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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2014 — 2015

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A. Das akademische Jahr 2014
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II. Wissenschaftliche Vorträge
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Arend, Sabine: Ordnungen für die Kirche – Wirkungen auf die Welt: Tagung der Forschungsstelle „Evangelische Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts“ vom 13. bis 15. März 2014
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https://doi.org/10.11588/diglit.55654#0085
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Tagung „Ordnungen für die Kirche'

einen vergleichenden Blick auf Predigt, Abendmahl, Taufe, Trauung und Kranken-
besuch in den oberdeutschen Agenden.
In der zweiten Sektion („Europäische Perspektiven“) sprachen Prof Dr. Ro-
nald G. Asch zu den Auseinandersetzungen um die Ordnung der Kirche in Eng-
land zwischen 1603 und 1642 und Dr. Christine Mundhenk über die von Johannes
Mathesius 1551 verfasste Kirchenordnung für die böhmische Bergbaustadt Sankt
Joachimsthal.
Schließlich wurden in einer dritten Sektion die „Wirkungen der Kirchenord-
nungen auf die Welt“ betrachtet. Dr. Bridget Heal referierte über die normativen
Vorgaben der Kirchenordnungen zu religiösen Bildwerken und zum Erhalt von
Kunstwerken in Kirchenräumen lutherischer Gemeinden. PD Dr. Ralf Frassek
führte die Regelung des Eherechts in den evangelischen Kirchenordnungen der
sächsischen Territorien aus; PD Dr. Tim Lorentzen befasste sich mit dem weiten
Bereich der öffentlichen Fürsorge, wie er sich in den Kirchenordnungen nieder-
schlägt. Abschließend referierte Prof. Dr. Christian Hattenhauer über die in den
evangelischen Kirchenordnungen enthaltenen Maßgaben zu Wucher und Zins-
nahme.
Ausgehend von der wissenschaftlichen Zielsetzung der Tagung wurde die
komparatistische Perspektive in den einzelnen Vorträgen stark gemacht. Die The-
men blieben nicht auf eine Kirchenordnung oder eine Region beschränkt, sondern
es wurden jeweils mehrere Ordnungen aus verschiedenen Regionen, in denen
idealeiweise unterschiedliche Ordnungsmodelle anzutreffen sind, vergleichend
untersucht. Bei einigen Themen bot es sich zudem an, die historische Entwick-
lung vom Spätmittelalter zum 16. Jahrhundert und somit den reformatorischen
Wandel in den Blick zu nehmen.
Folgende Ergebnisse der Tagung können festgehalten werden:
- Die Entwicklungslinien, die vom Mittelalter in die Reformationszeit gezogen
wurden, unterstreichen, dass die Reformation keinen vollständigen Bruch dar-
stellte, sondern vielfach bereits Bestehendes umformte und weiterentwickelte.
- Der normative Charakter der Kirchenordnungen, die einen obrigkeitlicherseits
gewünschten bzw. anzustrebenden Zustand abbilden, wurde betont. Die Kon-
trastierung dieser rechtsetzenden Quellen mit Visitationsprotokollen, in denen
die tatsächlichen Verhältnisse dokumentiert sind, wurde als besonders ertrag-
reich herausgestellt.
- Ein vergleichender Blick auf Kirchenordnungen katholischer Provenienz, wie
sie etwa aus den Bistümern Würzburg und Paderborn überliefert sind, bleibt ein
Desiderat.
Die mit rund 50 Teilnehmern gut besuchte Veranstaltung zeichnete sich durch
intensive Diskussionen im Anschluss an die einzelnen Vorträge aus. Neben den

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