Nachruf auf Eugen Biser
geschrieben wird, sondern müsse zum Glauben als freiheitlichem Fürwahrhalten
zurückfinden. Die Botschaft müsse wieder zum Botschafter finden, die satzhaf-
te Wahrheit zur personalen Wahrheit zurückkehren. Dabei darf Glauben nicht
ver„wahr“losen, sich nicht von der Wahrheit lösen, sondern muss sich in Grenzen
der menschenmöglichen Wahrheitssuche bewahrheiten. Jeder könne Gott begeg-
nen in Bescheidenheit, im Bemühen um Innerlichkeit, in der Anstrengung zu
mitteilbaren menschlichen Wahrheiten, im Dialog. Das Vermächtnis Eugen Bisers
ist ein theologisches und ein anthropologisches, sucht in der Gottesbegegnung
Wege zu individueller Freiheit und persönlichem Glück.
Dieses Christentum würdigt den Menschen als Person und Persönlichkeit,
sieht ihn als Dialogpartner Gott gegenübertreten. Der Mensch hat ein Gewissen,
ein sittliches, ein intellektuelles, ein ästhetisches und ein Existenzgewissen, das
den Menschen die Möglichkeit gibt, sich zu entfalten oder sich fallenzulassen, sich
zu veredeln oder sich zu vernachlässigen. Das Christentum sieht das Menschliche
nicht als Vertreibung aus dem Paradies, sondern als Ankunft in einer humanen und
humanitätsfähigen Welt. Wenn der Mensch sich so annimmt, drängt er nicht in
eine Selbstverwirklichung, die nur auf sich selbst schaut, sondern arbeitet an sich
selbst. Das sei der „Urakt aller Kultur“.
Der an die Auferstehung Glaubende habe den Tod bereits hinter sich, auch
wenn die Not des Sterbenmüssens ihm noch bevorstehe. Diese Vorstellung wird
für Eugen Biser wiederum zur Eiwartung, wenn er auf das Sterben vorausschaut:
„Ich lasse mich von Gott überraschen.“
Paul Kirchhof
365
geschrieben wird, sondern müsse zum Glauben als freiheitlichem Fürwahrhalten
zurückfinden. Die Botschaft müsse wieder zum Botschafter finden, die satzhaf-
te Wahrheit zur personalen Wahrheit zurückkehren. Dabei darf Glauben nicht
ver„wahr“losen, sich nicht von der Wahrheit lösen, sondern muss sich in Grenzen
der menschenmöglichen Wahrheitssuche bewahrheiten. Jeder könne Gott begeg-
nen in Bescheidenheit, im Bemühen um Innerlichkeit, in der Anstrengung zu
mitteilbaren menschlichen Wahrheiten, im Dialog. Das Vermächtnis Eugen Bisers
ist ein theologisches und ein anthropologisches, sucht in der Gottesbegegnung
Wege zu individueller Freiheit und persönlichem Glück.
Dieses Christentum würdigt den Menschen als Person und Persönlichkeit,
sieht ihn als Dialogpartner Gott gegenübertreten. Der Mensch hat ein Gewissen,
ein sittliches, ein intellektuelles, ein ästhetisches und ein Existenzgewissen, das
den Menschen die Möglichkeit gibt, sich zu entfalten oder sich fallenzulassen, sich
zu veredeln oder sich zu vernachlässigen. Das Christentum sieht das Menschliche
nicht als Vertreibung aus dem Paradies, sondern als Ankunft in einer humanen und
humanitätsfähigen Welt. Wenn der Mensch sich so annimmt, drängt er nicht in
eine Selbstverwirklichung, die nur auf sich selbst schaut, sondern arbeitet an sich
selbst. Das sei der „Urakt aller Kultur“.
Der an die Auferstehung Glaubende habe den Tod bereits hinter sich, auch
wenn die Not des Sterbenmüssens ihm noch bevorstehe. Diese Vorstellung wird
für Eugen Biser wiederum zur Eiwartung, wenn er auf das Sterben vorausschaut:
„Ich lasse mich von Gott überraschen.“
Paul Kirchhof
365