14. Dezember 2013
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stattung von Kliniken lehnt sich immer mehr an Taktzeiten der Fließbandprodukti-
on an und Zuwendung wird, wenn überhaupt, ebenfalls „getaktet“. Es stellt sich für
uns alle die Frage, ob wir dies so wollen. Ein besonderer Aspekt der Einführung
betriebswirtschaftlicher Prinzipien, die allerdings dabei z. T. aus der Vorzeit moder-
ner wissensgeführter Unternehmen stammen, ist mit dem Thema „Anreizsysteme“
verbunden. Bei dem kürzlichen Organtransplantationsskandal trat dies besonders
krass zutage. Dass unser derzeitiges System Leistung an Stückzahlen misst und dies
monetär belohnt und das Überleben vieler Kliniken so gesichert wird, hat letzt-
endlich zum Transplantationsskandal geführt, ist jedoch nur die sichtbar gewordene
Spitze eines Eisbergs darunter liegender Fehlentwicklungen, die auch unter ethi-
schen Aspekten mehr als fragwürdig sind.
Ein letzter Aspekt in diesem Zusammenhang ist die einerseits problematische,
andererseits notwendige Verknüpfung gerade auch der universitären Medizin mit
den Entwicklungen der pharmazeutischen Industrie und der Medizintechnikindu-
strie. Unter dem Stichwort „personalisierte Medizin“ wird bei vielen Erkrankungen
in der Zukunft, dies gilt insbesondere für Krebserkrankungen, die Therapie für jeden
Patienten sehr individualisiert erfolgen müssen. Für die vielfältigen Veränderungen in
einer Krebszelle steht eine Vielzahl von Medikamenten theoretisch zur Verfügung.
Um sie praktisch zu erproben, muss es einen Schulterschluss zwischen der Industrie
und der Medizin in vielen Bereichen geben. Dies kann allerdings nur im Kontext
wissenschaftsgetriebener und wissenschaftsgesicherter Forschung erfolgen, wenn
diese Entwicklungen zum Wohle der Patienten wirksam werden sollen. Dabei muss
auch ein Ausgleich mit dem berechtigten wirtschaftlichen Interesse der Pharma-
industrie erfolgen.
7. Schlussbemerkung
Insbesondere durch die biomedizinische Forschung hat die Medizin vieles von ihren
irrationalen und z. T. mystischen Aspekten verloren und das ist gut ! Dies ermöglicht
die Durchführung, Diagnostik und Therapie nach rationalen, wissenschaftlich ge-
sicherten Erkenntnissen. Der Fortschritt in der biomedizinischen Forschung und
dessen Anwendung in die klinische Medizin erfordert allerdings auch die Notwen-
digkeit, sich immer wieder den ethischen Implikationen der Forschung und ihrer
Anwendung am Menschen zu stellen.
HERR EBERHARD SCHOCKENHOFF HÄLT DAS IMPULSREFERAT:
„Ethik in der modernen Medizin: Was heißt Sterben in Würde?“.
Aufgrund der Ängste und Befürchtungen, die viele gesunde Menschen vor dem
Sterben haben, fordern viele das Recht, Art, Zeitpunkt und Umstände des eigenen
Todes selbst zu bestimmen und sich dazu der Mithilfe der Ärzte oder des medizini-
schen Pflegepersonals unserer Krankenhäuser zu bedienen. Die Ängste der Men-
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stattung von Kliniken lehnt sich immer mehr an Taktzeiten der Fließbandprodukti-
on an und Zuwendung wird, wenn überhaupt, ebenfalls „getaktet“. Es stellt sich für
uns alle die Frage, ob wir dies so wollen. Ein besonderer Aspekt der Einführung
betriebswirtschaftlicher Prinzipien, die allerdings dabei z. T. aus der Vorzeit moder-
ner wissensgeführter Unternehmen stammen, ist mit dem Thema „Anreizsysteme“
verbunden. Bei dem kürzlichen Organtransplantationsskandal trat dies besonders
krass zutage. Dass unser derzeitiges System Leistung an Stückzahlen misst und dies
monetär belohnt und das Überleben vieler Kliniken so gesichert wird, hat letzt-
endlich zum Transplantationsskandal geführt, ist jedoch nur die sichtbar gewordene
Spitze eines Eisbergs darunter liegender Fehlentwicklungen, die auch unter ethi-
schen Aspekten mehr als fragwürdig sind.
Ein letzter Aspekt in diesem Zusammenhang ist die einerseits problematische,
andererseits notwendige Verknüpfung gerade auch der universitären Medizin mit
den Entwicklungen der pharmazeutischen Industrie und der Medizintechnikindu-
strie. Unter dem Stichwort „personalisierte Medizin“ wird bei vielen Erkrankungen
in der Zukunft, dies gilt insbesondere für Krebserkrankungen, die Therapie für jeden
Patienten sehr individualisiert erfolgen müssen. Für die vielfältigen Veränderungen in
einer Krebszelle steht eine Vielzahl von Medikamenten theoretisch zur Verfügung.
Um sie praktisch zu erproben, muss es einen Schulterschluss zwischen der Industrie
und der Medizin in vielen Bereichen geben. Dies kann allerdings nur im Kontext
wissenschaftsgetriebener und wissenschaftsgesicherter Forschung erfolgen, wenn
diese Entwicklungen zum Wohle der Patienten wirksam werden sollen. Dabei muss
auch ein Ausgleich mit dem berechtigten wirtschaftlichen Interesse der Pharma-
industrie erfolgen.
7. Schlussbemerkung
Insbesondere durch die biomedizinische Forschung hat die Medizin vieles von ihren
irrationalen und z. T. mystischen Aspekten verloren und das ist gut ! Dies ermöglicht
die Durchführung, Diagnostik und Therapie nach rationalen, wissenschaftlich ge-
sicherten Erkenntnissen. Der Fortschritt in der biomedizinischen Forschung und
dessen Anwendung in die klinische Medizin erfordert allerdings auch die Notwen-
digkeit, sich immer wieder den ethischen Implikationen der Forschung und ihrer
Anwendung am Menschen zu stellen.
HERR EBERHARD SCHOCKENHOFF HÄLT DAS IMPULSREFERAT:
„Ethik in der modernen Medizin: Was heißt Sterben in Würde?“.
Aufgrund der Ängste und Befürchtungen, die viele gesunde Menschen vor dem
Sterben haben, fordern viele das Recht, Art, Zeitpunkt und Umstände des eigenen
Todes selbst zu bestimmen und sich dazu der Mithilfe der Ärzte oder des medizini-
schen Pflegepersonals unserer Krankenhäuser zu bedienen. Die Ängste der Men-