Historische und rezente Hochwasserkonflikte
187
Hochwasser als ein durch Technik beherrschbares Problem, betont man heute
zunehmend eine Sichtweise des risikobewussten Umgangs mit dem natürlichen
Ereignis. Mit anderen Worten: Statt auf immer höhere Deiche setzt man auf eine
Senkung der Vulnerabilität und eine bessere Anpassung an das Unvermeidliche.
Heutige integrative Hochwasserschutzmodelle berücksichtigen die vielen nicht-
technischen Aspekte mit. Im Projekt kommt ein sozial-ökologisches Raumkonzept
zur Anwendung, das neben der spezifisch räumlichen Situation auch verschiedenen
soziokulturellen Aspekten Rechnung trägt.
In einem weiteren Schritt war die Komplexität der Hochwasservorsorge her-
auszuarbeiten. Neben den unterschiedlichen Interessenslagen, den vielfältigen Ver-
bindungen zwischen unterschiedlichen Faktoren, der räumlichen und zeitlichen
Dynamik sowie der Intransparenz bzw. dem Fehlen von Informationen spielt auch
die Varianz der Zielvorgaben eine wichtige Rolle. Als wichtigste Faktoren konnten
identifiziert werden: Organisation und Management, ökonomische Aspekte, tech-
nische Lösungen, historisches Erbe, soziale Bedürfnisse, Risikowahrnehmung,
politische Aspekte, Erhalt der natürlichen Gegebenheiten/ökologische Aspekte,
öffentliche Teilhabe und Kommunikation sowie die Infrastruktur. Aufgrund dieser
Komplexität setzte sich Thomas Haas mit anwendungsorientierten Theorien zur
Handhabe komplexer interdisziplinärer Projekte auseinander: Neue Problemstellun-
gen überschreiten oftmals die Grenzen der Disziplinen, müssen aber dennoch wis-
senschaftlich bearbeitet werden können. Daher sind Konzepte gefragt, die zwar die
disziplinären Grundüberzeugen nicht in Frage stellen, den Brückenschlag unterein-
ander für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe aber ermöglichen. Dies ist die zen-
trale Herausforderung für Inter-, aber mehr noch für Transdisziplinarität. Auch wenn
diese Einsicht keineswegs neu ist, wird selten zum Thema gemacht, wie das zu rea-
lisieren sein könnte. Mit der sogenannten Konstellationsanalyse (nach SCHÖN et al.
2007) scheint — in adaptierter Form — ein praktikables Brückenkonzept gefunden,
das die Komplexität einer Situation rund um eine Hochwasserschutzmaßnahme gut
erfassen kann: Sie strukturiert visuell komplexe Debatten und Problemfelder, die
aus der Sicht einer einzelnen Wissenschaft oder Profession nur unzureichend erfasst
werden können. Auch fordert sie durch ihren sprachlichen, visuellen und kooperati-
ven Ansatz die Verständigung zwischen den Disziplinen, der Wissenschaft und der
Gesellschaft. Durch ihren bausteinartigen Aufbau „von unten“ können heterogene
Elemente gleichrangig eingebracht und aufeinander bezogen werden, ohne dass
eine Disziplin Vorrang beansprucht und den ihr „unbekannten“ Elementen und
Strukturen Nebenrollen zuweist. Trotz alldem besitzen Ergebnisse mithilfe eines
Brückenkonzepts lediglich Zwischencharakter: Sie bereiten die eigentlichen
Forschungsfragen nur vor und müssen dann in die disziplinär verfasste Wissenschaft
rückübersetzt werden. Das methodisch kontrollierte, schrittweiseVorgehen der Kon-
stellationsanalyse bietet den Vorteil, dass es eine gewisse Ähnlichkeit mit einer quasi-
experimentellen Situation besitzt: Jeder Stand der Kartierung einer konkreten Kon-
stellation ist zugleich die Fixierung einer vorläufigen Annahme über die wesent-
lichen Zusammenhänge, die dann in einem nächsten Schritt auf ihre Tragfähigkeit
hin überprüft werden.
187
Hochwasser als ein durch Technik beherrschbares Problem, betont man heute
zunehmend eine Sichtweise des risikobewussten Umgangs mit dem natürlichen
Ereignis. Mit anderen Worten: Statt auf immer höhere Deiche setzt man auf eine
Senkung der Vulnerabilität und eine bessere Anpassung an das Unvermeidliche.
Heutige integrative Hochwasserschutzmodelle berücksichtigen die vielen nicht-
technischen Aspekte mit. Im Projekt kommt ein sozial-ökologisches Raumkonzept
zur Anwendung, das neben der spezifisch räumlichen Situation auch verschiedenen
soziokulturellen Aspekten Rechnung trägt.
In einem weiteren Schritt war die Komplexität der Hochwasservorsorge her-
auszuarbeiten. Neben den unterschiedlichen Interessenslagen, den vielfältigen Ver-
bindungen zwischen unterschiedlichen Faktoren, der räumlichen und zeitlichen
Dynamik sowie der Intransparenz bzw. dem Fehlen von Informationen spielt auch
die Varianz der Zielvorgaben eine wichtige Rolle. Als wichtigste Faktoren konnten
identifiziert werden: Organisation und Management, ökonomische Aspekte, tech-
nische Lösungen, historisches Erbe, soziale Bedürfnisse, Risikowahrnehmung,
politische Aspekte, Erhalt der natürlichen Gegebenheiten/ökologische Aspekte,
öffentliche Teilhabe und Kommunikation sowie die Infrastruktur. Aufgrund dieser
Komplexität setzte sich Thomas Haas mit anwendungsorientierten Theorien zur
Handhabe komplexer interdisziplinärer Projekte auseinander: Neue Problemstellun-
gen überschreiten oftmals die Grenzen der Disziplinen, müssen aber dennoch wis-
senschaftlich bearbeitet werden können. Daher sind Konzepte gefragt, die zwar die
disziplinären Grundüberzeugen nicht in Frage stellen, den Brückenschlag unterein-
ander für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe aber ermöglichen. Dies ist die zen-
trale Herausforderung für Inter-, aber mehr noch für Transdisziplinarität. Auch wenn
diese Einsicht keineswegs neu ist, wird selten zum Thema gemacht, wie das zu rea-
lisieren sein könnte. Mit der sogenannten Konstellationsanalyse (nach SCHÖN et al.
2007) scheint — in adaptierter Form — ein praktikables Brückenkonzept gefunden,
das die Komplexität einer Situation rund um eine Hochwasserschutzmaßnahme gut
erfassen kann: Sie strukturiert visuell komplexe Debatten und Problemfelder, die
aus der Sicht einer einzelnen Wissenschaft oder Profession nur unzureichend erfasst
werden können. Auch fordert sie durch ihren sprachlichen, visuellen und kooperati-
ven Ansatz die Verständigung zwischen den Disziplinen, der Wissenschaft und der
Gesellschaft. Durch ihren bausteinartigen Aufbau „von unten“ können heterogene
Elemente gleichrangig eingebracht und aufeinander bezogen werden, ohne dass
eine Disziplin Vorrang beansprucht und den ihr „unbekannten“ Elementen und
Strukturen Nebenrollen zuweist. Trotz alldem besitzen Ergebnisse mithilfe eines
Brückenkonzepts lediglich Zwischencharakter: Sie bereiten die eigentlichen
Forschungsfragen nur vor und müssen dann in die disziplinär verfasste Wissenschaft
rückübersetzt werden. Das methodisch kontrollierte, schrittweiseVorgehen der Kon-
stellationsanalyse bietet den Vorteil, dass es eine gewisse Ähnlichkeit mit einer quasi-
experimentellen Situation besitzt: Jeder Stand der Kartierung einer konkreten Kon-
stellation ist zugleich die Fixierung einer vorläufigen Annahme über die wesent-
lichen Zusammenhänge, die dann in einem nächsten Schritt auf ihre Tragfähigkeit
hin überprüft werden.