Tagung „Digitale Gesellschaft'
Rahmen der digitalen Welt vor, nachmittags wurde auf dem Podium und mit dem
Plenum über die Risiken diskutiert.
Die Vortragenden waren Rolf Harald Baayen, Alexander von Humboldt-
Professor an der Universität Tübingen („Der Linguist und Big Brother“); das
Akademie-Mitglied Hans Burkhardt von der Universität Freiburg („Digitale
Bildanalyse: Grenzen und Möglichkeiten“); Daniel A. Keim, Professor für Da-
tenanalyse und Visualisierung an der Universität Konstanz („Visuelle Analysen
und ihre Möglichkeiten: Verborgene Schätze in Big Data entdecken“); Björn
Ommer, Professor für wissenschaftliches Rechnen in Heidelberg („Digital Hu-
manities: Neue Möglichkeiten und Herausforderungen“) und Shinichi Sunaga-
wa, Staff Scientist in der Gruppe von Peer Bork am European Molecular Biology
Laboratory (EMBL) in Heidelberg („Mensch und Ozean im Blickwinkel der
Systembiologie“). Sie stellten jeweils in knapp 30 Minuten ihre Arbeitsgebiete
vor. Vorbereitet wurde die Tagung von Willi Jäger und Wolfgang Raible, mode-
riert von letzterem.
Uber die Podiumsdiskussion am Nachmittag hinaus war insbesondere die
Diskussion mit dem Heidelberger Publikum von hohem Interesse - was uns
bewegt, sind ja weniger die unbestreitbaren Chancen als vor allem die Risiken
einer Digitalen Gesellschaft. Angebracht ist hier zum Beispiel Vorsicht mit der
Preisgabe der eigenen Daten. Was einmal im Netz ist, ist, so ein Bild von Daniel
A. Keim, wie verschüttete Milch: man kann sie nicht mehr einsammeln. Effizi-
ente Verschlüsselung, so ein anderer diskutierter Punkt, ist keine Utopie - Pretty
Good Privacy (PGP) etwa ist nicht entschlüsselbar und deshalb allen Geheim-
diensten ein Dorn im Auge. Namentlich amerikanische Einrichtungen sehen es
ja als ihr verbrieftes Recht an, alle private Kommunikation mitzulesen. Angespro-
chen wurde auch das Problem der erhöhten Produktivität, die mit einem Verlust
an traditionellen Arbeitsplätzen verbunden ist - klassisches Beispiel sind die Set-
zer in Zeitungsverlagen. Hier entstehen natürlich, so die Experten, laufend neue
Arbeitsplätze auf höherer Ebene - es stellt sich damit aber sofort das Problem der
Aus- und vor allem der permanenten Weiterbildung.
Ein Thema waren auch die Möglichkeiten der Bioinformatik. Soll ein Arzt
eine Patientin darüber informieren, dass sie möglicherweise an Brustkrebs erkran-
ken könnte? Hier waren sich Podium und Publikum darüber einig, dies sei sogar
unverantwortlich: es gibt nur in extrem seltenen Fällen eine eins-zu-eins-Bezie-
hung zwischen einem Gen und einer bestimmten Krankheit. Stets wirken andere
Gene mit, es gibt epigenetische Veränderungen; es kommt also sehr auf das gesam-
te Genom und auf den individuellen Lebenswandel an.
Digitalisierung macht, so war schließlich festzustellen, unglaublich schnelles
Rechnen möglich, allerdings nur mit der Intelligenz, die ein menschlicher Pro-
grammierer dem Rechner geliehen hat. Was ein Computer nicht haben kann, ist
Kreativität, sind Ideen und Einfälle, ist das typisch menschliche Hinausgehen über
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Rahmen der digitalen Welt vor, nachmittags wurde auf dem Podium und mit dem
Plenum über die Risiken diskutiert.
Die Vortragenden waren Rolf Harald Baayen, Alexander von Humboldt-
Professor an der Universität Tübingen („Der Linguist und Big Brother“); das
Akademie-Mitglied Hans Burkhardt von der Universität Freiburg („Digitale
Bildanalyse: Grenzen und Möglichkeiten“); Daniel A. Keim, Professor für Da-
tenanalyse und Visualisierung an der Universität Konstanz („Visuelle Analysen
und ihre Möglichkeiten: Verborgene Schätze in Big Data entdecken“); Björn
Ommer, Professor für wissenschaftliches Rechnen in Heidelberg („Digital Hu-
manities: Neue Möglichkeiten und Herausforderungen“) und Shinichi Sunaga-
wa, Staff Scientist in der Gruppe von Peer Bork am European Molecular Biology
Laboratory (EMBL) in Heidelberg („Mensch und Ozean im Blickwinkel der
Systembiologie“). Sie stellten jeweils in knapp 30 Minuten ihre Arbeitsgebiete
vor. Vorbereitet wurde die Tagung von Willi Jäger und Wolfgang Raible, mode-
riert von letzterem.
Uber die Podiumsdiskussion am Nachmittag hinaus war insbesondere die
Diskussion mit dem Heidelberger Publikum von hohem Interesse - was uns
bewegt, sind ja weniger die unbestreitbaren Chancen als vor allem die Risiken
einer Digitalen Gesellschaft. Angebracht ist hier zum Beispiel Vorsicht mit der
Preisgabe der eigenen Daten. Was einmal im Netz ist, ist, so ein Bild von Daniel
A. Keim, wie verschüttete Milch: man kann sie nicht mehr einsammeln. Effizi-
ente Verschlüsselung, so ein anderer diskutierter Punkt, ist keine Utopie - Pretty
Good Privacy (PGP) etwa ist nicht entschlüsselbar und deshalb allen Geheim-
diensten ein Dorn im Auge. Namentlich amerikanische Einrichtungen sehen es
ja als ihr verbrieftes Recht an, alle private Kommunikation mitzulesen. Angespro-
chen wurde auch das Problem der erhöhten Produktivität, die mit einem Verlust
an traditionellen Arbeitsplätzen verbunden ist - klassisches Beispiel sind die Set-
zer in Zeitungsverlagen. Hier entstehen natürlich, so die Experten, laufend neue
Arbeitsplätze auf höherer Ebene - es stellt sich damit aber sofort das Problem der
Aus- und vor allem der permanenten Weiterbildung.
Ein Thema waren auch die Möglichkeiten der Bioinformatik. Soll ein Arzt
eine Patientin darüber informieren, dass sie möglicherweise an Brustkrebs erkran-
ken könnte? Hier waren sich Podium und Publikum darüber einig, dies sei sogar
unverantwortlich: es gibt nur in extrem seltenen Fällen eine eins-zu-eins-Bezie-
hung zwischen einem Gen und einer bestimmten Krankheit. Stets wirken andere
Gene mit, es gibt epigenetische Veränderungen; es kommt also sehr auf das gesam-
te Genom und auf den individuellen Lebenswandel an.
Digitalisierung macht, so war schließlich festzustellen, unglaublich schnelles
Rechnen möglich, allerdings nur mit der Intelligenz, die ein menschlicher Pro-
grammierer dem Rechner geliehen hat. Was ein Computer nicht haben kann, ist
Kreativität, sind Ideen und Einfälle, ist das typisch menschliche Hinausgehen über
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