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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2012 — 2013

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I. Das Geschäftsjahr 2012
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Gleiter, Rolf: Heinz A. Staab (26.3.1926 – 29.7.2012)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55656#0155
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NACHRUFE

Humanities, die Ehrenprofessur für Chemie der Academia Sinica in Beijing (1991),
das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland (1990) und die
Ehrenmitgliedschaft der GDCh (1999).
Heinz Staab engagierte sich während seiner ganzen Laufbahn für die Wissen-
schaft in Deutschland. Er war von September 1968 bis Februar 1969 Dekan der
Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät und von März 1969 bis Juli 1969
Prorektor der Universität Heidelberg. In dieser schwierigen Zeit ist er den Ausein-
andersetzungen nicht ausgewichen und hat sich auch mit eigenen Vorschlägen für
eine funktions- und leistungsorientierte Universitätsreform eingesetzt und die
damals propagierte „Reform“, die auf Ideologie, Selbstbedienung und Dilettantis-
mus beruhte, stets abgelehnt. Er verteidigte die Freiheit der Wissenschaft vehement
und wies auch stets auf die Bedeutung der Naturwissenschaften zusammen mit der
Technik und der Medizin in unserer Zeit hin. Heinz Staab engagierte sich Zeit sei-
nes Lebens in der akademischen Selbstverwaltung. Hierzu gehören eine nahezu
zwanzigjährige Tätigkeit in den Gremien der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG) und seine Mitgliedschaft im Wissenschaftsrat von 1976 bis 1979, wo er im
Forschungsausschuss Vorsitzender war. In den Jahren 1981 und 1982 war er Vorsit-
zender der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte, 1984 und 1985 Präsi-
dent der Gesellschaft Deutscher Chemiker und 1984 bis 1990 Präsident der Max-
Planck-Gesellschaft. In dieser Funktion leitete er die Aufarbeitung der Verstrickung
deutscher Wissenschaftler in die nationalsozialistischen Gräueltaten in die Wege.
Danach übernahm er die Präsidentschaft der Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften von 1994 bis 1996. Neben diesen Präsidentschaften kamen noch über viele
Jahre Tätigkeiten als Mitherausgeber mehrerer Chemiezeitschriften und Mitglied
einer Reihe von Stiftungen und Aufsichtsräten hinzu. Neben der oben genannten
Mitgliedschaft in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften war Heinz Staab
noch Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle (seit
1974) und korrespondierendes Mitglied verschiedener deutscher und ausländischer
Akademien.
Die oben erwähnte Kooperation mit Gerhard Schmidt ermöglichte es Heinz
Staab, einen schon länger gehegten Wunsch zu realisieren: Die Beziehungen
zwischen deutschen und israelischen Chemikern zu intensivieren. Neben dieser
Zusammenarbeit hat er zwischen 1965 und 1984 in verschiedenen Gremien der
Minervastiftung zum intensiven Austausch zwischen deutschen und israelischen
Wissenschaftlern viel beigetragen.
Zur Erholung von den arbeitsintensiven Sitzungen und Diskussionen konnte
sich Heinz Staab zu seiner Frau Ruth und den Kindern Doris und Volker in sein
schönes Heidelberger Domizil über dem Neckartal zurückziehen. Als ich 1979 an
die Universität Heidelberg kam, lernte ich einen ruhigen und feinsinnigen Kollegen
kennen, mit dem es eine Freude und ein Gewinn war, über wissenschaftliche und
hochschulpolitische Probleme zu diskutieren. Trotz seiner vielen Aufgaben hatte er
immer ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter und Kollegen. Er war stets ein toleran-
ter, hilfsbereiter und liebenswerter Kollege. Als solchen werden wir ihn auch in der
Akademie in Erinnerung behalten.

ROLF GLEITER
 
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