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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2014 — 2015

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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder
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II. Nachrufe
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Pfister, Max: Alberto Vàrvaro (13.3.1934 – 22.10.2014)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55654#0365
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Nachruf auf Alberto Värvaro

XIe etXIF siecles. Presence effective dans l’ile des hommes d’origine normanne ou
gallo-romane“ oder „il giudeo-spagnolo prima dell’espulsione del 1492“.
Värvaro gilt auch in methodischer Hinsicht als einer der bedeutendsten Ro-
manisten unserer Zeit und genießt großes internationales Ansehen. Im grund-
legenden Artikel „Linguistica e filologia romanza“ schreibt er: „Oggi il rapporto
strettissimo tra linguistica e filologia si inquadra nel costante richiamo non solo
alla linguistica testuale ma alla pragmatica e alla sociolinguistica“ oder im ebenso
wegweisenden Beitrag „La dialettologia e le situazioni linguistiche del passato“:
„In ogni caso, la definizione della dialettologia come Studio della variazione dia-
topica modifica molto seriamente i dati di fbndo della nostra discussione“. Värva-
ro verbindet auf meisterhafte Art Sprachgeschichte und Kulturgeschichte, z. B. in
„Lingua e storia in Sicilia (Dalle guerre puniche alla conquista normanna)“ oder
in „Maltese e siciliano: varietä a contatto nel tempo“, Palermo 1981. Wegweisend
ist auch seine Einleitung zur italienischen Übersetzung von „Ausgliederung der
romanischen Sprachräume“ von Walther von Wartburg, eine kritische Würdigung,
die sein ausgewogenes Urteil zeigt: „Il taglio del libro di Wartburg ci impone di ac-
certare quali fossero i presupposti teorici dell’autore, quali i suoi modelli storiogra-
fici, quali la ragione e i vantaggi (o le debolezze) delle sue scelte, quali i metodi“.
Die Urteile Värvaros zu seinem Freund Salvatore Battaglia und zu einigen
seiner romanistischen Vorbilder und Zeitgenossen, z. B. Walter von Wartburg oder
Joan Corominas, gehören zu den bedeutendsten Würdigungen, die mir über die-
se herausragenden Romanisten bekannt sind. Värvaros gesamtromanistische Sicht
erinnert an die wegweisenden Arbeiten eines Meyer-Lübke, von Wartburg oder
Rohlfs.
Es ist schwierig den außerordentlich weiten Forschungshorizont von Alberto
Värvaro abzustecken. Ein Indiz hierfür ist z. B. auch die Sprachenvielfalt, in der
seine Arbeiten redigiert sind: italienisch, französisch, spanisch, katalanisch und
englisch. In verschiedener Hinsicht ist Värvaro atypisch für einen italienischen
filologo romanzo. Normalerweise haben die italienischen Kollegen ihre Spezial-
gebiete. Gianfranco Contini und Aurelio Roncaglia waren Philologen, auch wenn
man bei Contini eine spezielle Vertiefung der literarischen Textkritik erkennen
kann; Arrigo Castellani war Sprachgeschichtsschreiber, Manlio Cortelazzo war
der Lexikologe par excellence. Wenige italienische Romanisten mit sprachwissen-
schaftlicher Ausrichtung überschreiten in ihren Forschungen die Grenzen der Ita-
loromania, vielleicht noch der vor kurzem verstorbene Dialektologe Giambattista
Pellegrini mit seinen arabischen, albanischen, ungarischen und slavischen Studien
oder Carlo Mastrelli als Kenner der germanischen Sprachen. Ich könnte verschie-
dene große Romanisten anführen, die auf ihrem Fachgebiet unauslöschliche Spu-
ren hinterlassen haben, z. B. in der Iberoromania Ramon Menendez Pidal und
Badia y Margarit, für die Galloromania Gaston Paris und Mario Roques, für die
deutschsprachige Romanistik Meyer-Lübke, Jud, Jaberg, von Wartburg, Rohlfs, für

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