Tagung „Die Weltchronik des Johannes Malalas'
Der Totalitarismus zehrt dabei gleichermaßen von der Bindungskraft religi-
öser oder pseudoreligiöser Lebensformen, einer „emotionalen Gläubigkeit“, auch
christlicher Provenienz: Für Maier ist die Moderne insgesamt, ist besonders das
20. Jahrhundert eine Zeit der „Grenzüberschreitungen“. Vermeintliche Entdiffe-
renzierungen - von Politik und „Policey“, von Staat und Religion, von Ökonomie
und Recht - führen nicht zur Koexistenz separater Systeme, sondern produzie-
ren und provozieren Hybride. Es ist diese Gemengelage, in der wir nicht länger
von festen Größen ausgehen können, die Übergriffe verlangt. Sie sind notwendig
und ein kritisches Instrumentarium dort, wo Demarkationslinien verschwimmen.
Wir brauchen Kompetenzen in verschiedenen Disziplinen, um die Vielgestalt po-
litischer Religion zwischen Demokratie und Faschismus oder den Formwandel
im Verhältnis von Verwaltungslehre und Freiheitsrechten zu verstehen - und ihre
Chancen und Risiken auszuloten.
Maier plädiert deshalb für mehr Mobilität; „Beweglichkeit ist gefragt“, auch
in Forschung und Lehre. Seinem Fazit, dass der Bologna-Prozess gegenläufig im-
mer engere Reglementierungen aufgehäuft habe, wird niemand ernsthaft wider-
sprechen. Das Fazit jedoch ist nicht resignativ gemeint. Mit Jaspers setzt Maier
auf ein Krisenmanagement in drei Schritten: die Krise ergreifen, ertragen und
übeiwinden. Es kommt also darauf an, Freiräume zu schaffen und zu kultivieren.
Und welche Institution wäre besser dafür geeignet als eine Akademie der Wissen-
schaften?
Dominic Kaegi
„Die Weltchronik des Johannes Malalas.
Autor - Werk - Überlieferung"
Tagung der Forschungsstelle „Historisch-philologischer Kommentar zur
Chronik des Johannes Malalas" vom 27. Februar bis 1. März 2014 in Tübingen
Die Eröffnungstagung der neuen Forschungsstelle „Historisch-philologischer
Kommentar zur Chronik des Johannes Malalas“ fand vom 27. Februar bis zum
1. März 2014 im Evangelischen Stift zu Tübingen statt. Die internationale Konfe-
renz, die Forscher aus Deutschland, Polen, Österreich, Frankreich, Großbritanni-
en, Italien, Ungarn und Kanada versammelte, war auf zwei Schwerpunkte ausge-
richtet: zum einen Person und Werk des Johannes Malalas, zum anderen Fragen
der Textüberlieferung. Ziel der Veranstaltung war es darüber hinaus, einen inter-
disziplinären Dialog zur Gattung der Chronik und ihrer zeitgeschichtlichen sowie
intellektuellen Verankerung zu eröffnen.
In seinem einleitenden Grußwort stellte Paul Kirchhof, Präsident der Hei-
delberger Akademie der Wissenschaften, nicht nur die wissenschaftliche, sondern
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Der Totalitarismus zehrt dabei gleichermaßen von der Bindungskraft religi-
öser oder pseudoreligiöser Lebensformen, einer „emotionalen Gläubigkeit“, auch
christlicher Provenienz: Für Maier ist die Moderne insgesamt, ist besonders das
20. Jahrhundert eine Zeit der „Grenzüberschreitungen“. Vermeintliche Entdiffe-
renzierungen - von Politik und „Policey“, von Staat und Religion, von Ökonomie
und Recht - führen nicht zur Koexistenz separater Systeme, sondern produzie-
ren und provozieren Hybride. Es ist diese Gemengelage, in der wir nicht länger
von festen Größen ausgehen können, die Übergriffe verlangt. Sie sind notwendig
und ein kritisches Instrumentarium dort, wo Demarkationslinien verschwimmen.
Wir brauchen Kompetenzen in verschiedenen Disziplinen, um die Vielgestalt po-
litischer Religion zwischen Demokratie und Faschismus oder den Formwandel
im Verhältnis von Verwaltungslehre und Freiheitsrechten zu verstehen - und ihre
Chancen und Risiken auszuloten.
Maier plädiert deshalb für mehr Mobilität; „Beweglichkeit ist gefragt“, auch
in Forschung und Lehre. Seinem Fazit, dass der Bologna-Prozess gegenläufig im-
mer engere Reglementierungen aufgehäuft habe, wird niemand ernsthaft wider-
sprechen. Das Fazit jedoch ist nicht resignativ gemeint. Mit Jaspers setzt Maier
auf ein Krisenmanagement in drei Schritten: die Krise ergreifen, ertragen und
übeiwinden. Es kommt also darauf an, Freiräume zu schaffen und zu kultivieren.
Und welche Institution wäre besser dafür geeignet als eine Akademie der Wissen-
schaften?
Dominic Kaegi
„Die Weltchronik des Johannes Malalas.
Autor - Werk - Überlieferung"
Tagung der Forschungsstelle „Historisch-philologischer Kommentar zur
Chronik des Johannes Malalas" vom 27. Februar bis 1. März 2014 in Tübingen
Die Eröffnungstagung der neuen Forschungsstelle „Historisch-philologischer
Kommentar zur Chronik des Johannes Malalas“ fand vom 27. Februar bis zum
1. März 2014 im Evangelischen Stift zu Tübingen statt. Die internationale Konfe-
renz, die Forscher aus Deutschland, Polen, Österreich, Frankreich, Großbritanni-
en, Italien, Ungarn und Kanada versammelte, war auf zwei Schwerpunkte ausge-
richtet: zum einen Person und Werk des Johannes Malalas, zum anderen Fragen
der Textüberlieferung. Ziel der Veranstaltung war es darüber hinaus, einen inter-
disziplinären Dialog zur Gattung der Chronik und ihrer zeitgeschichtlichen sowie
intellektuellen Verankerung zu eröffnen.
In seinem einleitenden Grußwort stellte Paul Kirchhof, Präsident der Hei-
delberger Akademie der Wissenschaften, nicht nur die wissenschaftliche, sondern
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