6. April 2009 | 357
Der Jahreshaushalt der Heidelberger Akademie betrug 2008 2.150.000 Euro
als Landeszuschuss und 4.900.000 Euro aus dem Akademienprogramm; dazu kamen
Beiträge Dritter in Höhe von 870.000 Euro. Die Heidelberger Akademie ist damit
nach den materiell kümmerlichen Zeiten, die eigentlich bis gegen Ende der siebzi-
ger Jahre dauerten, auch zu einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor geworden - sie
beschäftigt mehr als 200 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Stärker als früher gerieten die Akademien in den letzten Jahrzehnten unter
Rechtfertigungsdruck und unter den Zwang, ihre Existenzberechtigung nachzuwei-
sen. Seit Anfang der siebziger Jahre beschäftigt sich nahezu jeder Präsident bei
der Jahresfeier der Heidelberger Akademie mit der Frage, was das Proprium der
Akademie in ihrer, wie Hans-Georg Gadamer 1972 formulierte, „schwierigen Zwi-
schenstellung ... zwischen den Großinstitutionen der Forschung und den Massen-
institutionen der Lehre“ ausmache. Die jeweils nur wenig variierende Standort-
bestimmung, ihre sogenannte Aufgabe, beschrieb die Akademie vor allem in der
Tradition von Leibniz und Humboldt als Ort, an dem sich die Einheit der Wissen-
schaft inkarniert. Nur hier — oder wenigstens vor allem hier — werde diese Einheit
im inter- und transdisziplinären Gespräch erlebbar, würden, wie der Physiker Otto
Haxel 1979 erklärte, „die sich immer mehr spezialisierenden Einzeldisziplinen der
Wissenschaft“ wieder zusammengeführt und „ihnen eine Heimat in dem Gebäude
der Gesamtwissenschaft“ gegeben. Was allerdings das programmatische Postulat
„Einheit der Wissenschaft“ konkret eigentlich noch bedeutete, kam kaum je zur
Sprache.
Der zweite Aspekt der Standortbestimmung ist greifbarer: die von Akademie-
mitgliedern betreuten Forschungsvorhaben, die auf längere Fristen angelegt sind und
sonst nirgendwo einen Träger finden. Der Wissenschaftsrat hat allerdings 2004 die
„Langfrist“ auf maximal 25 Jahre fixiert. Auf diesem Feld leistet die Akademie mit
Grundlagenforschung einen entscheidenden, weil dauerhaften und international
wirksamen Beitrag zur Kultursicherung und trägt zur Erfüllung der Kulturstaatsauf-
gabe bei.
Zur Außenwirkung der Heidelberger Akademie gehören vier Preise für
Nachwuchswissenschaftler: der Akademiepreis (1984 vom Verein der Freunde der
Akademie gestiftet) sowie der Karl-Freudenberg-Preis (seit 1986), der Walter-
Witzenmann-Preis (seit 1997) und der Dulgerpreis (seit 2008). Der Unterstützung
junger Wissenschaftler, die nach Gotheins Vorstellungen die vornehmste Aufgabe der
Heidelberger Akademie sein sollte, dient seit 2003 das Akademiekolleg für den Wis-
senschaftlichen Nachwuchs (WIN-Kolleg). In ihm werden auf fünf Jahre fächer-
übergreifend aktuelle Forschungsschwerpunkte gefördert, an denen in jeweils meh-
reren Einzelprojekten zwei oder mehr besonders qualifizierte Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler des Landes Baden-Württemberg als Kollegiaten Zusammen-
arbeiten. Außerdem werden Nachwuchskonferenzen gefördert, die von jungen Wis-
senschaftlerinnen und Wissenschaftlern in eigener Verantwortung gestaltet werden.
Neue Projekte zum „Dialog zwischen den Generationen“ sind in Vorbereitung.
Das Signet der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist seit 1909 der
Kopf der Frankfurter Athene des Myron. Die Skulptur ist Teil einer Gruppe: Athene
Der Jahreshaushalt der Heidelberger Akademie betrug 2008 2.150.000 Euro
als Landeszuschuss und 4.900.000 Euro aus dem Akademienprogramm; dazu kamen
Beiträge Dritter in Höhe von 870.000 Euro. Die Heidelberger Akademie ist damit
nach den materiell kümmerlichen Zeiten, die eigentlich bis gegen Ende der siebzi-
ger Jahre dauerten, auch zu einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor geworden - sie
beschäftigt mehr als 200 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Stärker als früher gerieten die Akademien in den letzten Jahrzehnten unter
Rechtfertigungsdruck und unter den Zwang, ihre Existenzberechtigung nachzuwei-
sen. Seit Anfang der siebziger Jahre beschäftigt sich nahezu jeder Präsident bei
der Jahresfeier der Heidelberger Akademie mit der Frage, was das Proprium der
Akademie in ihrer, wie Hans-Georg Gadamer 1972 formulierte, „schwierigen Zwi-
schenstellung ... zwischen den Großinstitutionen der Forschung und den Massen-
institutionen der Lehre“ ausmache. Die jeweils nur wenig variierende Standort-
bestimmung, ihre sogenannte Aufgabe, beschrieb die Akademie vor allem in der
Tradition von Leibniz und Humboldt als Ort, an dem sich die Einheit der Wissen-
schaft inkarniert. Nur hier — oder wenigstens vor allem hier — werde diese Einheit
im inter- und transdisziplinären Gespräch erlebbar, würden, wie der Physiker Otto
Haxel 1979 erklärte, „die sich immer mehr spezialisierenden Einzeldisziplinen der
Wissenschaft“ wieder zusammengeführt und „ihnen eine Heimat in dem Gebäude
der Gesamtwissenschaft“ gegeben. Was allerdings das programmatische Postulat
„Einheit der Wissenschaft“ konkret eigentlich noch bedeutete, kam kaum je zur
Sprache.
Der zweite Aspekt der Standortbestimmung ist greifbarer: die von Akademie-
mitgliedern betreuten Forschungsvorhaben, die auf längere Fristen angelegt sind und
sonst nirgendwo einen Träger finden. Der Wissenschaftsrat hat allerdings 2004 die
„Langfrist“ auf maximal 25 Jahre fixiert. Auf diesem Feld leistet die Akademie mit
Grundlagenforschung einen entscheidenden, weil dauerhaften und international
wirksamen Beitrag zur Kultursicherung und trägt zur Erfüllung der Kulturstaatsauf-
gabe bei.
Zur Außenwirkung der Heidelberger Akademie gehören vier Preise für
Nachwuchswissenschaftler: der Akademiepreis (1984 vom Verein der Freunde der
Akademie gestiftet) sowie der Karl-Freudenberg-Preis (seit 1986), der Walter-
Witzenmann-Preis (seit 1997) und der Dulgerpreis (seit 2008). Der Unterstützung
junger Wissenschaftler, die nach Gotheins Vorstellungen die vornehmste Aufgabe der
Heidelberger Akademie sein sollte, dient seit 2003 das Akademiekolleg für den Wis-
senschaftlichen Nachwuchs (WIN-Kolleg). In ihm werden auf fünf Jahre fächer-
übergreifend aktuelle Forschungsschwerpunkte gefördert, an denen in jeweils meh-
reren Einzelprojekten zwei oder mehr besonders qualifizierte Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler des Landes Baden-Württemberg als Kollegiaten Zusammen-
arbeiten. Außerdem werden Nachwuchskonferenzen gefördert, die von jungen Wis-
senschaftlerinnen und Wissenschaftlern in eigener Verantwortung gestaltet werden.
Neue Projekte zum „Dialog zwischen den Generationen“ sind in Vorbereitung.
Das Signet der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist seit 1909 der
Kopf der Frankfurter Athene des Myron. Die Skulptur ist Teil einer Gruppe: Athene