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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013 — 2014

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I. Das akademische Jahr 2013
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Gesamtsitzung am 26. Oktober 2013
DOI Artikel:
Leuthold, Jürg: Von Chips und Terabits – oder wie die moderne Kommunikation unser Leben verändert
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https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0089
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SITZUNGEN

erste Glasfaser produziert und diese übertrug tatsächlich 1 Gbit/s über 1 Kilometer.
Kao sollte dafür erst 2009 den Nobelpreis erhalten. In den 43 Jahren zwischen der
Vorhersage und dem Nobelpreis ist es nicht gelungen, ein für die Kommunikation
wesentlich besseres Medium als Glas zu finden.
Nach diesem historischen Exkurs wenden wir uns der Gegenwart zu und fra-
gen uns zunächst „wie viel“ Information wir denn heute übertragen können. Noch
1970 waren es 1 Gbit/s. 1996 wurde erstmals 1 Tbit/s in einer Glasfaser übertragen.
Beim alljährlichen Treffen der Telekommunikationsforschung an der „Optical Fiber
Communications Conference (OFC)“ konnten im März 1996 gleich drei Firmen
erstmals Rekordexperimente mit 1 Tbit/s vermelden2,3,4. Im Jahr 2012 wurden
bereits 1 Pbit/s über 53 Kilometer übertragen2 3 4 5. Damit wurden die etwas konserva-
tiven Vorhersagen um den gewaltigen Faktor l‘000‘000 übertroffen. Die Experten-
meinung zu den Übertragungsdistanzen war übrigens genauso „präzise“. Im Jahr
1 970 erreichte man mit Fasern, welche Verluste von 20 dB/km hatten, Distanzen von
1 Kilometer bei 1 Gbit/s. In der Folge verbesserten sich die Verluste auf Werte von
ca. 0.15 dB/km, und 2002 konnte man Übertragungsdistanzen von T000‘000 Kilo-
meter bei Datenraten von 40 Gbit/s zeigen6. Einmal mehr wurden die Erwartungen
um den Faktor I‘000‘000 übertroffen. Mit der Energieübertragung in der Glasfaser
verhält es sicli ähnlich. Wenn man noch im Jahr 1970 der Glasfaser ein Potential von
10 mW zuschrieb, so findet man heute Produkte in der Laserindustrie, welche zum
Schneiden von Metallen bis zu 40 kW in Glasfasern übertragen. Da hat man sich
dann um den Faktor 4‘000‘000 verschätzt.
Bei diesen rasanten Fortschritten fragt man sich natürlich, was uns die Zukunft
bringen wird. Da die Telekommunikation einen bedeutenden Industriezweig dar-
stellt, gibt es entsprechend viele Vorhersagen. So gehen die „CISCO global IP traf-
fic forecasts“ davon aus, dass für die nächsten Jahre ein weiteres stabiles Wachstum
von jährlich 23% erwartet werden kann, also eine Zunahme des Internetverkehrs
um ca. den Faktor 10 in 10 Jahren. Das klingt nach viel, ist aber in der Tat viel weni-
ger als in der Vergangenheit. Noch im Jahr 2000 besaßen die Meisten von uns höch-
stens ein 128 kBit/s-Modem. Nur 10 Jahre später konnte man in den Städten bereits
100 Mbit/s haben. Damit hat der Kunde innerhalb von nur 10 Jahren eine um das
lOOOfach größere Bandbreite erhalten! Damals wie heute kann man sich nicht vor-

2 Fujitsu: „1.1 Tb/s WDM transmission over 150 k SMF“, Proc. OFC’1996, March 1996
3 Bell Labs: „One Terabit/s transmission experiment“, Proc. OFC’1996, March 1996
4 NEC: „100 Gb/ x 10 channel OTDM/WDM transmission using a single supercontinuum
WDM source“, Proc. OFC’1996, March 1996
5 H. Takara, A. Sano, T. Kobayashi, H. Kubota, FL Kawakami, A. Matsuura, et al., „1.01-Pb/s (12
SDM/222 WDM/456 Gb/s) Crosstalk-managed Transmission with 91.4-b/s/Hz Aggregate
Spectral Efficiency,“ in European Conference and Exhibition on Optical Communication, Amsterdam,
2012, paper Th.3.C.l.
6 J. Leuthold, G. Raybon,Y. Su, R. Essiambre, S. Cabot, J. Jaques, „40 Gbit/s Transmission and cas-
caded all-optical wavelength conversion over 1 000 000 km,“ in Electronics Letters, 2002, pp.
890-892
 
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