den Interessen der
sog. Stakeholder, d.h. der Patienten, Arzte, Krankenkassen und Gesundheitsbehörden,
auszurichten hat. Für die Wirksamkeit von Naturheilmitteln kommt es besonders
darauf an, ob das Mittel besser als ein Placebo, besser als eine Standardtherapie und
besser als eine andere Behandlung allein ist.
Thomas Efferth (DKFZ Heidelberg) warf in seinem Vortrag die Frage auf,
ob sich die Wirksamkeit von Naturheilkräutern wissenschaftlich belegen lässt und
schilderte anhand des Mittels Artesunate, wie ein in der Natur aufgefundenes Kraut
aufgearbeitet, verändert und erprobt wird, bis es zur Krebsbekämpfung eingesetzt
werden kann. Der nachfolgende Vortrag von Henry Johannes Greten (Deutsche
Gesellschaft fürTCM, Heidelberg) griff die von Efferth schon behandelte Thematik
der Traditionellen Chinesischen Medizin in ihrer zentralen Fragestellung auf, und
zwar, ob in Traditioneller Chinesischer Medizin eine neue vegetative Medizin zu
sehen ist. Nach einer kurzen Darlegung von Geschichte und Inhalt der Traditionel-
len Chinesischen Medizin stellte Greten das Heidelberger Modell zur Akupunktur
 
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