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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013 — 2014

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II. Die Forschungsvorhaben
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Tätigkeitsberichte
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3. Historische und rezente Hochwasserkonflikte an Rhein, Elbe und Donau im Spannungsfeld von Naturwissenschaft, Technik und Sozialökologie (Stuttgart)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0196
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Historische und rezente Hochwasserkonflikte

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subjektive qualitative Werte auf. Alle Indikatorwerte müssen dabei auf einen Wert
zwischen 0 und 1 normiert werden. Die Indikatoren lassen sich Gruppen zuordnen,
etwa der Gruppe der juristischen bzw. verwaltungstechnischen Argumente, und die
Gruppen werden ihrerseits zu drei Hauptgruppen (ökologische, ökonomische und
soziale Faktoren) gebündelt. Mehrfachzuordnungen sind grundsätzlich möglich, meist
sogar erforderlich. Aus den Werten dieser drei Hauptgruppen wird in einem letzten
Schritt eine Gesamtbewertung berechnet. Prozessual entsteht hierbei im Ablauf eine
Art „Baumstruktur“.
Die Fragestellung des Projekts bezieht sich allerdings auf Konflikte und unter-
schiedliche Einschätzungen und Gewichtungen. Möglicherweise bewerten die Kon-
fliktgegner die Einzelindikatoren sehr ähnlich, gewichten sie aber unterschiedlich;
man denke beispielsweise an den Wert des Ökosystems gegenüber dem Wert des
Hochwasserschutzes. Dies kann mithilfe eines Wichtungsfaktors in die Berechnung
einbezogen werden. Daneben wird durch Kompensationsfaktoren erreicht, dass
bestimmte Indikatoren nicht durch andere aufgewogen werden können: Eine
Bewertung kann dann keinen Maximalwert erreichen, wenn ein schlecht zu kom-
pensierender Indikatorwert keine gute Bewertung erhält. So ist beispielsweise ausge-
schlossen, dass der positive Indikator „niedrige Projektkosten“ den negativen Indi-
kator „umfangreicherVerstoß gegen zahlreiche Gesetze“ ausgleichen kann. Sowohl
Gewichtung als auch Kompensation kann in allen Ebenen der Baumstruktur unab-
hängig voneinander einberechnet werden.
Die Umsetzung des CP wurde mit zwei verschiedenen Programmen erfolg-
reich getestet: Microsoft Excel sowie IPython. Excel ist so gut wie auf jedem Rech-
ner verfügbar und erscheint etwas anschaulicher, IPython erfordert mehr Program-
mierfähigkeit seines Anwenders, kann aber im normalen Internetbrowser geöffnet
werden und ist im direkten Vergleich weniger fehleranfällig. Im oben genannten Fall
Altrip/Neuhofen/Waldsee wurden beispielsweise für Projektplaner und -gegner die
Projektbewertungen von 0,79 und 0,27 ermittelt (Optimalbewertung = 1,0). Solche
eindeutigen Zahlenwerte müssen jedoch richtig verstanden werden: Sie ermöglichen
zwar eine gewisse Vergleichbarkeit („Ranking“), und zwar von der Indikatorenstufe
bis zur Abschlussbewertung. Aus geisteswissenschaftlicher Sicht suggerieren sie hin-
gegen einen Grad an Exaktheit, der spätestens bei der Umwandlung qualitativer
Indikatoren in numerische Werte stark zu hinterfragen ist. Die nun gewählte
Methode bietet jedoch den Vorteil, den Anliegen beider Wissenschaftstraditionen
entgegen zu kommen: Sie ist von Anfang bis Ende transparent und bietet genügend
Ansatzpunkte für traditionelle geisteswissenschaftlich-qualitative Analysen, gleichzei-
tig entspricht sie Ingenieurs- und naturwissenschaftlichen Gepflogenheiten von
Ranking und Modellieren. Als „Modell“ ist der gewählte Ansatz auch zu verstehen:
Als Modell, das die für die Fragestellung wichtigen Gegebenheiten der „Wirklich-
keit“ wiedergibt; und dies scheint gelungen. Gleichwohl bestehen noch methodische
Unschärfen, denen sich das Projekt nun verstärkt zuwenden muss: Wie stark wirken
sich Ungenauigkeiten bei der Transformierung qualitativer in quantitativer Werte
aus? Wie ist mit nicht erhebbaren Daten umzugehen, gerade — aber nicht nur — im
Hinblick auf den auch historischen Ansatz des Projekts? Erste Ansätze aus Kombi-
 
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