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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013 — 2014

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I. Das akademische Jahr 2013
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Gesamtsitzung am 26. Oktober 2013
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Leuthold, Jürg: Von Chips und Terabits – oder wie die moderne Kommunikation unser Leben verändert
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https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0090
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26. Oktober 2013

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stellen, was man mit noch mehr Bandbreite machen könnte. Doch die Erfahrung
zeigt, dass mit der größeren Bandbreite auch neue Anwendungen kommen. So ist es
heute schon absehbar, dass autonomes Fahren nicht nur eine Erhöhung des globalen
Datenverkehrs erzeugen, sondern auch innerhalb des Autos zu großem und größtem
Datenaufkommen führen wird. Wenn schon heute eine ständige und globale Verfüg-
barkeit von Daten erwartet wird, so wird dies in Zukunft noch einen Schritt weiter
gehen: Die Information soll nicht nur abrufbar, sondern auf mich zugeschnitten sein
und ungefragt zur richtigen Zeit geliefert werden. So soll man in Zukunft z.B.
während des Autofahrens nicht nur mit Informationen zum Umfeld versorgt, son-
dern auch auf Freunde in der Umgebung aufmerksam gemacht werden und Infor-
mationen über andere Straßenbenutzer eingeblendet bekommen. „Google Glasses“
macht dies im kleineren Rahmen bereits heute vor. Mit „Google Glasses“ lassen sich
über die Brille Informationen zu meinem Aufenthaltsort oder Gesprächspartner
abrufen. Die Information wird automatisch geliefert, denn die Brille denkt mit, sieht
mit und erkennt und kennt Personen und Orte, welche ich längst vergessen habe —
dem World Wide Web sei es gedankt. Die sozialen Netzwerke sind mittlerweile in
unserem Alltag angekommen, und die jüngere Generation lebt bereits darin. Die
Zukunft gehört aber dem „Internet of Things“ — dem Internet der Dinge. Dies
bedeutet, dass alle Dinge miteinander kommunizieren. So soll beispielsweise meine
Brille oder meine Jacke kommunizieren, und weil sie kommunizieren, kann ich sie
auch jederzeit wieder auffinden. Doch ist dies alles noch nichts gegen den Daten-
verkehr, welcher mit neuen dreidimensionalen Bildschirmen aufkommen wird.
Damit sind nicht jene dreidimensionalen Bildschirme gemeint, welche noch Spezial-
brillen benötigen. Nein, Bilder wie jene der Firma RealEyes, welche Bilder aus
100‘000en von Linsen aufbaut, hinter welchen jeweils wieder je 30‘000 Bildpunkte
verborgen sind, damit man aus 30'000 verschiedenen Betrachtungswinkeln ein
anderes Bild sieht7. Im Moment sind es noch statische Bilder. In Zukunft werden sie
aber bewegt sein. Natürlich werden auch die Bildschirme weiter wachsen und dürf-
ten bald ganze Wohnwände füllen. Doch auch damit sind die Ideen nicht erschöpft.
Neuartigen 3D-Druckern werden wir es verdanken, wenn wir in Zukunft die
bestellte Ware nur noch als Information geliefert erhalten werden. Damit kann man
dann den Gegenstand ohne Zeitverzögerung ausdrucken. Es versteht sich von allei-
ne, dass sich viele unter uns gegen eine solche absolute Digitalisierung der Welt weh-
ren werden. Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass irgendwann fast alle den
Annehmlichkeiten der neuen Technologien erliegen, und so erwarten wir auch wei-
terhin ein kräftiges Wachstum des Datenaufkommens.
Es bleibt aber die Frage — wann ist es genug? Ich würde diese Frage wie folgt
beantworten. Der Mensch verarbeitet dank 6 Millionen Zapfen und 120 Million
Stäbchenzellen in zwei Augen mit 24 Bildern bei 12 bit Tiefe so ca. 70 Gbit/s an
Daten. Wenn es gelingen sollte, das Auge so zu täuschen, dass man die reale und die

Press Release Fraunhofer Institute IPM, University of Kiel, und real-eyes.eu May 2010
 
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