Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2014 — 2015

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2014
DOI Kapitel:
II. Wissenschaftliche Vorträge
DOI Artikel:
Schmidt, Jochen: Nietzsches »Wille zur Macht« – Eine Entzauberung: Gesamtsitzung am 26. April 2014
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55654#0055
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jochen Schmidt

te Kriegsausgabe des Zarathustra, mit der mein Vater vor hundert Jahren in den
Weltkrieg zog.
Wie andere von Nietzsche bewusst als Schlagworte kreierte Parolen, so der
„Übermensch“, das „Dionysische“, mit dem er den modischen Irrationalismus be-
feuerte, und der neopagan instrumentalisierte „Tod Gottes“, so entwickelte auch
der „Wille zur Macht“ eine eigene Wirkungsgeschichte. Ein Werk mit dem Ti-
tel „Der Wille zur Macht“ hat Nietzsche zwar geplant, aber nie geschrieben. Erst
1901, ein Jahr nach Nietzsches Tod, wurde aufWunsch und unter der Ägide seiner
Schwester eine Kompilation aus nachgelassenen Notaten hergestellt, die diesen
Titel erhielt. Die Erstausgabe von 1901, die schon mit allerlei Unzugehörigem
angeschwellt wurde, sogar mit Exzerpten aus anderen Autoren, bot 483 solcher
meist nur skizzenhaften Notate, die neue Ausgabe von 1906 aber bereits 1067.
So entstand das angebliche „Hauptwerk“ und so begann die erstaunliche Karriere
dieses zur Legende beförderten Wechselbalgs, den die Kompilatoren nach Belie-
ben ausstopften. Auflage folgte auf Auflage bis 1944, als das Zentralorgan der Na-


im Alter von 88Jahren empfängt Elisabeth Förster-Nietzsche am Eingang des Nietzsche-
Archivs Adolf Hitler (Quelle: Klassik Stiftung Weimar)

55
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften