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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

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II. Die Forschungsvorhaben
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Tätigkeitsberichte
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7. Wörterbuch der altgaskognischen Urkundensprache/DAG
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https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0260
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276 | TÄTIGKEITSBERICHTE
Filiation ihre volkssprachlichen Vertreter in den Texten auf. Sie fallen erwartungs-
gemäß nicht weniger verschiedenartig aus als ihre lateinischen Modelle, da innova-
tiver Umgang mit geschriebener Sprache ein Bestandteil der mittelalterlichen insbe-
sondere volkssprachlichen Schriftenlage ist. Das mit 1170 am frühesten belegte cone-
gude cause sie que (wörtlich: „es sei eine bekannt Sache, daß“ < lat. COGNOSCERE
„kennenlernen, erkennen“) mit hoher Frequenz ist in einer Reihe von phonetischen
und graphischen Varianten belegt. Noch fern von Rechtschreibnormen finden sich
in schematisierter Darstellung folgende Elemente der juristischen Formel: conegude /
chonegude / coneguda / conoguda / qonoguda / conogude / conugoda + cause / causa / cauza
/ cauze + sia / sie / se / es + que.
Eine Reihe weiterer Umsetzungen basiert auf dem Verb saber „wissen“ und
seinen Ableitungen. Das bekannte Oppositionspaar saber und conneisser (fr. savoir/
connaftre') sind hier jedoch synonym verwendet:
sabude cause sie que ab ca. 1200 (aus den Wortelementen sabude / sabuda / sobude +
causa / cause / cauze + sia / sie / es + que)
sabuda paraula sia que ab 1175, sabuda paraula es que (in Kombination mit paraula
„Wort“)
sabedor es que, sabidor es que, sia sabedor que ab 1188 neben sabedora causa es que, es sabe-
dore cause que, sabedera causa es que.
In knappster Formulierung existieren sapchatz und sapiatz (gefolgt von einem Infi-
nitiv) „wisset dass“ ab 1199 neben sapiadz / sapiat(z) / sapchatz / sapchan que.
Em letzter Typus (entsprechend „zu wissen sey hiermit“ aus dem deutschen
Sprachraum 17. Jh.) ist ab 1234 belegt: es assaber que, es a ssaber que, a saber es que.
Die zweisprachige Aktenlage im gaskognischen Material erlaubt, bisweilen
dem Schreiber über die Schulter zu schauen: sapiatz que (Dax 1295) gibt noveritis
quod aus der Schreiberwerkstatt von Philippe Ee Bel wieder; 1341 übersetzt es sciatis
quod aus der Kanzlei Eduard III., Herzog von Aquitanien. 1301 in den von dem
Seneschall Bertrand Jourdain de L’Isle den Einwohnern von Dax (Dep. Landes)
gewährten Privilegien sieht man in der Beibehaltung des Verbs k. facere zu agask. far
die Bemühung, die Textvorlage möglichst wörtlich zu übertragen: aus notumfacimus
universis quod ... wird Jem assaber a totz, que . . .
Ein weiterer Ertrag der Redaktionsarbeit sind bislang lexikographisch nicht
erfasste Wörter oder Bedeutungen. Davon sind einige beispielhaft im Wortfeld der
Wissensübermittlung zu verbuchen. Mit * gekennzeichnete Formen erlauben eine
Vordatierung bereits lexikographisch erfasster altgaskognischer Wörter; ** steht
für einen lexikographischen Neueintrag für das Altgaskognische; ★★★ bezeichnet
Neueinträge für den gesamten okzitanisch/gaskognischsprachigen Raum: „Jeman-
den informieren oder in Kenntnis setzen von“ findet sich als informar** ab 1207,
assabentar^ 1273 (von 1t. sapere „wissen“), avisar* 1273 (von VISUS „gesehen“),
notifficar'** 1273 (von notificare „bekannt machen“), cerciorar* ab 1280 (von cer-
tiorare „benachrichtigen“), signijicar** ab 1236 (significare „verkünden“), manar
ab 1190 (mandare „sagen lassen, benachrichtigen“), mostrar^ 1294 (monstrare
„(an)zeigen, lehren“), demostrar** 1298 (demonstrare „zu erkennen geben“),
diser'*'** in der Bed. von „informieren“ ab 1203 (DICERE „sagen“) und in den Wen-
 
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