376 | VERANSTALTUNGEN
der kurfürstliche Oberbaudirektor Nicolas de Pigage. Im Erdgeschoß wurden in der
Osthälfte, also dort, wo sich jetzt der Vortragssaal befindet, die Amts- und Sitzungs-
räume des Oberamts und die Registratur eingerichtet: insgesamt fünf große Zimmer
und ein Kabinett. In der Westhälfte des Erdgeschosses brachte man Küche und Wirt-
schaftsräume des Landschreibers unter.
Wrede wurde wenig später geadelt und in den Freiherrenstand erhoben. Das
abgebildete Wappen (Abb. 2/11) ist das freiherrliche. 1767 wurde in diesem Haus
Wredes Sohn Karl Philipp geboren, der in napoleonischen Diensten später in den
französischen Grafenstand und schließlich als bayerischer Feldmarschall in den
Fürstenstand aufsteigen sollte. Der Heidelberger Friedrich-Ebert-Platz trug früher
Wredes Namen, nachdem ihm 1860 dort auf Kosten König Ludwigs I. von Bayern
ein stattliches Bronzedenkmal errichtet worden war10.
Schon in den 1790 Jahren traten wieder erhebliche Mängel an unserem Bau
auf. Die dringend notwendige Erweiterung der Registratur wurde jedoch aus
Kostengründen abgelehnt. Einquartierungen während der Revolutionskriege taten
ihr übriges, um das Gebäude weiter zu ramponieren. Das Pflaster in der Durchfahrt
war so abgefahren, daß die Kellergewölbe darunter zum Vorschein kamen, im Erd-
geschoß waren einige Türen und Fenster ausgebrochen; das Holz des Dachbodens
und Dachstuhls und vieler Fensterläden begann zu verfaulen, die Dachdeckung war
erneut schadhaft. Ständig gab es zudem Probleme mit der Feuchtigkeit im Keller
wegen fehlender Drainagen. Der im Terrassengarten angelegte Gartenpavillon wurde
um 1799 wegen Baufälligkeit abgebrochen.
Die allernotwendigsten Reparaturen konnten dann erst ausgeführt werden,
nachdem 1802/03 Heidelberg mit der rechtsrheinischen Kurpfalz an Baden (Abb.
2/13) gefallen war. 1803 erfolgte die Verlegung von Registratur und Amtsschreibe-
rei aus dem Oberamtshaus ins Karmeliterkloster. Unser Gebäude sollte fortan ab
1805 als Absteigequartier und Wohnsitz der kurfürstlich-badischen bzw. nach 1806
der nunmehr „großherzoglichen“ Familie dienen, wenn sie sich in Heidelberg auf-
hielt.
Dazu erhielt das Haus eine komplett neue Möblierung, die in der Beletage
noch weitgehend vorhanden ist. Die Bestuhlung des Festsaals etwa wurde in einer
Heidelberger Werkstatt in Auftrag gegeben, die zur gleichen Zeit auch weitere neu-
badische Schlösser ausstattete, wie beispielsweise das Schwetzinger Schloß. Die Tape-
ten wurden erneuert; im Garten wurden die Bassins ausgebessert und ein Brun-
nentrog montiert. Im Erdgeschoß entstanden anstelle der vormaligen Amtsräume
Dienstbotenzimmer. Das Gebäude bekam im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts den
Namen „Großherzogliches Palais“, das es ja bis heute behalten hat.
Eine völlig neue städtebauliche Situation entstand 1803 durch die Niederle-
gung des Franziskanerklosters und durch die Anlage des Kaisplatzes als freies, unbe-
10 Dietrich Schubert, Das Denkmal für den bayerischen Feldmarschall Karl Philipp von Wrede
(1860), in: Heidelberger Denkmäler 1788—1981 (Neue Hefte zur Stadtentwicklung und Stadt-
geschichte 2), Heidelberg 1982, S. 24-27.
der kurfürstliche Oberbaudirektor Nicolas de Pigage. Im Erdgeschoß wurden in der
Osthälfte, also dort, wo sich jetzt der Vortragssaal befindet, die Amts- und Sitzungs-
räume des Oberamts und die Registratur eingerichtet: insgesamt fünf große Zimmer
und ein Kabinett. In der Westhälfte des Erdgeschosses brachte man Küche und Wirt-
schaftsräume des Landschreibers unter.
Wrede wurde wenig später geadelt und in den Freiherrenstand erhoben. Das
abgebildete Wappen (Abb. 2/11) ist das freiherrliche. 1767 wurde in diesem Haus
Wredes Sohn Karl Philipp geboren, der in napoleonischen Diensten später in den
französischen Grafenstand und schließlich als bayerischer Feldmarschall in den
Fürstenstand aufsteigen sollte. Der Heidelberger Friedrich-Ebert-Platz trug früher
Wredes Namen, nachdem ihm 1860 dort auf Kosten König Ludwigs I. von Bayern
ein stattliches Bronzedenkmal errichtet worden war10.
Schon in den 1790 Jahren traten wieder erhebliche Mängel an unserem Bau
auf. Die dringend notwendige Erweiterung der Registratur wurde jedoch aus
Kostengründen abgelehnt. Einquartierungen während der Revolutionskriege taten
ihr übriges, um das Gebäude weiter zu ramponieren. Das Pflaster in der Durchfahrt
war so abgefahren, daß die Kellergewölbe darunter zum Vorschein kamen, im Erd-
geschoß waren einige Türen und Fenster ausgebrochen; das Holz des Dachbodens
und Dachstuhls und vieler Fensterläden begann zu verfaulen, die Dachdeckung war
erneut schadhaft. Ständig gab es zudem Probleme mit der Feuchtigkeit im Keller
wegen fehlender Drainagen. Der im Terrassengarten angelegte Gartenpavillon wurde
um 1799 wegen Baufälligkeit abgebrochen.
Die allernotwendigsten Reparaturen konnten dann erst ausgeführt werden,
nachdem 1802/03 Heidelberg mit der rechtsrheinischen Kurpfalz an Baden (Abb.
2/13) gefallen war. 1803 erfolgte die Verlegung von Registratur und Amtsschreibe-
rei aus dem Oberamtshaus ins Karmeliterkloster. Unser Gebäude sollte fortan ab
1805 als Absteigequartier und Wohnsitz der kurfürstlich-badischen bzw. nach 1806
der nunmehr „großherzoglichen“ Familie dienen, wenn sie sich in Heidelberg auf-
hielt.
Dazu erhielt das Haus eine komplett neue Möblierung, die in der Beletage
noch weitgehend vorhanden ist. Die Bestuhlung des Festsaals etwa wurde in einer
Heidelberger Werkstatt in Auftrag gegeben, die zur gleichen Zeit auch weitere neu-
badische Schlösser ausstattete, wie beispielsweise das Schwetzinger Schloß. Die Tape-
ten wurden erneuert; im Garten wurden die Bassins ausgebessert und ein Brun-
nentrog montiert. Im Erdgeschoß entstanden anstelle der vormaligen Amtsräume
Dienstbotenzimmer. Das Gebäude bekam im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts den
Namen „Großherzogliches Palais“, das es ja bis heute behalten hat.
Eine völlig neue städtebauliche Situation entstand 1803 durch die Niederle-
gung des Franziskanerklosters und durch die Anlage des Kaisplatzes als freies, unbe-
10 Dietrich Schubert, Das Denkmal für den bayerischen Feldmarschall Karl Philipp von Wrede
(1860), in: Heidelberger Denkmäler 1788—1981 (Neue Hefte zur Stadtentwicklung und Stadt-
geschichte 2), Heidelberg 1982, S. 24-27.