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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013 — 2014

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I. Das akademische Jahr 2013
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Wissenschaftliche Sitzungen
DOI Kapitel:
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 25. Oktober 2013
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Knapp, Fritz Peter: Die Geburt des fiktionalen Romans aus dem Geist des Märchens
DOI Kapitel:
Sitzung der Math.-nat. Klasse am 25. Oktober 2013
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https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0081
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104 | SITZUNGEN

Ariosto übersteigert diese noch, so dass in ironischer Brechung ein schönes Spiel
komischer Phantasie entsteht, das sich aber nun dem gebieterischen Anspruch der
neuentdeckten „Poetik1“ des Aristoteles stellen muss und so wiederum ihr fiktiona-
les Potential für die Folgezeit nicht voll entfalten kann. Cervantes unterwirft sich
ohnehin scheinbar dem aristotelischen Diktat der Wahrscheinlichkeit und verbannt
die zauberhafte Romanwelt in den Kopf des Protagonisten, verweist aber dessen
banale tragikomische Abenteuer an vorgeschützte unglaubwürdige Autorinstanzen.
Völlig frei und offen kann erst, da sich die skeptische Vernunft der Aufklärung weit-
gehende Anerkennung verschafft und auch Leibniz“ „beste aller Welten“ in Verruf
gebracht hatte, Laurence Sterne in seinem „Tristram Shandy“ (1759-67) alles wahr-
scheinliche Erzählen durch Aufhebung des Primats des Erzählens selbst in Frage
stellen. Dass damit der Fiktionskontrakt endgültig geschlossen ist, bestätigt dann
Diderots „Jacques le fataliste“ (posthum erschienen 1796), indem er sich über die
alten Anspruch, unhistorisches Erzählen sei Lüge, nur noch lustig macht.
Im Mittelalter war vergleichbares fiktionales Erzählen dagegen nur möglich,
wenn der Roman sich zwar äußerlich christlich gab, sich aber in den eskapistischen
Freiraum des areligiösen Märchens flüchtete und dieses zu einem der gelehrten
geistlichen Poetik nur scheinbar entsprechenden Erzählkunstwerk ausgestaltete. So
blieb denn das Hauptanliegen des so erfolgreichen Artusromans von Chretien de
Troyes, die Fiktionalität, vorerst nahezu wirkungslos.
Die ungekürzte Fassung des Vortrags wird in der Schriftenreihe der Akademie
erscheinen.

Sitzung der Math.-nat. Klasse am 25. Oktober 2013
GESCHÄFTSSITZUNG
1. Festlegung der Tagesordnung
Tagesordnung und Protokoll der letzten Sitzung werden bestätigt.
2. Vorbesprechung Wald des Sekretärs
Die Sitzung wird hier von Frau Scheer geleitet unter Ausschluss von Herrn Holstein,
der für eine zweite Amtszeit vorgeschlagen wird.
3. Vorbesprechung von Zuwahlen
Erste Lesung eines Zuwahl-Vorschlags von Herrn Häfner im Fach Medizin/
Psychiatrie, der von den Kollegen Jäger, Kräusslich und Meyer-Lindenberg unter-
stützt, von der Zuwahl-Kommission der Klasse vorgelegt und von Herrn Meyer-
Lindenberg vorstellt wird. Der Vorschlag wird diskutiert.
 
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