160 | VERANSTALTUNGEN
MITARBEITER VORTRAGSREIHE
„Wir forschen. Für Sie“
27. Mai 2010
CARSTEN DIENER
Veränderung der Gedächtnisfunktion im alternden Gehirn
In Übereinstimmung mit unserer Alltagserfahrung belegen neurowissenschaftliche
Forschungsarbeiten, dass Altern mit einem Rückgang der geistigen Leistungsfähig-
keit verbunden ist. Dies betrifft insbesondere auch das Gedächtnis. Altern ist aber
nicht nur Abbau, sondern auch Anpassung. Welche strukturellen und funktionellen
Veränderungen im Gehirn mit dem Altern verbunden sind, ist Gegenstand vielfälti-
ger Untersuchungen in der gegenwärtigen biopsychologischen Alternsforschung.
Von zentralem Interesse ist dabei, inwiefern auch adaptive Prozesse der neuronalen
Plastizität mit dem Altern verbunden sind. Die dabei erlangten Erkenntnisse reflek-
tieren eine Vielzahl von möglichen Ursachen und Mechanismen für die Erklärung
altersabhängiger neuro kognitiver Veränderungen.
Anbetracht der dramatischen Veränderung in der Alterstruktur unserer Gesell-
schaft, die sich in den letzten Jahrzehnten durch eine kontinuierliche Zunahme
älterer Menschen ausdrückt, stellen altersbezogene Einschränkungen der kognitiven
Leistungsfähigkeit eine bedeutsame gesellschaftliche und gesundheitspolitische Her-
ausforderung dar. Der sog. altersbedingte kognitive Abbau ist jedoch ein komplexes
Phänomen, das sich in erster Line durch eine starke inter-individuelle Varianz hin-
sichtlich des Beginns, des Ausmaßes und des Tempos des Voranschreitens auszeichnet.
Die deutlichen kognitiven Leistungsunterschiede zwischen älteren Menschen ver-
weisen gleichzeitig jedoch auch darauf, dass der altersbedingte kognitive Abbau
wahrscheinlich nicht auf eine einzelne Ursache, sondern vielmehr auf das Zusam-
menwirken vieler Gründe zurück geht. Sowohl genetische Faktoren, (sozio-ökono-
mische) Umweltbedingungen, Lebenserfahrungen und -gewohnheiten als auch
Stressbelastungen tragen ihren positiven oder negativen Betrag zu Veränderungen der
kognitiven Leistungsfähigkeit mit ansteigendem Lebensalter bei.
Wenngleich die komplexe Verursachung des altersbedingten kognitiven Abbaus
bislang nur in Ansätzen verstanden ist, können wir das jeweilige Ausmaß von globa-
len kognitiven Einbußen gut erfassen. Dies kann zunächst mit dem Mini Mental
Status Test (MMST; Folstein et al., 1975) als Screening-Instrument geschehen und
zur detaillierten Erfassung mit der neuropsychologischen Testbatterie CERAD-NP
(Consortium to Establish a Register for Alzheimers Disease-Neuropsychological
Battery; Morris et al., 1989). Diese Verfahren ermöglichen eine Bestimmung der
kognitiven Leistungsfähigkeit auf einem Kontinuum, das von uneingeschränkter
Leistungsfähigkeit über leichte kognitive Beeinträchtigungen bis zu demenziellen
Einschränkungen reicht. Etwa jeder vierte ältere Mensch zeigt leichte kognitive
Beeinträchtigungen, die als Grauzone zwischen gesundem Altern und Demenz ver-
standen werden.
MITARBEITER VORTRAGSREIHE
„Wir forschen. Für Sie“
27. Mai 2010
CARSTEN DIENER
Veränderung der Gedächtnisfunktion im alternden Gehirn
In Übereinstimmung mit unserer Alltagserfahrung belegen neurowissenschaftliche
Forschungsarbeiten, dass Altern mit einem Rückgang der geistigen Leistungsfähig-
keit verbunden ist. Dies betrifft insbesondere auch das Gedächtnis. Altern ist aber
nicht nur Abbau, sondern auch Anpassung. Welche strukturellen und funktionellen
Veränderungen im Gehirn mit dem Altern verbunden sind, ist Gegenstand vielfälti-
ger Untersuchungen in der gegenwärtigen biopsychologischen Alternsforschung.
Von zentralem Interesse ist dabei, inwiefern auch adaptive Prozesse der neuronalen
Plastizität mit dem Altern verbunden sind. Die dabei erlangten Erkenntnisse reflek-
tieren eine Vielzahl von möglichen Ursachen und Mechanismen für die Erklärung
altersabhängiger neuro kognitiver Veränderungen.
Anbetracht der dramatischen Veränderung in der Alterstruktur unserer Gesell-
schaft, die sich in den letzten Jahrzehnten durch eine kontinuierliche Zunahme
älterer Menschen ausdrückt, stellen altersbezogene Einschränkungen der kognitiven
Leistungsfähigkeit eine bedeutsame gesellschaftliche und gesundheitspolitische Her-
ausforderung dar. Der sog. altersbedingte kognitive Abbau ist jedoch ein komplexes
Phänomen, das sich in erster Line durch eine starke inter-individuelle Varianz hin-
sichtlich des Beginns, des Ausmaßes und des Tempos des Voranschreitens auszeichnet.
Die deutlichen kognitiven Leistungsunterschiede zwischen älteren Menschen ver-
weisen gleichzeitig jedoch auch darauf, dass der altersbedingte kognitive Abbau
wahrscheinlich nicht auf eine einzelne Ursache, sondern vielmehr auf das Zusam-
menwirken vieler Gründe zurück geht. Sowohl genetische Faktoren, (sozio-ökono-
mische) Umweltbedingungen, Lebenserfahrungen und -gewohnheiten als auch
Stressbelastungen tragen ihren positiven oder negativen Betrag zu Veränderungen der
kognitiven Leistungsfähigkeit mit ansteigendem Lebensalter bei.
Wenngleich die komplexe Verursachung des altersbedingten kognitiven Abbaus
bislang nur in Ansätzen verstanden ist, können wir das jeweilige Ausmaß von globa-
len kognitiven Einbußen gut erfassen. Dies kann zunächst mit dem Mini Mental
Status Test (MMST; Folstein et al., 1975) als Screening-Instrument geschehen und
zur detaillierten Erfassung mit der neuropsychologischen Testbatterie CERAD-NP
(Consortium to Establish a Register for Alzheimers Disease-Neuropsychological
Battery; Morris et al., 1989). Diese Verfahren ermöglichen eine Bestimmung der
kognitiven Leistungsfähigkeit auf einem Kontinuum, das von uneingeschränkter
Leistungsfähigkeit über leichte kognitive Beeinträchtigungen bis zu demenziellen
Einschränkungen reicht. Etwa jeder vierte ältere Mensch zeigt leichte kognitive
Beeinträchtigungen, die als Grauzone zwischen gesundem Altern und Demenz ver-
standen werden.