358 | VERANSTALTUNGEN
hat die von ihr erfundene Flöte (Doppelaulos) als für sie unbrauchbar weggeworfen
und sich zum Gehen gewandt, als der Satyr Marsyas das Instrument ergreifen will,
vor der leicht spöttisch zurückschauenden Göttin aber erschrickt. Die Symbolik ist
fast zu plakativ: das Gegenüber von Wissenschaft (die sich mit dem Vorläufigen und
Unvollkommenen nicht zufrieden gibt) und Barbarei. In der Ausstellung über
„Bunte Götter“ im Liebieghaus 2008/09 schaute die Statue in ihrer marmorweißen
Monumentalität gewissermaßen distanziert und verwundert auf die farbig bemalten
antiken Skulpturen, die sie umgaben. Oder war die Göttin etwas traurig, nicht auch
farbig gefasst zu sein? „Unsere“ Athene in Farbe — sie könnte ein Symbol für die
Zukunft der Heidelberger Akademie sein: Nicht im Gewohnten und konventionell
Gewordenen zu beharren, sondern Neues und auch ganz Ungewohntes bewusst
wahrzunehmen und aufzunehmen, neue Fragestellungen zu entdecken und neue
Antworten zu finden, zugleich aber auch im je neuen Gewand die unverzichtbare
alte Form bewahrt zu wissen — Beruhigung und Herausforderung zugleich.
EIKE WOLGAST
Kopf der Athena des Myron, röm. Wdh. einer Bronzegruppe von um 450 v. Chr.,
Liebieghaus, Frankfurt a.M.
Foto: Jessen Oestergaard
hat die von ihr erfundene Flöte (Doppelaulos) als für sie unbrauchbar weggeworfen
und sich zum Gehen gewandt, als der Satyr Marsyas das Instrument ergreifen will,
vor der leicht spöttisch zurückschauenden Göttin aber erschrickt. Die Symbolik ist
fast zu plakativ: das Gegenüber von Wissenschaft (die sich mit dem Vorläufigen und
Unvollkommenen nicht zufrieden gibt) und Barbarei. In der Ausstellung über
„Bunte Götter“ im Liebieghaus 2008/09 schaute die Statue in ihrer marmorweißen
Monumentalität gewissermaßen distanziert und verwundert auf die farbig bemalten
antiken Skulpturen, die sie umgaben. Oder war die Göttin etwas traurig, nicht auch
farbig gefasst zu sein? „Unsere“ Athene in Farbe — sie könnte ein Symbol für die
Zukunft der Heidelberger Akademie sein: Nicht im Gewohnten und konventionell
Gewordenen zu beharren, sondern Neues und auch ganz Ungewohntes bewusst
wahrzunehmen und aufzunehmen, neue Fragestellungen zu entdecken und neue
Antworten zu finden, zugleich aber auch im je neuen Gewand die unverzichtbare
alte Form bewahrt zu wissen — Beruhigung und Herausforderung zugleich.
EIKE WOLGAST
Kopf der Athena des Myron, röm. Wdh. einer Bronzegruppe von um 450 v. Chr.,
Liebieghaus, Frankfurt a.M.
Foto: Jessen Oestergaard